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Medizin in Vorarlberg wird immer weiblicher

07.03.2024 • 12:55 Uhr
Alexandra Rümmele-Waibel fordert ein Karenzmodell für niedergelassene Ärztinnen.<span class="copyright"> Neue</span>
Alexandra Rümmele-Waibel fordert ein Karenzmodell für niedergelassene Ärztinnen. Neue

Der Frauenanteil innerhalb der Vorarl­berger Ärzteschaft liegt aktuell bei gut 45 Prozent. Der Trend soll sich fortsetzen, in den Führungsebenen ist diese Entwicklung aber noch nicht angekommen.

Die Medizin in Vorarlberg wird immer weiblicher, teilte die Ärztekammer für Vorarlberg anlässlich des heutigen Weltfrauentags mit. Aktuell zählt die Vorarlberger Ärzteschaft 1852 aktive Mitglieder, 835 davon sind Ärztinnen. Damit liegt der Frauenanteil bei mehr als 45 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag dieser bei 38 Prozent, vor 20 Jahren bei 29 Prozent.

Kinderbetreuung vorwiegend Frauensache

Auffallend ist, dass es deutlich mehr Spitalsärztinnen gibt als Ärztinnen in eigener Praxis. Wesentlicher Grund für dieses Ungleichgewicht ist die Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Auch bei Ärzten ist Kinderbetreuung vorwiegend Frauensache.

Im medizinischen Bereich sind die Frauen immer gefragter. <span class="copyright">Neue</span>
Im medizinischen Bereich sind die Frauen immer gefragter. Neue

Im niedergelassenen Bereich fehlten ausreichend bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote, sagt Alexandra Rümmele-Waibel, Kinderärztin in eigener Praxis und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte: „Eine Ordination kann nicht immer pünktlich geschlossen werden, die Kinder müssen aber pünktlich von der Betreuungseinrichtung abgeholt werden.“ Zudem seien solche Einrichtungen im Land nicht flächendeckend vorhanden, vor allem nicht für ganz junge Kinder.

Karenzmodell gefordert

Die Einführung des Job-Sharing, bei dem sich zwei Ärztinnen eine Kassenstelle teilen, führe mittlerweile zwar zu mehr Flexibilität für die Familienplanung und zu familienfreundlichen Arbeitszeiten. Das reiche aber noch nicht, sagt Rümmele-Waibel. Sie fordert ein Karenzmodell für niedergelassene Ärztinnen.

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Deutlich besser seien die Kinderbetreuungsangebote in den Spitälern. Hier zeige sich aber oft noch ein längst überholtes Rollenbild, sagt Ruth Krumpholz, Primarärztin am Landeskrankenhaus Bludenz und stellvertretende Kurienobfrau der angestellten Ärzte: „Männliche Abteilungsleiter nehmen oft zu wenig Rücksicht und fördern Frauen zu wenig, und immer noch nehmen sich viele Frauen zugunsten ihrer Ehemänner zurück und verzichten auf ein berufliches Fortkommen.“ Zudem seien vor allem jüngere Spitals­ärztinnen immer weniger bereit, in Vollzeit zu arbeiten. „Neben der Karenzzeit ist es vor allem die Teilzeit, mit der sich Frauen viele Karrieremöglichkeiten im Spital verbauen.“

In den Führungsebenen noch nicht spürbar

In der Ausbildung gebe es noch sehr viele Ärztinnen, Fachärztinnen gebe es schon nicht mehr so viele, nur wenige arbeiteten als geschäftsführende Oberärztinnen, und Primarärztinnen gebe es in Vorarlberg überhaupt nur drei. Für Roth Krumpholz steht jedenfalls fest: „Auch wenn die Medizin im Land immer weiblicher wird, in den Führungsebenen ist das noch nicht spürbar.“