“Etwa vier Millionen Menschen haben mein Foto gesehen”

Ob Landtagswahlen, Koalitionsverhandlungen oder Fußball-Länderspiel: Luka Kolanovic hat mit 17 Jahren eine beeindruckende Vita in der Fotografie – ein Handwerk, das er sich selbst beibrachte.
Wenn Luka Kolanovic von den Highlights seiner Arbeit erzählt, ist ihm die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Der 17-Jährige spricht von „Gänsehautmomenten“, wenn ihm im Parlament oder im Fußballstadion ein besonders guter Schnappschuss gelungen ist. Und das war in seiner vergleichsweise kurzen, aber aufregenden Fotografenkarriere bereits einige Male der Fall.
Spontan in die Sportfotografie
Angefangen hat alles für den jungen Götzner, als ihm sein Vater vor rund zweieinhalb Jahren eine alte Spiegelreflexkamera schenkte. „Erst habe ich die Kamera nicht wirklich angefasst“, erzählt Kolanovic. Alles änderte sich mit einem spontanen Entschluss: „Sechs Monate später war das VfV-Nachwuchsfinale, bei dem die Spielgemeinschaft Kumma und der FC Dornbirn aufeinandertrafen. Spontan habe ich mich dazu entschlossen, hinzugehen und mich in der Sportfotografie auszuprobieren.“

Gesagt, getan: Kolanovic erlebte ein – wie er es nennt – „legendäres Spiel“, bei dem sich die SPG Kumma überraschend den Titel sichern konnte. „Ich war damals richtig stolz auf die Fotos, denn alle, die für die Siegermannschaft auf dem Platz standen, haben die Bilder verwendet“, berichtet der Götzner. „Aus meiner jetzigen Sicht waren die Fotos richtig schlecht, der Fokus hat gar nicht gestimmt. Ich weiß nicht, wie mir das nicht auffallen konnte“, schmunzelt er. „Aber immer wieder haben mich danach Leute gefragt, ob ich bei ihrem Fußballmatch Fotos machen will.“ So brachte sich Luka Kolanovic selbst bei, seine Kenntnisse und Fähigkeiten in der Fotografie immer wieder mit Praxiserfahrungen zu erweitern.
Wichtig seien für ihn auch die Erfahrungen in Diensten der Jungen ÖVP (JVP) gewesen, erklärt der Fotograf. „Ich bin ehrenamtlich in der Schülerunion tätig und habe für die auf manchen Veranstaltungen auch fotografiert. Im Sommer 2023 kam der Landesgeschäftsführer der JVP auf mich zu und fragte, ob ich Lust habe, sie im Sommer ein bisschen zu unterstützen. Für mich war das eine coole Gelegenheit, denn so konnte ich einen neuen Fotografie-Stil lernen und durfte Fotos für Christian Gantner, Marco Tittler oder Markus Wallner machen.“
Der nächste Schritt
Den nächsten großen Schritt machte Luka Kolanovic bei einem Fotografie-Einsatz im Altacher Stadion, wo sich Borussia Dortmund und der FC Villarreal in einem Testspiel gegenüberstanden. „Ich war da, um Fotos zu machen und habe dort einen Fotografenlehrling aus Freiburg kennengelernt. Da habe ich ihn gefragt, für wen er fotografiert, da ich gerne in den Bereich der Pressefotografie gehen würde“, erzählt Kolanovic. Über den Lehrling lernte er den Geschäftsführer der Schweizer Fotoagentur „Steinsiek“ kennen. Der 17-Jährige erkannte eine Gelegenheit: „Da die Agentur hauptsächlich Sportbilder verkauft und eher in der Schweiz und Deutschland unterwegs ist, habe ich angeboten, Fotos von der Vorarlberger Landtagswahl beizusteuern.“ So kam Kolanovic zu seinem ersten Auftrag in der Pressefotografie.

Ein Foto, das zufriedene FPÖ-Abgeordnete beim Anblick des Wahlergebnisses zeigt, sollte für einen solchen „Gänsehautmoment“ beim jungen Fotografen sorgen: „Ich habe das Foto gemacht, in den Bilderpool hochgeladen und nichts Großes dabei gedacht. Ein paar Minuten später sah ich: Die deutsche ‚Zeit‘ hat es verwendet. Für mich war das so ein cooles Gefühl, ich musste mir das noch gefühlt tausend Mal anschauen“, grinst der 17-Jährige. „Als ich nach Hause gekommen bin, sah ich, dass meine Fotos von insgesamt 20 Medien verwendet wurden – von der ‚Stuttgarter Zeitung‘ oder der ‚Allgäuer Allgemeinen‘. Ich habe mich etwas gewundert, dass die sich für unsere Wahl interessieren“, erzählt er weiter.
Historisches Fußballspiel
Ein weiteres Highlight für den Götzner sollte im November folgen, als er sich als Sportfotograf nach Vaduz begab. Dort trafen mit Liechtenstein und San Marino zwei der schlechtesten Fußball-Nationalteams aufeinander. „Im Fußballstadion zu fotografieren, ist wie Glücksspiel“, erklärt Kolanovic. Denn man muss abschätzen, auf welcher Seite ein Tor fällt und sollte im Optimalfall an der Stelle positioniert sein, wo die Spieler jubeln. In der ersten Halbzeit entschied sich der 17-Jährige für das Tor der Liechtensteiner, auf das die Mannschaft aus San Marino spielte. Allerdings trafen die Liechtensteiner auf der anderen Seite und gingen mit 1:0 in Führung. „In der zweiten Halbzeit ging ich wieder hinter das Tor der Liechtensteiner“, erzählt Kolanovic – obwohl die anderen Pressefotografen sich ob des Spielstandes dafür entschieden, auf der Seite von San Marino zu bleiben.

Wie sich herausstellen sollte, hatte Luka Kolanovic alles richtig gemacht: In der zweiten Halbzeit gelang San Marino der Ausgleich – und die Nationalspieler jubelten in jene Ecke, in der der 17-Jährige als einziger mit seiner Kamara saß. „Die Spieler haben mir genau in die Kamera geschaut und gerufen: ‚Take a picture!‘ (dt.: Schieß ein Foto!)“, erzählt Kolanovic von einem weiteren „Gänsehautmoment“. Das war noch nicht das Ende: „San Marino hat ein zweites und ein drittes Tor geschossen – so oft haben sie noch nie in der Geschichte ihres Landes getroffen“, schwelgt der Fotograf in Erinnerungen. Bei allen Treffen jubelten die Spieler in seine Kamera – „sie bekommen sonst kaum Fotos, weil sich kaum jemand für ihre Spiele interessiert.“

Dieses Mal sollte es anders sein: Kolanovic, der die Fotos schnell auf der Bilddatenbank der Agentur hochgeladen hatte, blickte am Ende des Tages nochmal auf seinen Computer, um zu sehen, welche Medien seine Schnappschüsse verwendet hatten. „ARD, ZDF, Times, Sky Sport Austria, OneFootball oder 433, eine der größten Fußballseiten auf Social-Media“, zählt er stolz auf, welch große Kreise sein Bild zog. „Insgesamt haben etwa vier Millionen Menschen mein Foto gesehen, als die Spieler in meine Kamera jubelten. Die Story, dass San Marino den höchsten Sieg in ihrer Geschichte feiert, ist viral gegangen“, stellte er im Nachhinein überwältigt fest.
Inmitten der Bundespolitik
Einen weiteren glücklichen Zufall konnte Luka Kolanovic im Februar für sich nutzen: „Ich war in Wien, als die Koalitionsverhandlungen von FPÖ und ÖVP geplatzt sind und hatte glücklicherweise meine Kamera dabei.“ Der 17-Jährige machte sich auf ins Regierungsviertel, um ein paar gute Schnappschüsse abzufangen – und das gelang ihm.

Vor der FPÖ-Zentrale bekam er Herbert Kickl vor die Linse, auf Pressekonferenzen ergatterte er weitere Aufnahmen des Who-Is-Who der Bundespolitik: Der nunmehrige Bundeskanzler Christian Stocker, sein Vize Andreas Babler und FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker. Besonders stolz ist er aber darauf, Bundespräsident Alexander van der Bellen vor der Kamera gehabt zu haben – ein weiterer „Gänsehautmoment“.

„Für mich fühlt sich die Pressefotografie nicht wie ein Beruf an, denn es macht mir unglaublich viel Spaß“, erklärt Luka Kolanovic. „Es ist zwar meistens sehr hektisch, aber im Nachhinein ist man stolz auf das, was man geschafft hat. Darum versuche ich auch immer, etwas Neues zu finden.“ Der 17-Jährige war noch auf unzähligen weiteren, spannenden Einsätzen – er fotografierte zum Beispiel bei der kroatischen Präsidentschaftswahl oder beim „Ewigen Derby“, dem Aufeinandertreffen der kroatischen Fußball-Spitzenklubs Dinamo Zagreb und Hajduk Split. Außerdem ist er regelmäßig bei den Heimspielen des SCR Altach oder den Pioneers Feldkirch sowie im Landtag vor Ort.

Unterstützung erhält er dabei von seinen Eltern („Sie fahren mich zu Terminen, wenn es knapp wird“) und von seinem Klassenvorstand an der HTL Dornbirn. „Er unterstützt mich voll und ganz“, erklärt der 17-Jährige, dass er im Fall der Fälle auch früher den Unterricht verlassen kann. „Aber gute Schulnoten haben immer Vorrang“, lautet das Credo.
Später möchte Luka Kolanovic „in die Richtung Journalismus, vielleicht aber auch in die Politik“ gehen. Das Fotografieren soll aber weiter eine zentrale Rolle in seinem Leben einnehmen – auf dass viele weitere „Gänsehautmomente“ mit seiner Kamera folgen.