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Rothmund: „Müssen alle Kräfte bündeln“

05.06.2024 • 23:00 Uhr
Hauskrankenpflege
Landesverbands-Geschäftsführerin Angela Jäger und Obmann Wolfgang Rothmund gaben Auskunft. rob/kpv

Mit qualitativer Weiterentwicklung stellt die Hauskrankenpflege Weichen für die Zukunft. Es warten Herausforderungen wie Personal und immer mehr Pflegebedürftige.

Der Startschuss für die Hauskrankenpflege fiel 1899 mit der Gründung des ersten Krankenpflegevereins in Lustenau und ist bis heute auf 66 Krankenpflegevereine angestiegen. Über 350 Männer und Frauen üben in den Vereinen derzeit den verantwortungsvollen Pflegeberuf aus. 83 Prozent der Pflegekräfte sind dabei diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger.

Mitgliederzahl gestiegen

erg basiert auf dem Solidaritätsgedanken. Diesbezüglich konnte bei der kürzlich abgehaltenen 42. Generalversammlung des Landesverbandes, der 1975 ins Leben gerufen wurde, Positives berichtet werden. 2023 stieg die Zahl der Mitgliedschaften um 540 an. In Summe sind nun 60.417 Haushalte, mehr als ein Drittel aller Haushalte in Vorarlberg, Mitglied in einem Krankenverein. „Die Stärkung der Solidaritätsgemeinschaft durch die Hauskrankenpflege in Vorarlberg geht mit der Stärkung der Sorgekultur in der Gesamtgesellschaft einher“, betont der für weitere drei Jahre wiedergewählte Obmann des Landesverbandes Wolfgang Rothmund. „Natürlich ist das auch eine Bestätigung und Anerkennung unserer Arbeit.“ Ausgewirkt hat sich auch eine im letzten Jahr lancierte Werbeaktion, bei der vor allem jüngere Menschen angesprochen wurden. „Das ist uns gut gelungen“, so Rothmund.

Hauskrankenpflege
Die Hauskrankenpflege ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. HKV

Gestützt wird die Hauskrankenpflege auch ganz stark durch das Ehrenamt. Über 500 ehrenamtliche Mitglieder in der Krankenpflege sind in allen Bereichen der Gesellschaft vom Apotheker bis zum Zollamtswärter verwurzelt. Rothmund: „Das zeigt nochmals, dass die Sorgekultur von der gesamten Gesellschaft breit mitgetragen wird.“ Und Angela Jäger, die seit fünf Jahren Geschäftsführerin des Landesverbandes ist, ergänzt: „Wir sind diesbezüglich gut aufgestellt, haben noch keine Probleme im Bereich Ehrenamt. Das ist für uns ganz wichtig und verdeutlicht den hohen Stellenwert der Krankenpflege.“

Großes Angebot

Die 66 privaten Krankenpflegevereinen kümmern sich mit ihrem professionellen Personal um Menschen, die nicht mehr oder vorübergehend nicht die Kraft haben, sich in ihren eigenen Wänden selbst zu pflegen oder zu versorgen. Es geht dabei aber nicht nur um medizinische Pflege, sondern auch um Fragen der Betreuung Zuhause: Essen auf Rädern, Kontakt mit den Versicherungsträgern, Organisation von mobilem Hilfsdienst oder Pflegebehelfen sowie 24-Stunden-Betreuung oder Begleitung durch die Hospizbewegung und Palliativversorgung.

Viele Einsätze

Im Jahr 2023 wurden in den 66 Krankenpflegevereinen insgesamt 313.046 Pflegestunden für 8890 Patienten geleistet. Wie sind diese vielen Einsätze zu bewältigen? „Durch bestens ausgebildete Mitarbeiter, die eine hohe Bereitschaft zur Fortbildung haben“, erklärt Wolfgang Rothmund. Dabei ist laut dem Obmann die Grundpflege, die auch sehr wichtig sei, nur ein Randbereich. Große Bereiche seien mittlerweile die Wundversorgung- und auch die Palliative. „Wir haben an jedem Stützpunkt speziell ausgebildete Fachkräfte für Palliativpatienten“, berichtet Angela Jäger. „Daher können wir sehr gut auf die Bedürfnisse der schwer und unheilbar Erkrankten eingehen.“ Der ­Palliativbereich hatte in den letzten Jahren auch einen großen Anstieg zu verzeichnen, 1500 Menschen wurden 2023 begleitet.

Gepflegte Patienten

Auszug aus dem Jahr 2023
75 bis 79 Jahre: 1120
80 bis 84 Jahre: 2022
85 bis 89 Jahre: 1969
90 bis 94 Jahre: 1463
Über 95 Jahre: 492


Auf den Stützpunkten wird auch die Wundversorgung von ausgebildeten Wundmanagern durchgeführt. „Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit den Hausärzten und Wundambulanzen und wird bei uns viel in Anspruch genommen“, sagt der 68-jährige Obmann. Dabei sei eine gute Abstimmung nötig.

Lage ist angespannt

Die vielen Einsätze benötigen auch dementsprechend Mitarbeiter. Pflegepersonal wird in allen Bereichen, wie Spital oder Heimen, dringend benötigt. „Die Lage ist auch bei uns angespannt“, weiß Angela Jäger, „derzeit können wir aber noch alles abdecken“. Wobei es in den Randgebieten schwieriger sei als in den Ballungszentren wie dem Rheintal.

Positives Außenbild wichtig

Um Menschen für die Hauskrankenpflege zu motivieren, sei auch ein positives Außenbild wichtig. „Leadership, das der Menschlichkeit dient, und Investitionen in Weiterbildung sind wesentlich, damit die Hauskrankenpflege als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird“, erklärt Angela Jäger dabei als zentrale Voraussetzungen. Als eines der Beispiele für die hohe Bereitschaft zur Aus- und Weiterbildung nannte die 61-Jährige die bestens ausgebildeten Wundmanagerinnen in der Hauskrankenpflege. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, soll auch die „Stärkung der Gesundheitskompetenz“ ins Leistungsangebot mit aufgenommen werden. „Wichtig ist dabei, die Selbsthilferessourcen älterer Menschen zu stärken.“ Als Beispiel führte sie die Hausbesuche 75 plus an. Letztes Jahr haben 300 Menschen diese Beratung in Anspruch genommen. „Angesichts des Klimawandels braucht es auch für den Hitzeschutz in der mobilen Betreuung und Pflege Konzepte und Maßnahmen.“ Zudem müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden.

Vorstand
Landesverbands-Geschäftsführerin Angela Jäger. rob

Für Wolfgang Rothmund ist klar: „Wir werden immer älter, daher kommen auch immer mehr in Pflege. Wobei die geburtenstarken Jahrgänge 1963 und 64 erst noch auf uns zukommen. Um das zu bewältigen, müssen alle, die im Kranken- und Pflegebereich tätig sind, zusammenarbeiten, die Kräfte bündeln und die vorhandenen Ressourcen bestmöglich nutzen.“ Daher sei die Prävention ein ganz wichtiger Punkt. „Wir müssen schauen, dass die gesunden Jahre mehr werden.“

Hoher Eigenanteil

Neben der Wiederwahl von Wolfgang Rothmund wurden auf der 42. Generalversammlung des Landesverbandes der Hauskrankenpflege Werner Böhler (Obmann KPV Schwarzach) und Jodok Müller (Obmann KPV Kleinwalsertal) neu in den Vorstand gewählt. Der Gesamtaufwand betrug im abgelaufenen Jahr 20.465.793 Euro. Davon wurden 7.078.630 Euro durch Eigenleistungen erbracht, was einen Eigenfinanzierungsgrad in Bezug auf die Kosten von 34,59 Prozent ist. 1,5 Millionen Euro gingen dabei als Spenden ein.