“Einen Betonklotz unter Wasser gegen Feuer versichern”

Bei Burtscher Hackspiel & Partner ist man der Ansicht, dass Versicherungen einen deutlich schwindenden Risiko-Appetit an den Tag legen.
Der unabhängige EFM-Versicherungsmakler Burtscher Hackspiel & Partner aus Bregenz sieht einen immer geringer werdenden „Risiko-Appetit“ in der Versicherungsbranche. „Früher haben sich die Versicherer regelrecht um die Kundinnen und Kunden gestritten. Heute sind sie gar nicht mehr so scharf darauf, gewisse Risiken noch zu versichern. Man darf in bestimmten Bereichen froh sein, wenn man überhaupt ein Angebot mit leistbaren Prämien bekommt“, so der geschäftsführende Mehrheitseigentümer René Burtscher und Miteigentümer Michael Bichler im wpa-Gespräch.
Geringstmögliches Risiko
Es gehe bei immer mehr Versicherungen nur noch um Ergebnisse und nicht mehr auch um Prämienvolumina, Marktpräsenz und absolute Kundenzufriedenheit. „Man hat manchmal den Eindruck, als ob viele Versicherungen am liebsten nur noch einen Betonklotz unter Wasser gegen Feuer versichern würden. Alles darüber hinaus wird ihnen langsam zuviel Risiko“, so Bichler.
Gerade in den Bereichen Feuerversicherung und Cyber-Security-Versicherungen für Unternehmen würden die Versicherungen immer noch höhere und damit teurere Anforderungen stellen, bevor sie ein Angebot legen. Die beiden Versicherungsmakler berichten dabei sogar von einem Fall, in dem eine Versicherung dem Unternehmen nachträglich eine Brandmeldeanlage vorgeschrieben habe, um eine bestehende Versicherung zu verlängern.
Hohe Voraussetzungen
Unter dem Strich kostspielig werden auch Versicherungen gegen Cyber-Attacken. Dabei seien zwar die Prämien an sich nicht unmöglich hoch, allerdings die technischen Voraussetzungen dafür, dass man in den Genuss einer Versicherungsdeckung komme. Ganz abgesehen davon, dass es nur wenige Anbieter derartiger Versicherungen gebe.
„Das bedeutet dann auch für kleinere Unternehmen kostspielige Vorab-Investitionen in den Bereich IT-Sicherheit“, so Burtscher. Hier stelle sich manches Unternehmen danach die Frage, warum man sich mit einer hochmodernen IT-Sicherheitsstruktur auch noch eine Versicherung leisten solle. „Wenn man weiß, welches Risiko und welcher Schaden von Cyber-Attacken trotz bestmöglicher IT-Sicherheit ausgehen, dann ist man trotz allem schlecht beraten, wenn man hier auf eine Versicherung verzichtet“, so Burtscher. Hier sei das Bewusstsein bei vielen Firmen noch nicht wirklich vorhanden.
Über all dem throne schließlich die Verantwortung der Geschäftsführung eines Unternehmens. „Hier stellen wir fest, dass das Bewusstsein für Manager-Haftpflichtversicherungen hierzulande im Gegensatz zu Deutschland noch nicht wirklich ausgeprägt ist“, so Burtscher und Bichler.
Immer mehr Aufwand
Für Versicherungsmakler wie Burtscher Hackspiel & Partner werde unterdessen das Geschäft immer aufwändiger, da man zusammen mit der Kundschaft viele Fragen des Versicherers beantworten müsse. „Jede Versicherung hat ihren eigenen mehrseitigen Fragebogen.“ Man müsse dabei als Makler alles genauestens dokumentieren und im Bedarfsfall nachweisen können, um mögliche Schadenersatzforderungen von Kundinnen und Kunden wegen angeblich falscher oder fehlender Beratung abwehren zu können. „Als fehlerhaft wird eine Beratung schon angesehen, wenn man die Kundschaft vorab nicht nachweislich auf jede erdenkliche Versicherung hingewiesen hat, mit der sie einen entstandenen Schaden hätte abwehren können.“ Im Gegensatz zu dem deutlich höheren Verwaltungsaufwand seien die Provisionen der Versicherungen unterdessen gleich geblieben.
13 Millionen Euro Prämienvolumen
Das Bregenzer Unternehmen Burtscher Hackspiel & Partner wurde 2005 gegründet und beschäftigt heute insgesamt zehn Mitarbeitende. Das eigene Prämienvolumen beläuft sich auf etwa 13 Millionen Euro, wobei das gesamte betreute Prämienvolumen bei etwa 17,6 Millionen Euro liege. Das Makler-Unternehmen gehört mehrheitlich René Burtscher, die restlichen Anteile entfallen auf Michael Bichler, Katharina Schorm und Benjamin Huber.
wpa/red.