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Lehrkräfte unterstützen Lehrkräfte

17.11.2024 • 12:00 Uhr
Lehrkräfte unterstützen Lehrkräfte
Eva Maria Waibel und Monika Paterno im Gespräch mit der NEUE am Sonntag. Klaus Hartinger

Ein engagiertes Netzwerk erfahrener Lehrkräfte unterstützt ­ehrenamtlich junge Lehrpersonen in den ersten Berufsjahren – ­einfach, anonym und zeitnah. Initiatorin ist Eva Maria Waibel.

Monika Reichart beschreibt den Ansatz so: „Bei einem Kaffee, einem Spaziergang oder einem Videogespräch können Sorgen zwanglos und in entspannter Atmosphäre angesprochen werden, und wir erarbeiten gemeinsam Lösungen.“ Die ehemalige Volksschulleiterin, die viele Jahre mit Kindern aus nicht-deutschsprachigen Familien arbeitete, kennt die Herausforderungen, die auf junge Lehrer zukommen. Gemeinsam mit zwölf weiteren erfahrenen Pädagogen ist sie für das Netzwerk „Unterrichtscoaching – Lehrkräfte unterstützen Lehrkräfte“ aktiv.

Ehrenamtliches Porjekt

Das Netzwerk wurde Ende 2023 auf Initiative von Eva Maria Waibel als Projekt ins Leben gerufen. Es ist ein eigenständiges Projekt des Instituts für Existenzielle Pädagogik und funktioniert komplett ehrenamtlich. „Ich höre oft, dass junge Lehrer oder Quereinsteiger an ihre Grenzen kommen und manchmal sogar aufgeben. Für mich ist es essenziell, dass sie in ihrem Beruf, der so viel Verantwortung mit sich bringt, nicht allein gelassen werden. Sie brauchen eine gute Begleitung“, betont Waibel. „Ich dachte, pensionierte Lehrkräfte könnten ihre wertvolle Erfahrung weitergeben. Es ist schade, wenn dieses Wissen brach liegt. Mir wurde jedoch klar, dass das Netzwerk professionell organisiert sein muss. Da kam mir Monika Paterno in den Sinn, die ich schon seit langem schätze und wusste, dass sie ebenfalls in Pension gehen wird. Ich fragte sie – und sie war sofort begeistert. Sie engagiert sich nun als Koordinatorin des Projekts mit viel Freude und Kompetenz“, berichtet die 71-Jährige.

Lehrkräfte unterstützen Lehrkräfte
Monika Paterno (l.) und Eva Maria Waibel mit dem Folder für das Netzwerk Unterrichtscoaching. klaus hartinger

Die langjährige aha-Geschäftsführerin Monika Paterno war sofort Feuer und Flamme für das Projekt: „Ich wollte nach meiner Pensionierung ehrenamtlich etwas Sinnvolles tun. Evas Anfrage kam zur richtigen Zeit. Das Projekt ermöglicht es, die Erfahrung älterer Lehrpersonen gezielt weiterzugeben und jungen Lehrkräften Rückhalt zu geben.“

Zeit zum Zuhören

Erste Anlaufstelle für junge Lehrpersonen sind in der Regel Kollegen und Schulleiter. Doch nicht immer ist genug Zeit, alle Anliegen aufzufangen. „Wir haben ein offenes Ohr für die Sorgen, die im Schulalltag entstehen, und die Zeit zuzuhören“, sagt Wilfried Ederer, ehemaliger Mittelschulleiter. „Unsere Unterstützung ist einfach, kostenlos, anonym – und zeitnah. Das war (ist) unser großes Anliegen“, ergänzt Waibel.

Institut für existenzielle pädagogik

Das Institut für Existenzielle Pädagogik wurde 2019 von Eva Maria Waibel, Thomas Happ sowie Andreas und Doris Hausheer als ehrenamtlicher Verein gegründet. „Menschen beizustehen, damit sie ihr Leben gut bewältigen, sie für die Herausforderungen des Lebens zu stärken und ihre psychische sowie mentale Gesundheit zu fördern“ – so beschreibt Obfrau Waibel die Ziele der Existenziellen Pädagogik. „Dies betrifft die Kinder und Jugendlichen, die wir begleiten, aber auch uns als Erziehende und Lehrende.“ Der Verein hat Mitglieder im gesamten deutschsprachigen Raum und bietet zahlreiche Fort- und Weiterbildungen an, die teilweise auch in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wie pädagogischen Hochschulen durchgeführt werden. Ab dem Studienjahr 2025/26 ist zudem ein dreijähriger, berufsbegleitender Masterlehrgang zur Existenziellen Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg geplant.

Erfolgreiche Pilotphase

Nach einer erfolgreichen Pilotphase im Frühjahr 2024 bietet das Netzwerk nun wieder gezielte Gespräche und Coachings für Lehrkräfte in den ersten Berufsjahren an. „Das Feedback war überwältigend positiv, deshalb haben wir uns entschlossen, weiterzumachen“, erklärt Paterno. Das Netzwerk besteht nicht nur aus pensionierten, sondern auch aus noch aktiven Lehrpersonen und Schulleitern. „Mit einem stabilen Kern von 13 Coaches können wir eine breite Unterstützung gewährleisten“, so die 61-Jährige. Waibel fügt hinzu: „Alle Schulformen und -stufen sind vertreten.“

„Mit diesem Projekt möchten wir einen kleinen Beitrag zur Gesundheit der Lehrpersonen leisten.“
Eva Maria Waibel, Initiatorin

Beitrag leisten

Und wie geht es weiter? „Wir möchten das Projekt unbedingt fortsetzen, aber wir nehmen es Schritt für Schritt“, erklärt Monika Paterno. Für Eva Maria Waibel steht fest: „Unser Ziel ist, dass diejenigen, die Hilfe benötigen, diese auch bekommen. Bildung kann eine Gesellschaft verändern und stabilisieren. Wir wollen unseren Beitrag für ein gutes Schul- und Bildungssystem leisten.“

Lehrkräfte unterstützen Lehrkräfte
Informierten: Eva Maria Waibel und Monika Paterno. Klaus Hartinger

Unterstützung anfordern

Lehrkräfte in den ersten Berufsjahren können auf der Website des Netzwerks (www.unterrichtscoaching.at) kostenlos Unterstützung anfordern. Koordinatorin Paterno sucht dann eine passende Ansprechperson, und innerhalb von zwei bis drei Tagen wird ein Termin vereinbart. Alle Netzwerkmitglieder sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.