Vorarlberg

Franz Kopf zur Kies-Causa: „Es sind sicherlich Fehler passiert“

18.05.2025 • 06:00 Uhr
Franz Kopf zur Kies-Causa: „Es sind sicherlich Fehler passiert“
Erstmals äußert sich der Unternehmer ausführlich zur Causa. canva/hartinger

Neue Entwicklungen beim Kiesabbau in Altach: Die Staatsanwaltschaft ermittelt, BH mit Abbruchbescheid für Lkw-Unterstand. Erstmals räumt der Kies-Kopf-Geschäftsführer Fehler ein, weist aber strafrechtliche Vorwürfe zurück.

Ein nicht bewilligter Lkw-Unterstand und strafrechtliche Ermittlungen: Die ewige Geschichte um den Kiesabbau in Altach schreitet unermüdlich fort. Seit Jahren sorgt das Projekt für Diskussionen in der Rheintalgemeinde, nun kommt abermals neue Brisanz in die Causa.

Jahrelanger Streit

Kurz zur Vorgeschichte: Seit Jahren sorgt der Kiesabbau in Altach für Diskussionen. Hierbei muss zwischen zwei Abbaufeldern differenziert werden: Einerseits das bereits bestehende Abbaufeld, auf dem die alteingesessene Firma Kies Kopf+Beton GmbH im Auftrag der Gemeinde Altach zwischen 2009 und 2020 80.000 Kubikmeter mehr abgebaut haben soll, als im zugehörigen Bescheid genehmigt. Die Gemeinde Altach räumte eine Überschreitung von 36.000 Kubikmetern ein.

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Andererseits gibt es in der Parzelle Sauwinkel ein zweites, geplantes Abbaufeld, das ebenfalls im Ortsgebiet von Altach liegt. Grundeigentümerin ist hier allerdings die Marktgemeinde Götzis. Nach einem jahrelangen Streit einigten sich die beiden Kommunen Ende 2023 auf einen Kooperationsvertrag, der nach langen Verhandlungen im Jänner 2025 final beschlossen wurde. Auch hier wurde die Kies Kopf+Beton GmbH mit dem Abbau beauftragt.

Nickels Anzeigen-Flut

Ein Mann, der die Kiesprojekte der Gemeinde Altach und die Firma Kopf mit Argusaugen verfolgt, ist der Götzner Transport- und Erdbau-Unternehmer Patrik Nickel. Er warb bislang erfolglos darum, mit seinem Unternehmen Rero-Pro einen Fuß in die Tür beim zweiten Kiesabbauprojekt zu bekommen. In den vergangenen Jahren fielen ihm zahlreiche mutmaßliche Ungereimtheiten auf, die er schließlich 2024 bei der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch und der Staatsanwaltschaft zur Anzeige brachte.

Franz Kopf zur Kies-Causa: „Es sind sicherlich Fehler passiert“
Patrik Nickel verfolgt die Entwicklungen um den Kiesabbau kritisch. hartinger

Seine strafrechtlichen Vorwürfe wiegen schwer und richten sich gegen den Geschäftsführer und früheren Vizebürgermeister Franz Kopf sowie gegen Bürgermeister Markus Giesinger, der früher Amtsleiter der Gemeinde Altach war. Nickel spricht von Amtsmissbrauch, Untreue, Täuschung,
Urkundenfälschung, erhebliche Umweltbeeinträchtigungen sowie Trockenlegung eines Gewässers. Kopf soll den Sachverhaltsdarstellungen zufolge bei der Vermessung des erstgenannten Abbaufelds „rechtswidrige Weisungen“ an Mitarbeitende der Gemeinde Altach erteilt haben, wodurch diese falsche Daten notiert haben sollen. Dadurch – so der Vorwurf von Nickel – sei versucht worden, die Überschreitung der genehmigten Abbaugrenzen zu verschleiern (die NEUE berichtete).

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Ermittlungen eingeleitet

Die Staatsanwaltschaft Feldkirch hat diese Sachverhaltsdarstellungen geprüft und nun Ermittlungen eingeleitet, wie Behördensprecher Heinz Rusch auf NEUE-Anfrage bestätigte. Weitere Details, etwa gegen wen genau ermittelt wird und wegen welcher Delikte, wollte Rusch nicht bekannt geben, weil er noch keine Rücksprache mit dem zuständigen Sachbearbeiter halten konnte.

Ein weiterer Vorwurf – allerdings nur verwaltungsstrafrechtlicher Natur – gegen Franz Kopf betrifft einen Lkw-Unterstellplatz auf dem Betriebsgelände seines Kies- und Betonwerks am Alten Rhein. Dieser wurde im Jahr 2015 – also während Kopfs Zeit als Vizebürgermeister – ohne Baubewilligung am Rande des Kieswerks errichtet. Schon im Jahr 2017 – soll er informiert worden sein, dass für diesen Unterstellplatz mit Flugdach eine Flächenwidmung nötig sei. Die Bezirkshauptmannschaft erließ schließlich einen Abbruchbescheid, den Kopf erfolglos vor dem Landesverwaltungsgericht bekämpfte. Kürzlich wurde der Unterstandplatz abgebrochen. Entfernt wurde auch ein mit Betonsteinen abgegrenzter Lagerplatz, für den ebenfalls die nötige Baugenehmigung fehlte.

Kopf gesteht Fehler ein

Gegenüber der NEUE am Sonntag äußert sich Franz Kopf nun erstmals zu den zahlreichen Vorwürfen. „Auf dem alten Abbaufeld hat man die Sache etwas zu locker gesehen, hier sind sicherlich Fehler passiert“, räumt er ein. Auch beim Bau des Lkw-Unterstellplatzes würde er rückblickend anders vorgehen, sagt Kopf. „Damals habe ich gebaut und mir erhofft, in naher Zukunft eine Umwidmung zu bekommen und dann die Bewilligung zu erhalten.“ Mit dem damaligen Bürgermeister Gottfried Brändle sei er deshalb auch in Kontakt gewesen, passiert sei aber nichts. Die Frage, ob er einen Antrag auf eine Umwidmung eingereicht habe, verneint Kopf. Im Fall des von Betonsteinen abgegrenzten Lagerplatzes sei ihm nicht bewusst gewesen, dass er für die Errichtung eine Genehmigung brauche. „Am meisten ärgere ich mich über mich selbst“, gibt Kopf zu Protokoll und fügt an: „Daraus habe ich gelernt und muss es in Zukunft auch besser machen.“

Franz Kopf zur Kies-Causa: „Es sind sicherlich Fehler passiert“
Kies Kopf-Geschäftsführer Franz Kopf räumt Fehler ein. hartinger

Auf die Frage, ob es mit seinen Funktionen als Innungsmeister und damaliger Vizebürgermeister vereinbar sei, ohne Genehmigung zu bauen, antwortet Kopf, Innungsmeister seien stets auch Unternehmer – da könne es mitunter zu Verwaltungsstrafen kommen. Als Vizebürgermeister habe er sein politisches Amt stets vom Kiesabbau getrennt und sich bei entsprechenden Abstimmungen enthalten. Es sei ihm aber durchaus bewusst, dass diese „Ämter“ zueinander ein gewisses Konfliktpotenzial in sich bergen. „Ich denke aber generell, dass sich Unternehmer in Zukunft aus politischen Funktionen vermehrt heraushalten werden. Wo sitzt den noch ein Unternehmer in einer Gemeindevertretung?“ Er habe seine Konsequenzen gezogen und sei kein Gemeindevertretungsmitglied mehr. Innungsmeister des Bauhilfsgewerbes will Franz Kopf aber weiterhin bleiben – in diese Funktion wurde er vor Kurzem wiedergewählt.

Strafrechtliches “mit aller Vehemenz” zurückgewiesen

Die strafrechtlichen Vorwürfe, die nun auch die Staatsanwaltschaft untersucht, weist Kopf „mit aller Vehemenz“ zurück und gibt an, bislang nicht von der Behörde kontaktiert worden zu sein. Bei keiner Vermessung des Abbaufelds sei er persönlich dabei gewesen. Vielmehr sei hier jährlich – so wie es der Bescheid vorsieht – ein sogenannter Marktscheider (Vermessungsbüro) beauftragt worden. Dieser sei wie ein gerichtlich beeideter Sachverständiger zu sehen. Die Mehreinnahmen durch die zusätzlichen Abbaumengen wurden laut Kopf korrekt verrechnet, auch die Naturschutzabgabe habe man entrichtet.

Franz Kopf zur Kies-Causa: „Es sind sicherlich Fehler passiert“
Auf diesem Abbaufeld wurde zwischen 2009 und 2020 mehr Kies entnommen, als per Bescheid festgelegt. hartinger

Dass beim alten Abbaufeld mehr Kies entnommen wurde als bescheidmäßig festgelegt, stellt für Kopf keinen Ausnahmefall dar. „In den Gewinnungsbetriebsplänen sind lediglich Zirka-Mengen angegeben.“ Außerdem besage das Mineralrohstoffgesetz, dass Kiesvorkommen an genehmigten Abbaufeldern möglichst ausgeschöpft werden sollten, so Kopf. Das Kiesvorkommen war auch größer als angenommen.

Start für neuen Kiesabbau

Wie geht es nun mit der neuen Kiesgrube im Sauwinkel weiter? „Ende dieses Jahres, spätestens Anfang 2026, sollten wir mit dem Kiesabbau starten können“, erklärt Kopf. Davor seien noch einige Vorarbeiten rund um das neue Abbaufeld nötig, um die Auflagen im Bescheid erfüllen zu können – beispielsweise die Asphaltierung der Lkw-Zufahrt zum Abbaufeld sowie die Errichtung einer Waage und einer Reifenwaschanlage vor Ort.

Franz Kopf zur Kies-Causa: „Es sind sicherlich Fehler passiert“
Hier sollen bis spätestens Anfang 2026 die Kiesbagger anrollen. hartinger

Die nötigen Bewilligungen seien vorhanden, ansonsten müssen noch kleinere Abklärungen getroffen werden, sagt Kopf. So steht etwa eine Verlängerung des Pachtvertrags für den Firmenstandort am Alten Rhein an, denn dieser läuft Ende 2027 aus. Hier zeigt sich der Unternehmer zuversichtlich: Eine Verlängerung sei bis dato nie ein Problem gewesen, zumal es ja einen Abbauvertrag für diesen Standort für die nächsten 25 Jahre gebe.