Wirtschaft

Coronamasken-Produzent Hygiene Austria ist pleite

22.01.2024 • 13:02 Uhr
Sie hatte etliche Staatsaufträge bekommen, doch die Masken waren nicht „made in Austria“ – sie kamen aus China.<span class="copyright">(C) PATRICK DAXENBICHLER</span>
Sie hatte etliche Staatsaufträge bekommen, doch die Masken waren nicht „made in Austria“ – sie kamen aus China.(C) PATRICK DAXENBICHLER

Die Palmers-Tochter Hygiene Austria mit Sitz in Wiener Neudorf ist mit fünf Millionen Euro Schulden insolvent.

Mehr als fünf Millionen Euro Schulden sind aufgelaufen, 30 Gläubiger betroffen: Am Dienstag wurde über den Coronamasken-Hersteller Hygiene Austria am Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverantwortung eröffnet. Es gebe nur (noch) einen von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter. Es gibt noch ein Warenlager, dessen Bewertung aber noch aussteht. Hygiene Austria ist eine 100-Prozent-Tochter des Wäscheherstellers Palmers, das Unternehmen war zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 gegründet worden war. Als Insolvenzursache gibt die Hygiene Austria nun „massive Umsatzeinbrüche aufgrund des Auslaufens der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen, erheblichen Rückgang bei der Abnahme von Gesichtsmasken sowie diverse anhängige Gerichtsprozesse“ an.

Ursprünglich war das Unternehmen zur Maskenproduktion in Österreich als Joint Venture von Lenzing und Palmers gegründet worden. Adresse: Palmersstraße 6–8. Nach außen präsentierte sich die Hygiene Austria als Unternehmen mit Produkten „made in Austria“ („Stilsicherer Schutz aus heimischer Produktion“), empfing Betriebsbesuche von hochkarätig besetzten Politikerdelegationen und erhielt umfangreiche Staatsaufträge. Später wurde bekannt, dass Masken aus China verkauft wurden. Gegen Ende der Pandemie erschütterte das Unternehmen zudem ein Finanzskandal. Mindestens 693.000 Euro an Zoll und Einfuhrumsatzsteuer soll Palmers demnach beim Import von Schutzmasken aus China via Palmers Deutschland hinterzogen haben. Palmers und Hygiene Austria wiesen die Vorwürfe zurück.

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APA/ROBERT JAEGER

Im Insolvenzverfahren bietet die Hygiene Austria nun allen unbesicherten Insolvenzgläubigern eine Zahlungsquote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplans. Es ist das gesetzliche Mindestanbot.

„Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Sanierungsbestrebungen tatsächlich aufrechterhalten werden können“, sagt Gläubigerschützerin Brigitte Dostal vom KSV1870. „Auch wird das Sanierungsplanangebot einer strengen Überprüfung standhalten müssen, damit der vorgelegte Zahlungsvorschlag die Akzeptanz der Gläubiger finden wird.“