Vorarlberg

Gletscher in „massiver Phase des Zerfalls“

07.03.2025 • 15:18 Uhr
Gletschersterben
Der Ochsentaler Gletscher ist einer der wenigen verbliebenen in Vorarlberg. ÖAV Gletschermessdienst/Gross

Der Ochsentaler Gletscher am Fuße des Piz Buin hat innerhalb eines Jahres 18 Meter an Länge eingebüßt. Experten warnen vor weitreichenden Folgen für Natur und Infrastruktur.

Die Gletscher in Österreich befinden sich laut dem neuesten Bericht des Alpenvereins in einer „massiven Phase des Zerfalls“. Die aktuelle Messperiode 2023/2024 zeigt erneut alarmierende Rückgänge, wobei der Sexegertenferner in den Ötztaler Alpen mit einem Minus von 227,5 Metern an der Spitze steht. Auch andere Gletscher in Tirol und Oberösterreich verloren beträchtlich an Masse. Experten gehen davon aus, dass die meisten österreichischen Gletscher in 40 bis 50 Jahren verschwunden sein werden.

Die Ursachen sind klar: Zu hohe Temperaturen und zu wenig Niederschläge haben den Gletschern zugesetzt. Zwar brachte der vergangene November überdurchschnittlich viel Schnee, doch reichte dies nicht aus, um die sommerliche Schmelze auszugleichen. Das vergangene Jahr war um 1,9 Grad wärmer als der Durchschnitt, und auch für heuer erwarten Wissenschaftler keine Besserung.

Gletscher in „massiver Phase des Zerfalls“

Auswirkungen auf Vorarlberg

Vorarlbergs Berge beherbergen nur noch wenige Gletscherreste, doch auch diese ziehen sich immer weiter zurück. Besonders betroffen ist der Ochentaler Gletscher im Rätikon, der in der aktuellen Messperiode 18 Meter an Länge eingebüßt hat. Damit setzt sich der drastische Rückgang dieses Gletschers fort, der bereits in den vergangenen Jahrzehnten massiv an Fläche verloren hat.

Schwindender Permafrost

Neben dem Rückgang der Gletscher sorgt auch der schwindende Permafrost für Probleme. Felsstürze treten häufiger auf und gefährden Wanderwege, Straßen und alpine Infrastruktur. Zudem verändert sich das Wasserangebot in den Flüssen, was langfristig Auswirkungen auf die Energieproduktion der Illwerke vkw und die Wasserversorgung haben könnte.

Gletscherskigebiete stoppen

Besonders kritisch sieht der Alpenverein den weiteren Ausbau von Gletscherskigebieten. „Es ist Zeit, diese Entwicklung zu stoppen“, forderte ÖAV-Vizepräsidentin Nicole Slupetzky. Der Druck auf den alpinen Raum sei enorm, und Gletscherrückzugsgebiete müssten besser geschützt werden.

Die Vereinten Nationen haben 2025 zum „Internationalen Jahr zum Schutz der Gletscher“ erklärt. Ein interaktiver Gletschermonitor des Alpenvereins zeigt inzwischen die dramatischen Veränderungen einzelner Gletscher über die letzten Jahrzehnte hinweg.