Vorarlberg

Wie verhält man sich bei einer Panne oder einem Unfall auf der Autobahn richtig?

25.09.2025 • 17:07 Uhr
Wie verhält man sich bei einer Panne oder einem Unfall auf der Autobahn richtig?
Christian Summer (l.) und Marco Büsel sind mit der Autobahnpolizei Dornbirn für die A14 zwischen der Grenze Hörbranz und dem Ambergtunnel zuständig. stiplovsek

Frage & Antwort: Kaum ein Tag verging in den letzten Wochen ohne Unfall auf der A14. Marco Büsel und Christian Summer von der Autobahnpolizei Dornbirn geben Tipps, wie man sicher auf der Autobahn unterwegs ist und auch Ausnahmesituationen souverän meistert.

1. Wie verhält man sich bei Stau auf der Autobahn richtig?
Antwort: Autobahnpolizeiinspektions-Kommandant Marco Büsel appelliert eindringlich, unbedingt eine Rettungsgasse zu bilden: „Jede Sekunde, die die Einsatzkräfte schneller an einer Unfallstelle sind, ist wichtig. Es kann um Leben und Tod gehen.“ Um die Rettungsgasse zu bilden, fahren alle Fahrzeuge auf der ganz linken Spur so nahe wie möglich an die Mittelleitschiene, die Fahrzeuge auf den übrigen Spuren weichen nach rechts aus.

Wie verhält man sich bei einer Panne oder einem Unfall auf der Autobahn richtig?
Die Rettungsgasse kann Einsatzkräfte wertvolle Zeit auf dem Weg zur Unfallstelle ermöglichen. apa/gindl

„Wenn die Rettungsgasse nicht funktioniert, liegt das häufig an Angst oder Unwissen. Autofahrer sind sich nicht sicher, ob sie den Pannenstreifen nun befahren dürfen oder nicht“, schildert der stellvertretende Inspektionskommandant Christian Summer. Die Antwort ist einfach: Sobald der Verkehr stockt – es muss nicht einmal zum vollen Stillstand kommen – dürfen und sollten die Verkehrsteilnehmer für die Rettungsgasse den Pannenstreifen benutzen. Die Rettungsgasse zu befahren ist streng verboten. „Für zweispurige Fahrzeuge ist das ein Vormerkdelikt“, weiß Summer.

Wie verhält man sich bei einer Panne oder einem Unfall auf der Autobahn richtig?
Christian Summer im Gespräch mit der NEUE. stiplovsek

Während des Staus das Auto zu verlassen, ist ebenfalls verboten, erklärt Summer: „Auf der Autobahn darf man nur im Bereich von Kontrollplätzen, Raststätten oder im Fall einer Panne aussteigen.“

2. Was ist bei einem Unfall oder einer Panne auf der Autobahn zu beachten?
Antwort: Sowohl bei einem Unfall als auch bei einer Panne ist es wichtig, das eigene Fahrzeug – wenn möglich – an einem sicheren Ort zum Stillstand zu bringen. Das kann der Pannenstreifen oder die nächste Ausfahrt sein. Jedenfalls sollte der Warnblinker aktiviert und via Notruf die Polizei verständigt werden. „Immer wieder haben wir Fälle, bei denen Unfalllenker nach Hause fahren und uns erst dann kontaktieren. Das ist allerdings zu spät. Der Paragraf 4 (Fahrerflucht) ist in solchen Fällen gnadenlos“, weiß Marco Büsel. Wenn das eigene Fahrzeug am Pannenstreifen steht, sollten sich alle Insassen in Warnwesten gekleidet hinter die Leitschiene begeben. „Im Zweifelsfall sollte man sich immer an die Polizei wenden, besonders dann, wenn man auf dem Pannenstreifen anhalten muss. In manchen Fällen können wir schon am Telefon weiterhelfen oder vor Ort für mehr Sicherheit sorgen.“

3. Worauf muss man sich bei einer Kontrolle der Autobahnpolizei gefasst machen?
Antwort: Zunächst zur Anhaltung selbst: Diese signalisieren die Beamten der Autobahnpolizei mit erhobener Hand, Anhaltestab (Lampe mit rotem Lichtkegel) oder Anhalteboard (am Polizeifahrzeug angebrachte LED-Tafel mit der Aufschrift: „Polizei, bitte folgen“). Was zu tun ist, wenn man ein solches Zeichen bemerkt, führt Christian Summer aus: „In diesem Fall fährt man der Polizei in gleichbleibendem Abstand zum Anhalteort hinterher. Im Regelfall – sofern keine akute Gefährdung vom Lenker ausgeht – führen wir keine Anhaltung auf der Autobahn durch, weil das zu gefährlich wäre. Stattdessen fahren wir bis zur nächsten Abfahrt oder Raststätte und führen dort die Kontrolle durch.“

Wie verhält man sich bei einer Panne oder einem Unfall auf der Autobahn richtig?
Die Beamten können mit dem Anhalteboard (im Dienstfahrzeug) und mit dem Anhaltestab eine Kontrolle signalisieren. stiplovsek

Und worauf achten die Beamten normalerweise bei einer Kontrolle? „Wir kontrollieren die mitgeführten Dokumente – Führerschein und Zulasssungsschein – sowie die Begutachtungsplakette und die Ausrüstungsgegenstände, die man mitführen muss: Pannendreieck, Warnweste, Erste-Hilfe-Gegenstände und Verbandszeug. Beim Lenker machen wir obligatorisch einen Alkovortest. Fahren Kinder mit, überprüfen wir, ob sie richtig gesichert sind. Außerdem machen wir einen kurzen Fahrzeug-Check: Bereifung, Beleuchtung und Gesamtzustand“, zählt Marco Büsel auf.

4. Welche Ausnahmesituationen können im Tunnel auftreten?
Antwort: Selten sind Autofahrer mit einer Tunnelsperre konfrontiert. „Wenn die Ampel vor einem Tunnel auf rot steht, ist vor dem roten Lichtsignal anzuhalten. Im Tunnel selbst kann es vorkommen, dass die Lichter an der Seite der Fahrbahn zu blinken beginnen. Dann ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten und man sollte auf die Fahrstreifensignalisierung an der Decke achten. Ist eine Spur offen, wird sie mit einem grünen Pfeil angezeigt, ist sie gesperrt – was in diesem Fall auftreten kann – wird das mit einem roten X angezeigt. Wenn über allen Fahrstreifen ein rotes X steht, muss man anhalten, denn dann sind alle Spuren gesperrt.“, erklärt Summer. Keinesfalls sollte man im Falle einer Sperre im Tunnel umdrehen, sonst wird man zum Geisterfahrer.

5. Wie entgeht man einer Kollision mit einem Geisterfahrer?
Antwort: Wenn der Verkehrsfunk auf dem momentan befahrenen Autobahnabschnitt einen Geisterfahrer meldet, ist Vorsicht geboten – und zwar unabhängig davon, auf welcher Richtungsfahrbahn er angeblich unterwegs sein soll. Marco Büsel rät: „Immer auf der rechten Spur fahren, denn der Geisterfahrer kommt auf der Überholspur entgegen. Zudem sollte man aufmerksam und bremsbereit sein und die eigene Geschwindigkeit verringern.“

Wie verhält man sich bei einer Panne oder einem Unfall auf der Autobahn richtig?
Dieses Verkehrszeichen sollte potenzielle Geisterfahrer warnen. Das klappt nicht immer. apa/techt

Wird man selbst zum Geisterfahrer, gibt es zwei Möglichkeiten: „Wenn wenig Verkehr ist, kann man sich unter Umständen auf den Pannenstreifen retten und dort stehen bleiben. Ansonsten hält man ganz außen am Fahrbahnrand an, aktiviert Fernlicht und Warnblinkanlage, rettet sich mit Warnweste hinter die Mittelleitschiene und verständigt sofort die Polizei“, sagt Christian Summer.

6. Worauf ist in einer Autobahnbaustelle zu achten?
Antwort: Zunächst sollte natürlich die verringerte Geschwindigkeitsbegrenzung beachtet werden. Über die Beschilderung erfährt man auch die Fahrbahnführung: Gibt es zwei parallele Spuren oder teilt sich die Fahrbahn? Von voreiligen Spurwechseln im Baustellenbereich rät der Autobahnpolizei-Inspektionskommandant ab: „Am besten entscheidet man sich für eine Seite und bleibt dann dort. Ob man links oder rechts fährt, macht zeitlich erfahrungsgemäß keinen Unterschied.“ Ist die Überholspur in der Baustelle schmal, gilt für sie ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 2,10 Meter Breite, woran man sich auch halten sollten. „Am besten ist es, wenn man versetzt durch die Baustelle fährt. Durch Überholmanöver gewinnt man keine Zeit, man verliert höchstens den Außenspiegel“, so Büsel.

Wie verhält man sich bei einer Panne oder einem Unfall auf der Autobahn richtig?
Die A14-Baustelle bei Dornbirn im vergangenen Jahr: Hier sind die Spuren der Richtungsfahrbahn Deutschland geteilt. steurer

7. Wann muss man sich an Tempo 100 und Tempo 80 bei Nässe halten?
Antwort: Beim Autobahnanschluss Dornbirn-Süd und im dreispurigen Bereich der A14 zwischen Wolfurt und Bregenz gilt erst Tempo 100, dann Tempo 80, mit einer Zusatztafel, auf der eine Regenwolken- und ein Schneeflockensymbol abgebildet sind. Wann diese Geschwindigkeitsbeschränkungen in Kraft treten, ist vielen Autolenkern nicht genau bekannt. „Nass ist die Fahrbahn dann, wenn eine Gischt hinter Fahrzeugen aufgewirbelt wird“, klärt Büsel auf. „Wenn nach einem Regenfall die Sonne scheint, die Straße aber noch nass ist, gilt Tempo 100 bzw. Tempo 80. Wenn es leicht nieselt, aber das Wasser auf der Fahrbahn verdampft, gilt Tempo 130.“ Wann die Fahrbahn schneebedeckt ist, dürfte hingegen unstrittig sein.

8. In welcher Form führt die Autobahnpolizei Radarkontrollen auf der A14 durch?
Antwort: Die wohl bekannteste Art der Radarkontrolle – die Geschwindigkeits- und Abstandsmessungen von den Brücken über die A14 – wird gar nicht von der Autobahnpolizei, sondern von der Landesverkehrsabteilung der Polizei durchgeführt. „Wir haben ein Lasergerät zur Geschwindigkeitsmessung, das wir stationär aufstellen können. Meist kommt es im Baustellenbereich zum Einsatz. Aber wir nutzen es auch nachts, um die Einhaltung von Tempo 110, das zwischen 22 und 5 Uhr gilt, zu kontrollieren“, erklärt Marco Büsel. „Außerdem können wir mit der Videoaufzeichnung im Zivilfahrzeug Geschwindigkeits- und Abstandsübertretungen im Fließverkehr feststellen.“