René Benkos Immo-Imperium lässt nach

René Benkos Signa-Reich im Umbruch. Abschwung am Immobilienmarkt trifft auch die die Signa-Gruppe.
In der einst so florierenden Immobilienbranche ist der Putz ab: Das Geschäftsmodell des vergangenen Jahrzehnts, geprägt von der Nullzinsphase und verlässlichen, teils enormen Wertsteigerungen, ist Geschichte. Die Inflation wurde zum Partycrasher, die Zinsen kletterten atemberaubend schnell in die Höhe – allein die EZB setzte acht Zinsschritte in weniger als einem Jahr – und damit implodierte die Nachfrage, die Preise stagnieren oder sinken. Auch die Banken wurden vorsichtiger.
Der Abschwung am Immobilienmarkt trifft auch die ganz Großen wie die Signa-Gruppe des Tiroler Investors René Benko mit Vehemenz. Über allem thront die Signa Holding, die zu zwei Dritteln der Familie Benko gehört, darunter entfaltet sich eine weit verzweigte Firmen-Konstruktion. Die heraufziehende Immobilienkrise ist in der Signa-Gruppe aber nicht der einzige Grund für Sorgenfalten. Die Liste der akuten Problemfälle wird immer länger.
Sporthandelssparte unter Druck
Das operative Handelsgeschäft sorgt für zunehmend heftigere Turbulenzen. Vor fünf Wochen wurde Kika/Leiner – laut eigenem Befund gewinnbringend – notverkauft, kurz darauf meldete die mit Steuergeld aufgepäppelte Möbelkette überraschend Insolvenz an. Nun durchforstet ein Sondermasseverwalter die Bilanzen vergangener Jahre unter Federführung der Signa-Gruppe.

Signa Sports United, eine an der New Yorker Börse notierte Sport-Online-Handelsplattform, versinkt in den tiefroten Zahlen. Im Februar wurde bekannt, dass die Unternehmensgruppe im Jahr zuvor ein Minus von 566 Millionen Euro einfuhr. Im ersten Halbjahr 2022/2023 schrieb Signa Sports United laut Finanzbericht erneut schwere Verluste – 180,5 Millionen Euro. Überkapazitäten und geringe Nachfrage bringen das Unternehmen ins Trudeln. Der Aktienkurs brach seit Ende 2021 um fast 70 Prozent ein, die Konzernmutter musste 150 Millionen Euro zuschießen.
Hinlänglich bekannt sind die Schwierigkeiten, in denen Benkos Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof steckt. Rund ein Drittel der zuletzt noch 129 Filialen der letzten großen Warenhauskette Deutschland sperren zu, die Insolvenz setzt Beschäftigten und gleichermaßen Gläubigern zu.
Tektonische Unruhe
Das Herz- und Filetstück von Signa ist die Signa Prime Selection AG, zu der unter anderem das KaDeWe gehört. Ihr Konzept: Immobilien in Toplagen mondäner Städte zu kaufen und zu “entwickeln”. Im Signa-Reich ist es die größte Gruppe. Immer häufiger kommt es dort zu Umschichtungen – und zu Verkäufen. In Wien ging etwa das Apple-Haus für 95 Millionen Euro an einen oberösterreichischen Investor, auch in München wird abverkauft: “Der ehemalige Kaut-Bullinger und das Galeria-Kaufhaus am Rotkreuzplatz sind zu haben, womöglich auch weitere Objekte. Steckt die Firma des österreichischen Investors in Geldnöten?”, so die “Süddeutsche Zeitung” besorgt.
Einmaliger Vorgang der Bankenaufsicht
Tektonische Unruhe, die sich auch auf Bankenprüfer überrägt. Kürzlich wurde bekannt, dass die Signa-Gruppe Gegenstand eines einmaligen Vorgangs wird: Erstmals fokussiert sich die Bankenaufsicht in ganz Europa auf ein Unternehmen, ein Team von Bankenaufsehern, überwiegend mit Österreichern besetzt, wird die Signa bei Landes- und Immobilienbanken sowie deutschen und österreichischen Finanzhäusern vor Ort prüfen. Benko baute seinen Konzern vor allem mit geliehenem Kapital auf. 3,7 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten müssen wesentliche Teile der Signa-Gruppe von 2022 bis 2025 tilgen, 800 Millionen Euro sind an Zinsen fällig. Laut “Standard” seien knapp 8,2 Milliarden Euro an Bankverbindlichkeiten grundbücherlich besichert.
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Kürzlich wurde bekannt, dass es in Konzernbilanzen zweier Gesellschaften 2020 zu “Anpassungen an fehlerhafte Vorjahreszahlen” gekommen ist. In der Signa Development wurden 161 Millionen Euro nachträglich an Finanzverbindlichkeiten umgegliedert. Bei der “Prime Selection” wurden 496 und 763 Millionen Euro in Finanzverbindlichkeiten umgruppiert. “Technische Anpassungen”, so Signa.
Sorgen um Benko muss man sich nicht machen. Sein Vermögen ist laut “trend” um ein paar hundert Millionen auf 4,2 Milliarden Euro gesunken. Nicht wegen Kika/Leiner oder Galeria, sondern weil sein Anteil an Signa Prime gesunken ist und Signa Sports United stark an Wert verloren hat.