Nur jeder Sechste will bis 65 im Spital arbeiten

Spitalsärztebefragung 2025: Besonders junge Ärztinnen und Ärzte denken nicht an ein längeres Berufsleben – in Vorarlberg ist die Ablehnung besonders hoch.
Die Bereitschaft, bis zum gesetzlichen Pensionsalter im Spital tätig zu sein, ist unter Österreichs Spitalsärztinnen und -ärzten äußerst gering. Das zeigt die aktuelle Spitalsärztebefragung 2025 der Ärztekammer. Nur 9 Prozent der Befragten gaben an, „sehr wahrscheinlich“ bis 65 arbeiten zu wollen, weitere 15 Prozent halten es für „eher wahrscheinlich“. Dem gegenüber stehen 74 Prozent, die dies ausschließen oder stark bezweifeln.
Besonders ausgeprägt ist die Ablehnung in der jüngeren Altersgruppe: 62 Prozent der unter 39-Jährigen antworteten mit „sehr unwahrscheinlich“. Auch bei den Ärztinnen liegt die Quote mit 52 Prozent über dem Durchschnitt. In Vorarlberg fällt das Bild noch deutlicher aus: Nur 17 Prozent der befragten Spitalsärztinnen und -ärzte im Land können sich vorstellen, bis 65 zu arbeiten. 54 Prozent lehnen das klar ab.
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“Nicht zu Lasten des Personals”
„Die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte werden keinen Wirbel machen, solange die Maßnahmen nicht nur der Kostendämpfung dienen, sondern auch nachhaltig die Arbeitsbedingungen verbessern“, betont Hermann Blaßnig, Kurienobmann der angestellten Ärzte in der Ärztekammer Vorarlberg. Die geplante Strukturreform dürfe nicht zu einer weiteren Belastung des ohnehin stark beanspruchten medizinischen Personals führen.
Qualität vor Standortlogik
Im Interview mit der NEUE kündigte Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher eine umfassende Neustrukturierung der Spitalslandschaft an. „Wir werden Abteilungen zusammenführen – nicht aus Spargründen, sondern um Qualität und Stabilität zu gewährleisten“, so Rüscher. Künftig sollen Fachbereiche standortübergreifend geplant werden, um medizinisch sinnvolle Konzentrationen zu schaffen. Bis Ende des Jahres soll ein neuer Spitalsplan stehen. Rüscher verweist darauf, dass der Reformprozess gemeinsam mit Fachgesellschaften und der Ärztekammer erfolgt. Dennoch sieht die Kammer Handlungsbedarf: Eine Bündelung der Leistungen sei nur dann vertretbar, wenn sie mit besseren Arbeitsbedingungen einhergehe – nicht mit zusätzlicher Belastung.
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Hoher Verwaltungsanteil
Ein weiteres Ergebnis der Befragung betrifft die Aufteilung der Arbeitszeit. Im österreichweiten Schnitt entfallen 56 Prozent auf ärztliche Tätigkeit, 39 Prozent auf Administration. Forschung und Lehre spielen mit 5 Prozent eine untergeordnete Rolle. Auch in Vorarlberg liegt der Verwaltungsanteil bei 39 Prozent – die ärztliche Tätigkeit bei 57 Prozent. Das Missverhältnis wird von vielen seit Jahren kritisiert.
Rüscher sieht darin ein zentrales Problem: „Die Belastung ist auf allen Seiten spürbar, die Stimmung ist rauer geworden“, sagte sie im Gespräch mit der NEUE. Es brauche mehr Wertschätzung und strukturelle Entlastung – auch über digitale Steuerung wie die erweiterte Hotline 1450, mit der Patienten künftig zielgerichteter ins System gelenkt werden sollen.