“Immer nur träumen bringt dich nicht weiter”

hartinger
Mit ihrem neuesten Buch steht die Montafoner Autorin Sabine Schoder auf der Spiegel-Bestsellerliste. Auf ihrem Weg hat sie viel Herzblut investiert.
Spiegel-Bestsellerautorin: Ein Titel, den nicht viele für sich beanspruchen dürfen. Sabine Schoder (41) aus Tschagguns gehört seit zwei Wochen zu ihnen. Der Weg dahin war allerdings mit einem Stolperstein behaftet – doch von vorne.
Schon immer hat Sabine gerne geschrieben, wenngleich vorerst nur hobbymäßig. Beruflich war die gelernte Grafikerin mit Abschluss der Werbeakademie Wien vor allem im Marketing- und Event-Bereich tätig. 2011 nahm sie an einem Schreibwettbewerb teil und belegte prompt den dritten Platz. „Das war der Moment, ich dem ich dachte, dass es den Leuten vielleicht auch wirklich gefällt, was ich schreibe. Zuvor hatte ich noch nie jemandem etwas gezeigt“, erinnerte sich die Autorin, die mit ihrem Mann und zwei Katzen in Tschagguns lebt, lachend. Sie kam zu dem Schluss, „dass immer nur träumen dich nicht weiter bringt. Ich musste es einfach probieren, weil sonst vielleicht der Punkt gekommen wäre, an dem ich bereut hätte, es nicht einmal versucht zu haben.“
Auf Verlagssuche
Der erste Schritt: Einen Roman so weit fertig schreiben, dass er zur Veröffentlichung geeignet ist. Sabine arbeitete hart und machte sich mit dem Manuskript ihres Erstlings „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ auf die Suche nach einem Verlag. Es stellte sich schnell heraus, dass dies am besten über Buchagenten zu erreichen war – also bewar sie sich bei solchen, „ganz blauäugig“, wie die 41-Jährige sagt. Doch ihr Können überzeugte: Agentin Christiane Düring, bei der auch Sabines Lieblingsautorin Kerstin Gier unter Vertrag war, wollte mit ihr arbeiten und fand innerhalb eines Monats mit S. Fischer einen Verlag für das Debüt. Es folgten mehrere weitere Jugendbücher, die Vorarlbergerin wurde als Autorin immer etablierter. Doch warum eigentlich Jugendbücher? „Für mich als Erwachsene ist es interessant, mich in eine Situation hineinzudenken, in der ich nicht bin. Ich schreibe viel Romantik. In der Jugendzeit hat das den Vorteil, dass man ganz viel zum ersten Mal erlebt, was es sehr intensiv macht und auch sehr unsicher. Unsicherheit führt oft zu Konflikten, und Konflikte führen zu Spannung.“

Mit ihrer aktuellen Trilogie „The Romeo & Juliet Society“ wechselte die Schriftstellerin nicht nur zum Ravensburger-Verlag, sondern auch in das Genre Romantasy, eine Mischung aus Romantik und Fantasy. „Ich habe immer Fantasy gelesen und wollte unbedingt einmal etwas in dieser Richtung schreiben. Zu den Büchern inspiriert hat mich die ‚Romeo und Julia‘-Verfilmung mit Leonardo DiCaprio. Ich habe die Geschichte geliebt und mir überlegt, wie ich etwas Neues reinbringen könnte – und eben ein Fantasy-Element.“
Innert einer Woche schrieb sie ein Konzept, ihre Agentinschickte es an Ravensburger, und der Verlag schickte nach zwei Wochen, an Sabines Geburtstag am 15. Dezember, den Vertrag. Bereits der erste Band, „Rosenfluch“, war ein großer Erfolg. Band zwei, „Schlangenkuss“, der vor wenigen Wochen erschien, sorgte dann für den Ritterschlag, die Spiegel-Bestsellerliste. Und ab hier lief es nicht ganz glatt.
Die Sache mit der Spiegel-Liste.
„Ich schaue mir die ganzen Verkaufsranglisten eigentlich gar nicht an, da würde ich wahnsinnig werden. Aber mein Mann macht das, er ist Controller und liebt Zahlen“, erzählt Sabine. Und vor zwei Wochen berichtete ihr Ehemann, dass die Verkäufe wirklich gut liefen. Gut genug für die Spiegel-Liste?
„Diese Liste wird immer donnerstags veröffentlicht, die Verlage bekommen aber schon montags Bescheid. Nachdem Ravensburger sich letzte Woche nicht meldete, ging ich davon aus, dass es einfach nicht gereicht hat. Das war aber okay für mich“, erinnert sich die Montafonerin. Am Mittwoch bekam sie jedoch eine Hiobsbotschaft von ihrem Verlag: Ihr Buch war ein Spiegel-Bestseller, weit oben, aber durch einen technischen Defekt nicht auf der Liste. „Im ersten Moment habe ich das gar nicht realisiert“, so Sabine, „aber nach und nach ist mir klar geworden, was da alles dranhängt. Höhere Verkaufszahlen, gesteigerter Marktwert. Als die Liste am Tag darauf erschien und mein Name wirklich nicht darauf stand, ist es dann wirklich real geworden.“

Nach einigen Krisensitzungen erhielt Sabine dennoch die Bezeichnung „Spiegel-Bestsellerautorin“, die sie ihr Leben lang tragen kann. – Der Nachdruck ihres Buchs erhält den berühmten roten Sticker. „Es fühlt sich noch unwirklich an“, sagt sie strahlend. Zumal „Schlangenkuss“ auch diese Woche auf der Liste stand.
Social Media.
Der dritte Band der Trilogie, „Diamantentod“, wird gerade finalisiert und erscheint im Herbst. Bis dahin ist viel Fanpost zu erledigen: „Social Media wird immer wichtiger. Ich beantworte jede Nachricht, weil ich so viele liebe Komplimente bekomme und die Fans sich wahnsinnig über eine Reaktion freuen. Das ist schön zu sehen“, erklärt Sabine. „Und gerade ‚BookTok‘, die Bücher-Community auf Tiktok, gewinnt immer mehr Einfluss. Da findet wahnsinnig viel Austausch statt.“
Den wird es auch in der Zukunft geben, denn das nächste Werk steht in den Startlöchern. Worum es geht, darf die Autorin aber noch nicht verraten.