Vorarlberg

„Die heutige Lage ist alles andere als positiv“

13.02.2025 • 17:53 Uhr
„Die heutige Lage ist alles andere als positiv“
Die Stiftung Maria Ebene steht erneut in der Kritik. Stiplovsek, Hartinger, Steurer

Bernhard Amann, Obmann von „Ex & Hopp“, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stiftung Maria Ebene. Die NEUE hat bei der Stiftung, Dr. Haller und Landesrätin Martina Rüscher nachgefragt.

In einer Medienaussendung erhebt Bernhard Amann, Obmann des Vereins „Ex & Hopp“, schwere Vorwürfe gegen das Kuratorium der Stiftung Maria Ebene. Er kritisiert die Schließung der Therapiestation Lukasfeld sowie einen eklatanten Fachärztemangel im Krankenhaus Maria Ebene. Amann fordert den sofortigen Rücktritt des Kuratoriums und schlägt eine interimistische Leitung durch die ehemaligen Primarärzte Dr. Reinhard Haller und Dr. Albert Lingg vor.

Schließung von Lukasfeld

Amann bezeichnet die Entscheidung, die Therapiestation Lukasfeld zu schließen, als „fatale Fehlentscheidung“. „Mit Millionenaufwand wurde Lukasfeld vor 15 Jahren neu gebaut, da damals eine Vermischung aller Süchte in einem Haus für alle negative Auswirkungen hatte. Die Kultur drogenabhängiger Menschen ist eine spezielle, und daher ist eine eigene Einrichtung notwendig“, erklärt Amann. Er sieht in der Schließung eine Maßnahme, die „ohne fachliche Not, aber aufgrund von hausgemachtem Fachärztemangel“ getroffen wurde.
„Nun ist die heutige Lage alles andere als positiv“, fährt Amann fort. „Die so wichtige und im Land einzige Suchtambulanz war früher sechs Tage pro Woche geöffnet, jetzt nur noch an eineinhalb Wochentagen. Gerade berufstätige Menschen, die Angst vor Jobverlust haben, konnten die Ambulanz früher in Randzeiten nutzen, was nun nicht mehr möglich ist.“

Auswirkungen

Ein weiteres Kernproblem sei die medizinische Unterversorgung. „Das Krankenhaus müsste mit zumindest vier psychiatrischen Fachärzten besetzt sein, mindestens zwei davon müssten tagsüber präsent sein. Das ist jedoch aktuell und seit längerem nicht der Fall“, so Amann. „Nicht einmal der Primar Dr. Kloimstein ist täglich vor Ort.“ Stattdessen kämen „temporäre Notdienste“ zum Einsatz, die von pensionierten Ärzten wie Dr. Koppi und Dr. Schneider übernommen werden. „Zweimal im Monat kommt für einen Tag ein Psychiater aus Tirol. Genau genommen müsste aufgrund dieser personellen Situation das Krankenhaus Maria Ebene geschlossen werden“, kritisiert Amann scharf.

Lebenswerk

Der frühere Primar von Maria Ebene, Dr. Reinhard Haller, zeigt sich betroffen. „Ich kann die Vorwürfe verstehen“, sagt er. „Die Stiftung bräuchte professionellere Strukturen, und die Kooperation mit dem Landeskrankenhaus Rankweil sollte besser koordiniert werden.“ Er berichtet, dass ihn „seit Jahren Klagen von Patienten und Mitarbeitern“ erreichen und „viele bewährte Mitarbeiter gegangen sind“.

„Es tut mir im Herzen weh – immerhin ist die Maria Ebene mein Lebenswerk“, erklärt Haller weiter. „Ich möchte mich nicht mehr einmischen, aber es braucht eine starke Führung im ärztlichen Bereich.“ Zur von Amann ins Spiel gebrachten Übergangslösung mit ihm und Dr. Lingg meint er: „Es freut mich, dass Bernhard Amann ausgerechnet mich vorschlägt, um interimistisch zu übernehmen. Wir hatten viele Diskussionen und fast schon ein Verhältnis wie Don Camillo und Peppone.“

Maria Ebene kontert

Die Stiftung Maria Ebene zeigt sich in einer schriftlichen Stellungnahme „irritiert und verwundert“ über Amanns Vorwürfe. „Als Kompetenzzentrum in allen Suchtfragen hat die Stiftung Maria Ebene und ihre Einrichtungen überregionale Bedeutung und ist auch über die Landesgrenzen hinaus als etablierte Institution anerkannt“, heißt es darin.

Zur Schließung von Lukasfeld erklärt die Stiftung: „Eine moderne, zeitgemäße und qualitätsorientierte Therapie stellt sich heute zentrumsbasiert und multiprofessionell dar. Die Entscheidung zur Integration von Lukasfeld in das Krankenhaus Maria Ebene und die Therapiestation Carina wurde bereits 2023 vom Kuratorium einstimmig beschlossen.“

Bezüglich des Fachärztemangels verweist die Stiftung darauf, dass dieser „österreichweit und auch in den Nachbarländern“ ein Problem sei. Dennoch sei „eine bestmögliche Betreuung unserer Patienten jederzeit gewährleistet“. Zur Umstellung der Suchtambulanz auf eine Terminambulanz während der Corona-Pandemie heißt es: „Es zeigte sich, dass eine koordinierte und strukturierte Terminvergabe einen Benefit sowohl für Patienten als auch für die Planbarkeit des Personals brachte.“

Kritik wird ernst genommen

Landesrätin Martina Rüscher nimmt die Kritik ernst: „Wir verweisen in diesem Zusammenhang aber auch auf die Stellungnahme der Stiftung Maria Ebene.“ Rüscher kündigt an, dass die Stellungnahmen beider Seiten vertieft geprüft werden, um sich „ein umfassendes Bild der Sachlage zu machen“. Zum allgemeinen Fachkräftemangel im Gesundheitssystem sagt sie: „Auch aus diesem Grund wurde der Prozess Spitalscampus 2030 ins Leben gerufen. In diesem Prozess werden bis Ende des Jahres gemeinsam mit allen Beteiligten restrukturierende Maßnahmen über alle Krankenhausstandorte hinweg erarbeitet, um eine nachhaltige und zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung in Vorarlberg sicherzustellen.“

Konsequenzen gefordert

„Das Kuratorium schaut diesem Zustand seit inzwischen sechs Jahren zu und wird seiner Aufsichtspflicht in keiner Form gerecht“, kritisiert Bernhard Amann. Er fordert eine „Neuordnung mit kompetenten Personen“.