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„Ist nicht Ziel, dass der Mann bestraft wird!“

01.04.2024 • 16:37 Uhr
Demonstration Bregenz
Aktivisten von ” Extinction Rebellion” bei der Aktion am 31. Jänner.

Am Mittwoch steht ein 80-Jähriger vor Gericht, der während einer Klima-Demonstration in eine junge Aktivistin fuhr. Die Betroffene brachte jedoch selbst keine Klage ein.

Die Klima-Aktivisten von „Extinction Rebellion“ sind, wie im Rest Österreichs, auch in Vorarlberg keine Unbekannten mehr. Mit zahlreichen Aktionen sorgt die Gruppe, deren Mitglieder sich teilweise mit denen der „Letzten Generation“ überschneiden, immer wieder für Aufsehen im Ländle.

So auch am 31. Jänner diesen Jahres, an dem in Bregenz im Zuge einer großen Demonstration gegen die Feldkircher Tunnelspinne protestiert wurde. Unter anderem hatten sich mehrere Aktivisten mit ihren Plakaten auf der viel frequentierten Seestraße aufgestellt und diese blockiert. Der Protest verlief friedlich – bis ein 80-Jähriger Autofahrer die Geduld verlor und sein Fahrzeug wieder in Bewegung setzte. Vor den Augen der Passanten und anwesenden Exekutivkräfte fuhr er auf die Demonstranten zu – und in eine von ihnen, eine junge Frau namens Julia, hinein.

Demonstration Bregenz
Der 80-Jährige fuhr in die junge Aktivistin.

„Ganz besonders gefährlich: Hinter Julia saß noch ein junger Mann auf dem Boden, den der Autofahrer, ohne ihn zu sehen, fast überfahren hätte“, so Marina Hagen-Canaval, Sprecherin von „Extinction Rebellion“. „Nach dem lautstarken Protest der Demonstrierenden griff die Polizei ein. Mehrere Beamte und kamen auf das Täterauto zu, lotsten den Mann mehrere Meter zur Seite. Da wurden wohl die Personalien festgestellt und in weiterer Folge das Ermittlungsverfahren eingeleitet“, schildert sie den weiteren Vorgang.

Es wurde Anzeige erstattet – am morgigen Mittwoch muss sich der 80-Jährige vor Gericht verantworten. Julia, die bei dem Vorfall zum Glück, wie auch alle anderen Beteiligten, unverletzt blieb, ist als Zeugin geladen. Die Möglichkeit, selbst eine zusätzliche Zivilklage einzubringen, nutzte sie jedoch nicht. „Es ist nicht das Ziel, dass der Mann bestraft wird. Sie kommt lediglich ihrer Pflicht als Bürgerin eines Rechtsstaates nach und sagt als Zeugin aus“, so Hagen-Canaval.

Vom Prozess erhoffe man sich demnach auch nichts: „Es ist nicht unsere Sache, Menschen, die ihre Gefühle nicht im Griff haben, zu strafen. Wir wollen, dass die Tunnelspinne endlich gestoppt wird. Damit wären auch unsere Proteste beendet.“

„Auf Gehweg angefahren“

Ähnliche Situationen und Angriffe habe es in der Vergangenheit zum Glück nur wenige gegeben. „Im April letzten Jahres wurde ich von einem Porsche auf dem Gehweg angefahren, aber da hat sich der Täter aus dem Strafverfahren einfach freigekauft.“

Demonstration Bregenz
Die Demonstration in Bregenz.

Abschreckend sind solche Vorkommnisse für die jungen Leute nicht. Nach dem Prozess geht es für die Aktivisten wie gehabt weiter: „Wier planen weitere Proteste des zivilen Ungehorsams und vernetzen uns mit immer mehr Menschen aus anderen Bewegungen oder aus der Zivilgesellschaft. Wir werden so lange auf die Straße gehen und störend auf die Klimakatastrophe aufmerksam machen, bis die Landesregierung handelt und die Tunnelspinne stoppt. Mitten in der Klimakatastrophe können wir nicht weitere 700 Millionen Euro Steuergeld in die Vernichtung unserer Lebensgrundlagen stecken“, sagt die Sprecherin der Gruppe deutlich. „Dieser Fehler muss sofort von Landeshauptmann Markus Wallner korrigiert werden.“