Vorarlbergerin in Nepal im Hilfseinsatz für Flutopfer

Schwere Überschwemmungen verursachen derzeit großes Leid in Nepal. Die Bizauerin Sabine Klotz organisiert vor Ort mit großem Einsatz Hilfslieferungen für die Katastrophengebiete.
Die überdurchschnittlich starken Monsunregenfälle in der letzten Septemberwoche führten zu verheerenden Überschwemmungen – die größten seit über 50 Jahren – und lösten Erdrutsche aus. Besonders betroffen ist das Kathmandu-Tal, inklusive der Hauptstadt Kathmandu, sowie große Teile Ost-Nepals. Insgesamt sind 44 von 77 Distrikten betroffen. „Es wird geschätzt, dass mehr als 230 Menschen, darunter 55 Kinder, ihr Leben verloren haben. Zudem gibt es zahlreiche Verletzte und Vermisste“, berichtet Sabine Klotz, Obfrau der Hilfsorganisation Chay Ya Austria. „Schätzungsweise wurden mehr als 4667 Häuser vollständig zerstört und über 5000 teilweise beschädigt.“ Die Überschwemmungen haben auch schwere Schäden an der Infrastruktur des Landes verursacht. „Erdrutsche und Trümmer blockierten für einige Tage die Hauptstraße ins Kathmandu-Tal, was den Zugang zu wichtigen Gütern und Dienstleistungen, darunter die Gesundheitsversorgung, erheblich erschwerte“, erklärt Klotz.

Hilfsprojekt organisiert
Angesichts der prekären humanitären Lage reagierte Chay Ya Austria sofort und startete ein Hilfsprojekt. „Wie immer in Katastrophenfällen versuchen wir, den Menschen vor Ort so schnell wie möglich zu helfen. Viele haben alles verloren, besonders die Ärmsten stehen vor dem Nichts“, so Klotz weiter. Das Projekt zielt darauf ab, Soforthilfe für die von den Überschwemmungen betroffenen Gebiete bereitzustellen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf schwangeren und stillenden Müttern sowie gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Die wichtigsten Maßnahmen umfassen die Verteilung von Lebensmittel- und Hygienepaketen, die Bereitstellung von Notunterkünften sowie spezielle Unterstützung für schwangere und stillende Mütter mit Nahrung und Hygieneartikeln.

Arbeit vor Ort aufgenommen
Das Projekt wird von Chay Ya Austria in Partnerschaft mit Chay Ya Nepal, Let the Children Walk und der nepalesischen Regierung durchgeführt. „So stellen wir sicher, dass die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen die benötigte Hilfe erhalten“, sagt Klotz, die am Montag nach Nepal flog und sofort mit ihrer Arbeit begann. „Gleich nach meiner Ankunft ging es ins Büro von Chay Ya Nepal zu stundenlangen Besprechungen. Anschließend haben wir Jeeps mit Zeltplanen und anderen Hilfsgütern beladen.“ Auch das Verfassen von Förderanträgen, unter anderem an das Land Vorarlberg, das großzügigerweise 20.000 Euro zugesagt hat, stand auf dem Programm.
Chay Ya austria
Chay Ya Austria ist ein gemeinnütziger Verein zur nachhaltigen Armutsbekämpfung, der sich mit seinen Projekten vor allem auf entlegene, schwer erreichbare Gebiete im nepalesischen Himalaya konzentriert. „Cha ya“ kommt aus dem Tibetischen und bedeutet so viel wie „let’s do it“. Der Fokus der Hilfsprojekte liegt auf Bildung und Disability Lernzentren, medizinischer Versorgung (Geburtenstationen), Mülltrennung, Permakultur-Schulgärten und Bio-Anbauprojekten, Empowerment von Frauen und Mädchen, Wiederaufbau nach dem tragischen Erdbeben von 2015 und 2023 sowie Katastrophenhilfe.
Unterstützung aus Vorarlberg
Verstärkung aus Vorarlberg. „Am Dienstag kommt dann auch Wolfgang Bartl von Let the Children Walk, um uns zu unterstützen. Das ist bereits die dritte Flutkatastrophe, bei der die beiden Vorarlberger Vereine zusammenarbeiten“, berichtet Klotz. „Dazu kommen noch verschiedene Projekte in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Unsere Zusammenarbeit besteht seit neun Jahren – das ist einfach großartig!“

Lange Arbeitstage
Derzeit ist es am wichtigsten, „so viele Zeltplanen, Decken, Kochtöpfe, Hygieneartikel, Wasserreinigungstabletten und Lebensmittel wie möglich an die Menschen zu verteilen, die vor dem Nichts stehen. Das machen wir täglich, solange wir dafür Mittel haben. In zwei bis drei Monaten werden wir dann Schulen, Gesundheitsposten und sanitäre Anlagen wieder aufbauen – falls wir das Geld dafür organisieren können“, erklärt die engagierte Vorarlbergerin weiter. Sie beschreibt ihren Tagesablauf: „Sehr früh aufstehen, Lkws und Jeeps beladen und dann entweder im Kleinflugzeug oder stundenlang über gefährliche, teilweise weggespülte Straßen zu den Flutopfern fahren, sortiert nach Regierungslisten, je nach Personenzahl und Schwere der Betroffenheit.“ Oft kommt die Bizauerin erst spät in der Nacht in das nächste Gebiet. „Jede freie Sekunde nutze ich, um Anträge an Stiftungen und Förderer zu schreiben, damit wir mehr Budget bekommen“, erzählt sie.
Extrem fordernd
Die Arbeit vor Ort ist extrem fordernd. „Der Regen hat zwar nachgelassen, aber viele Straßen sind zerstört, und einige Orte sind nur schwer oder gar nicht erreichbar. Wir stecken oft im Schlamm fest und müssen uns mühsam befreien. Schlaf bekommen wir kaum. Doch wenn ich sehe, unter welchen Bedingungen die Menschen hier versuchen zu überleben, bin ich einfach dankbar, dass ich helfen kann“, sagt Sabine Klotz, die noch vier Wochen in dem Himalaya-Staat bleiben wird.

sk
Nicht immer einfach
Durch ihre Einsätze wird die Bizauerin immer wieder mit großem Leid konfrontiert. Wie geht sie damit um? „Das ist eine schwierige Frage. Meistens kann ich, wenn ich mittendrin stecke, professionell bleiben. Ich kann ja nicht vor den Menschen zusammenbrechen und brauche eine Art Schutzschild, um funktionieren zu können. Aber oft verfolgen mich besonders schlimme Erlebnisse in meinen Träumen oder lassen mich tagelang nicht los. Der Austausch mit meinen Kollegen aus Nepal hilft mir dabei sehr.“
Spendenaktion für Nepal
Spendenkonto Chay Ya Austria
Raiffeisenbank am Bodensee
IBAN: AT50 3743 1000 0032 2974
BIC: RVVGAT2B431
Betreff: Flut
Infos: www.chay-ya.org
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar, bitte senden Sie Ihren Namen und Ihr Geburtsdatum an spenden@chay-ya.org.
Nothilfe und Projekte in Nepal
Die 40-jährige Sabine Klotz hat in Wien Internationale Entwicklung studiert und das Studium mit dem Magistra-Titel abgeschlossen. „Davor habe ich in den verschiedensten Bereichen gearbeitet – von Köchin und Kellnerin über Au-Pair bis hin zur Snowboardlehrerin.“ 2011 gründete sie die Hilfsorganisation Chay Ya Austria (www.chay-ya.org). „Ich bin nicht nur in der Nothilfe tätig, sondern arbeite das ganze Jahr über an Projekten in Nepal. Seit meine sechsjährige Tochter schulpflichtig ist, bin ich im Frühling und Herbst insgesamt etwa drei Monate in Nepal. Früher waren die Aufenthalte länger.“
Ihre Aufenthalte in den aktuellen Projektregionen dienen dazu, „den Fortschritt und die Finanzen der Projekte zu überwachen“. Diese Projekte umfassen Bereiche wie Gesundheit, Bildung, Mülltrennung, Recycling, Wasser- und Hygieneversorgung sowie Frauen-Empowerment durch Biomodellfarmen.