Vorarlberg

Ein Jahr im Auto gelebt: „Tanja hat mich aus der Gosse gerettet“

15.12.2024 • 12:00 Uhr
Edi hat im Auto gelebt und wurde von Stunde des Herzens mit Schlafsack etc. versorgt
Edis Herbergssuche hat dank Oma Ulli, Florian (7), Stefan und Tanja sowie der kleinen Ricarda (4) ein gutes Ende genommen. Hartinger

Kurz vor Weihnachten 2023 verlor Edi (73) alles. Ein Jahr lang lebte er in seinem Auto – bis Familie Vonderleu sein Leben veränderte.

Vor etwas mehr als einem Jahr änderte sich das Leben von Edi (73) schlagartig. Der Deutsche, der seit 15 Jahren in Vorarlberg als Hausmeister und Chauffeur lebt und arbeitet, kollabierte auf dem Gehweg: „Ich bin zusammengeklappt, überall war Blut. Ich wurde vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht und in einer Notoperation wurden mir acht Magengeschwüre entfernt“, berichtet der heute 73-Jährige. Die Geschehnisse führten zu einem Streit mit seinem Chef, Edi verlor seinen Job und damit auch die Unterkunft, die ihm sein Arbeitgeber gestellt hatte. „Etwa eine Woche vor Weihnachten wurde ich von einem Tag auf den anderen auf die Straße gesetzt und habe dann in meinem Auto gelebt“, erklärt Edi.

Edi, Stunde des Herzens
Edi hat ein ganzes Jahr lang in seinem Auto gelebt. Stunde des Herzens

Weihnachten im Auto

Er habe sich in seinem Auto arrangiert, nachts im Winter ab und zu den Motor laufen lassen, damit er es ein bisschen warm hat. „Ich habe geschaut, dass ich irgendwo heißes Wasser bekomme, dass ich mir mal einen Tee machen kann, um mich aufzuwärmen“, berichtet er. „Heute leben, morgen leben … man lernt“, lautet Edis Fazit aus dieser Zeit, aus der ein ganzes Jahr Leben im Auto werden sollte. „Weil ich keinen Wohnsitz mehr hatte, wurde mir auch die österreichische Pension gestrichen“, erzählt er.

Leben auf der Straße

„Untertags konnte ich mich im Supermarkt aufwärmen und da wurde mir auch von vielen Leuten Hilfe angeboten, aber ich konnte das nicht annehmen. Ein bisschen Stolz hat man noch und ich habe mich auch für meine Situation geschämt“, erklärt Edi. „Schließlich hat aber Bertram, der Chef vom Intersport Fischer, einen Kontakt zu Joe Fritsche von Stunde des Herzens hergestellt. Sie haben mir einen warmen Schlafsack geschenkt und auf Facebook gepostet, dass sie eine Wohnung für mich suchen.“ Was dann wenige Tage später passiert ist, wird Edi nie vergessen.

Edi hat im Auto gelebt und wurde von Stunde des Herzens mit Schlafsack etc. versorgt
Die kleine Ricarda hat Edi sofort in ihr Herz geschlossen. Hartinger

Edis Weihnachtswunder

Tanja Vonderleu aus dem Silbertal sah das Posting und zeigte es ihrem Mann Stefan. „Als wir mitbekommen haben, dass ein älterer Mensch ohne Dach überm Kopf einfach vom Staat im Stich gelassen wird, mussten wir handeln“, erzählt die zweifache Mutter. Kurz darauf luden die Vonderleus Edi auf einen Kaffee ein. „Drei Tage später zog er bei uns ein“, so Tanja. Aktuell wohnt Edi in der Ferienwohnung der Familie, im 200 Jahre alten Nebenhaus des landwirtschaftlichen Gebäudes. Wie viel es ihm bedeutet, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben, kann Edi kaum in Worte fassen. Doch das ist nur eine Übergangslösung: Noch vor Weihnachten soll Edis eigene Wohnung im Haupthaus fertig werden. „Diese Wohnung war eigentlich auch als Ferienwohnung gedacht“, erklärt Tanja. „Aber wir haben beschlossen, dass Edi hier ein Zuhause finden soll und er so lange bleiben kann, wie er möchte.“

Edi hat im Auto gelebt und wurde von Stunde des Herzens mit Schlafsack etc. versorgt
In wenigen Tagen soll Edis neue Wohnung im Erdgeschoss bei den Vonderleus bezugsfertig sein. Hartinger
Edi hat im Auto gelebt und wurde von Stunde des Herzens mit Schlafsack etc. versorgt
Die ganze Familie hilft mit, das neue Zuhause für Edi herzurichten. Hartinger

Familien-Weihnachten

Edi ist spürbar erleichtert. Seine Dankbarkeit lässt sich in all seinen Worten und Gesten erkennen. Im Auto konnte er sich kaum bewegen und aufgrund einer Entzündung an den Beinen, die nie richtig verheilen konnte, war es ihm auch nicht mehr möglich, Schuhe zu tragen. „Im Vergleich zu meinem Leben im Auto lebe ich hier im puren Luxus. Ich habe ein Bett und muss nicht mehr im Sitzen schlafen. Ich kann mir etwas kochen, wenn ich Hunger habe, und ich kann aufstehen, um mich ein bisschen zu bewegen. Tanja hat mich aus der Gosse gerettet“, sagt er mit einem breiten Lächeln. Doch nicht nur die Unterkunft hat sein Leben verändert. Die beiden Kinder der Vonderleus, Florian (7) und Ricarda (4), haben ihn sofort in ihre Herzen geschlossen.

Edi hat im Auto gelebt und wurde von Stunde des Herzens mit Schlafsack etc. versorgt
Ein Jahr lang kannte der 73-Jährige es nicht mehr, in einem richtigen Bett zu schlafen. Hartinger

Für die Familie steht eines fest: Dieses Weihnachten wird anders für Edi – und besonders. „Was Edi noch nicht weiß: Wir werden Heiligabend zusammen mit ihm im Kreis der Familie feiern“, verrät Tanja und Edi kommen vor Freude sogar ein paar Tränen – er kann sein Glück kaum fassen. Gefragt, ob er heuer einen besonderen Weihnachtswunsch habe, erwidert er mit einem breiten Lächeln: „Ich bin wunschlos glücklich.“

Edi hat im Auto gelebt und wurde von Stunde des Herzens mit Schlafsack etc. versorgt
Dank Familie Vonderleu kann Edi heute wieder lachen. Hartinger

Hilfe willkommen

„Wir sind froh, dass wir helfen können, aber das alles auf Dauer zu stemmen ist mit zwei kleinen Kindern nicht einfach“, gesteht Tanja. Besonders dringend benötigt Edi Maßschuhe für seine entzündeten Füße sowie eine kleine Eckbank mit einem Tisch für seine neue Wohnung. Geld würde natürlich auch helfen. Wer Edi und Familie Vonderleu unterstützen möchte, kann sich an den Verein Stunde des Herzens wenden: Stunde des Herzens

Edi hat im Auto gelebt und wurde von Stunde des Herzens mit Schlafsack etc. versorgt
Die NEUE hat Familie Vonderleu und Edi im Silbertal besucht. Hartinger