Vorarlberg

Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken

24.06.2025 • 16:04 Uhr
Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
Die NEUE war vor Ort und hat sich umgehört. hartinger/canva

Warum die Seil-Entgleisung für den Bahn-Geschäftsführer nicht absehbar war und was die Menschen am Karren sagen. Dazu spektakuläre Aufnahmen von der Bergstation.

“Die Karrenseilbahn und das Panoramarestaurant sind aufgrund von Sturmschäden außer Betrieb”. Diesen Hinweis las man am Dienstagvormittag auf der digitalen Tafel an der Talstation der Karrenseilbahn in Dornbirn. Abgesehen davon, dass die Bahn außer Betrieb ist und beide Kabinen jeweils rund 250 Meter unter- und oberhalb der Stationen stehen, deutet nichts auf den dramatischen Rettungseinsatz am Vortag hin.

Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
In der unteren Kabine waren keine Menschen. hartinger

Dabei waren es dramatische Szenen, die sich am Montagabend abspielten: Ein plötzlich aufgezogenes Gewitter traf auf die Stadt Dornbirn, inklusive starker Windböen. Eine davon brachte das Trag- und das Zugseil der Karrenseilbahn zur Entgleisung und die Gondeln zum Stillstand. In der oberen Kabine, knapp unterhalb der Bergstation in 80 Metern über dem Boden, saßen 19 Personen und ein Hund fest. Nach stundenlangem Ausharren wurden sie von der Bergrettung abgeseilt, nachdem zuvor die Kabine zusätzlich gesichert worden war.

Kaufmann: “Wind kam aus dem Nichts”

Bei einem Lokalaugenschein trifft die NEUE Seilbahn-Geschäftsführer Herbert Kaufmann. Die genaue Ursache des Unglücks muss erst rekonstruiert werden, eine Besprechung mit Vertretern des zuständigen Bundesministeriums, dem Seilbahnbauer Steurer und dem Team der Bahn soll mehr Klarheit bringen.

Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
Die NEUE sprach mit Herbert Kaufmann, Geschäftsführer der Seilbahn. hartinger

Absehbar war der heikle Zwischenfall für Kaufmann und sein Team nicht: “Wir sind bei Windstärke null losgefahren, alle Parameter waren beim Start auf grün. Innerhalb kürzester Zeit hängte der Wind das Seil aus”, schildert er. Bei einem Gewitter wäre man aufgrund der Gefahr eines Blitzschlags ohnehin nicht gefahren – der starke Wind allerdings sei aus dem Nichts gekommen.

Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
Unmittelbar unterhalb der Bergstation traf der starke Wind die Karrenseilbahn. hartinger

Nun geht es für die Seilbahntechniker vor Ort erst einmal darum, die Seile so hinzubekommen, damit die Kabinen in die Station gefahren werden können – “dann können wir das Schadensausmaß begutachten”, so Kaufmann. Erst danach ist absehbar, wie lange die Karrenseilbahn und das Restaurant außer Betrieb sein werden. Fest steht, der Ausfall inmitten der Sommersaison schmerzt. Kaufmann betont: “Das tut zwar weh, ist aber sekundär. In erster Linie sind wir froh, weil alle Personen unverletzt aus der Bahn herausgekommen sind.” Eine Rettung der Passagiere mit der Bergegondel war im Übrigen aufgrund der übereinandergeschlagenen Seile unmöglich.

Weitere Perspektiven

Von der Rotte “Bürgle” aus erhascht man schon einen deutlicheren Blick auf das Ausmaß des Sturmschadens, wie das folgende Bild des ausgehängten Seils demonstriert:

Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
Das Zugseil sprang aus der Führung. hartinger
Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
Der Blick vom Bürgle auf die Kabine samt dem Rettungsseil, an dem die Passagiere abgeseilt wurden. hartinger

Mathias Vetter ist zufällig mit seinem Mountainbike an der Stelle vorbeigekommen. “Ich bin von Hohenems über Schuttannen zur Staufenalpe gefahren und befinde mich nun auf dem Rückweg”, erklärt er. Vom Sturm hat der Lustenauer nur wenig mitbekommen: “Bei mir zu Hause waren es nur ein paar Tröpfchen, weit weg von einem Sturm”, schildert er. “Erst im Fernsehen habe ich das mit der Karrenseilbahn gesehen.”

Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
Mathias Vetter ist am Tag danach mit seinem Mountainbike unterwegs. hartinger

Weiter oben an der Bergstation, wo normalerweise an einem so sonnigen Dienstagmittag Scharen von Wanderern ihr Mittagessen im Panoramarestaurant verzehren würden, herrscht beinahe gespenstische Ruhe. Hier gewinnt man den wohl spektakulärsten Blick auf die Kabine, in der die 19 Fahrgäste gefangen waren:

Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
Die Kabine hängt am Tag danach beträchtlich schief, wie man von der Bergstation aus sieht. hartinger

Kurze Zeit später kommt Brigitte Watzek hinzu. “Der Karren ist mein Hausberg, hier bin ich oft unterwegs – gerade heute, wo das Wetter nach dem Sturm von gestern wieder schön ist”, erzählt sie. Die Dornbirnerin hat die Auswirkungen des Unwetters aus erster Hand mitbekommen: “Ich hatte zu Hause die Jalousien herunten. Plötzlich hat es vom starken Wind im ganzen Haus gescheppert und der Regen ist waagrecht durch die Jalousie gepeitscht”, schildert sie. “So einen starken Regen habe ich noch nie gesehen, das war regelrecht Weltuntergang.”

Lokalaugenschein an der Karrenseilbahn: Was Wanderer über das Sturm-Drama denken
Brigitte Watzek auf ihrem Hausberg, dem Karren. hartinger

Als man ihr vom Ereignis am Karren erzählte, habe sie gemeint: “Jetzt muss man beten, dass alle unbeschadet herauskommen.” Die Gebete wurden erhört – Gott sei Dank, im wahrsten Sinne des Wortes.

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