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Prinz Grizzley: Innerer Drang, kreativ zu sein

12.04.2024 • 23:02 Uhr
Prinz Grizzley: Innerer Drang, kreativ zu sein
Prinz Grizzley in seinem Element. Klaus Hartinger

Prinz Grizzley alias Christoph Comper gibt im Gespräch mit der NEUE Auskunft über sein neues Album und Einblick in seinen Musik-Kosmos und erzählt, wie er Familie, Musik und seinen Malerberuf unter einen (Cowboy)-Hut bringt.

Wie beschreiben Sie Ihre Musik?

Christoph Comper: Als frei und von Herzen kommend. Eine Art homogener Mix, bei dem Authentizität eine große Rolle spielt. Es ist aber schwierig, sie in ein bestimmtes Genre einzuordnen. Americana trifft es am ehesten, obwohl das ein sehr breiter Begriff ist. Das Schöne an Americana ist, dass es keine festen Grenzen hat. Die Zuhörer dieses Genres sind auch offen und lassen sich nicht von starren Definitionen einschränken. Bei meiner Musik greife ich auf Country, Folk und Blues zurück.

Wie kommt Ihre Musik an?

Comper: Ich finde es bemerkenswert, wie gut meine Musik hier in Vorarlberg und im Ausland angenommen wird, ohne dass man unbedingt ein Fan von Country oder Blues sein muss, um Prinz Grizzley zu hören.

Prinz Grizzley: Innerer Drang, kreativ zu sein
Im Gespräch mit der NEUE. Klaus Hartinger

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für neue Songs?

Comper: Die schöpfe ich aus dem Leben selbst, sei es durch Beobachtungen, lesen oder durch berührende Momente. Das Schreiben von Liedern ist für mich der Hauptgrund, warum ich Musik mache. Es geht mir nicht unbedingt darum, auf der Bühne zu stehen, vielmehr ist es ein innerer Drang, kreativ zu sein. Vergleichbar mit dem Bedürfnis nach Bewegung, das jemanden zum Joggen treibt. Draußen in der Natur finde ich oft die Ruhe, die ich brauche, um mich zu inspirieren.

Prinz Grizzley
Das Cover der Single-Auskoppelung. Kleber/Metzler

Ihr neues Album „Dear Leftovers“ wird am 31. Mai veröffentlicht. Was erwartet die Fans auf deinem dritten Album?

Comper: Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber es ist definitiv mein bisher am stärksten nach Country klingendes Album geworden. Das war nicht wirklich geplant, aber letztendlich hat es sich so ergeben. Mein Masterplan war es, dass die drei Alben eine Art Trilogie bilden. Auf den beiden vorherigen Scheiben habe ich darauf geachtet, nicht zu viele Country-Songs zu haben, daher blieben vier übrig. Diese habe ich nun auf das neue Album gepackt und zusätzlich neun weitere Songs geschrieben. Die Texte drehen sich um das Thema der Übriggebliebenen, Menschen, die im Leben aus unterschiedlichen Gründen gestrauchelt sind. Im Vergleich zum letzten Album, für das ich 65 Songs zur Auswahl hatte, waren es diesmal mit 13 Songs wesentlich weniger. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Das Album ist gut ausbalanciert und hat ein stimmiges Gesamtkonzept.

Zur Person

Name: Christoph Comper
Geburtsdatum: 12. April 1982
Familienstand: Verheiratet, drei Kinder
Wohnort: Egg
Beruf: Musiker und Maler
Bands: Golden Reef, Grizzley and the Kids, Prinz Grizzley

Die erste Single „Got Nothing to Prove“ ist bereits draußen. Wie ist die Resonanz?

Comper: Sehr positiv. Der Up-tempo-Song kommt gut an.

Werden vor dem Album noch weitere Singles veröffentlicht?

Comper: Ja, am 19. April wird „Where did we go wrong“ veröffentlicht, auf den ich besonders stolz bin. Es ist ein gut produzierter Country-Walzer mit George Nussbaumer und Heide Caviezel, die für fantastische Backing Vocals sorgte, als Gastmusiker. Am 10. Mai folgt eine weitere.

Prinz Grizzley
Prinz Grizzley live on Stage.

Wo wurde aufgenommen?

Comper: Im Nautilus Creative Studio bei Toni Meloni Loitsch, wo auch schon das vorherige Album entstand.

Ein kurzer Blick über den großen Teich: Beyoncé, die ansonsten auf Pop und R&B spezialisiert ist, brachte ein Country-Album heraus und stürmt damit die Charts. Ihre Meinung?

Comper: Es ist interessant zu sehen, wie die Americana-Szene immer mehr Beachtung findet. Daher war es nicht überraschend, dass Beyoncés Album erfolgreich war. Ich finde es cool, dass sie sich in diese Richtung gewagt hat. Für mich ist es zwar kein reines Country-Album, aber dennoch ein tolles Werk.

Die Verkaufszahlen von Beyoncé liegen in Millionenhöhe. Wie viel Stück werden von „Dear Leftovers“ aufgelegt?

Prinz Grizzley: Innerer Drang, kreativ zu sein
Im Proberaum. Klaus Hartinger

Comper: Vorerst 500 Exemplare. Ich hoffe, dass ich damit die Kosten für Studio und Produktion decken kann. Falls die Scheibe gut läuft, können wir nachlegen.

Könnten Sie von Ihrer Musik allein leben?

Comper: Nein, das glaube ich nicht. Besonders nicht mit einer Familie mit Frau und drei Kindern sowie einem Haus. Gedanklich habe ich das schon durchgespielt. Es wäre möglich, wenn ich nebenbei auf Festen und Veranstaltungen auftrete, vielleicht mit einer Coverband, aber das ist nicht mein Ding. Ich möchte meine eigenen Songs spielen und nicht nur Coverversionen. Für mich geht es bei der Musik um mehr als nur handwerkliches Können, es geht um Authentizität. Außerdem liegt mir das Coverspielen einfach nicht. Ich habe mich mit meiner jetzigen Situation als Musiker, mit meiner wunderbaren Familie und meinem Beruf als Maler arrangiert.

Prinz Grizzley: Innerer Drang, kreativ zu sein
Der Familienmensch fühlt sich in seiner Heimatgemeinde Egg wohl. Klaus Hartinger

Wäre es mit einer anderen Stilrichtung möglich?

Comper: Kannst du mir eine nennen (lacht). Heutzutage wird eine Karriere oft durch Castingshows lanciert. Das ist aber auch nicht das Wahre. Ich habe schon einige Gewinner solcher Shows getroffen, als sie auf denselben Festivals wie ich auftraten – und das oft zum gleichen Honorar wie ich.

Hast du Ratschläge für junge Vorarlberger Bands?

Comper: Steh zu deiner Musik und zu den Entscheidungen, die du triffst.

Ihre bisherigen Höhepunkte?

Comper: Anfang Jahr hatte ich großartige Auftritte beim größten internationalen Folkfestival in Kansas City, aber auch Nashville und Austin waren fantastisch. Auf geschichtsträchtigen Bühnen stand ich auch in Schweden, England, Deutschland und der Schweiz. Gigs im Ländle bereiten mir auch immer Freude.

Prinz Grizzley: Innerer Drang, kreativ zu sein
Prinz Grizzley gab Einblicke in sein neues Album. Klaus Hartinger

Ihr Lieblingsinstrument?

Comper: Meine Gibson-Akustikgitarre. Mit diesem Instrument fühle ich mich am meisten verbunden. Mit ihr bin ich schon um die Welt gereist und habe darauf viele Songs geschrieben. Die Gibson ist eine Songwriting-Maschine.

Was steht in nächster Zeit an?

Comper: Das nächste Konzert ist am 29. Mai im Alten Kino in Rankweil. Heuer werde ich auch noch eine Schweden- und England-Tour bestreiten.