Christine Lederer lädt den Landeshauptmann zum Gespräch ein

Politiker halten Sprechstunden. So auch Christine Lederer. Heute findet das Format zum vorerst letzten Mal statt.
Christine Lederer nimmt sich Zeit für dich, genauer gesagt zehn Minuten. Das verspricht die Sprechstunde. Diesen Samstag findet das Format zum vierten und vorerst letzten Mal in der Räumlichkeit des wgn_projects in Bregenz statt. Vertraulich unter vier Augen und ohne Zwang bietet es Gelegenheit zu banalem Geschwätz und intimen Offenbarungen.
Wie eine Ordination mit Ausschank
Wirkliche Gespräche ohne unmittelbaren Zweck sind eine Seltenheit geworden. Immer öfter hören wir Geräten statt Menschen zu. Dass diese vermeintlich banalste aller Kulturtechniken nicht verschwunden ist, beweist Lederer. Besucher werden den Kunstraum vorfinden, als wäre er eine Ordination, nur mit Ausschank. Während weite Vorhänge das Besprechungszimmer abgrenzen, lädt eine Zeittafel an der Wand zum selbst Eintragen ein. Die Künstlerin selbst ist nur gelegentlich zu sehen. Etwa, wenn sie sich staubsaugend eine „Pause“ nimmt. Wer sich auf das Angebot einlässt, findet sich vor einer unglaublich ruhigen Frau wieder. In scheinbar unbekümmerter Leichtigkeit führt die Lauschende mit einem Stift über Blätter und stellt vorsichtig Fragen.

Die Idee für das Format entstand im Herbst bei einem Gespräch zwischen Lena Seeberger und José Oliveira von wgn.projects und der Künstlerin. Während die zwei Erstgenannten mit ihrem Ort mehr anfangen wollten, als bloß Arbeiten zu zeigen, machte sich Lederer mit den Worten: „so, die Sprechstunde ist fertig“, ans Werk, der Unterhaltung ein Ende setzen. In diesem Moment schoss Seeberger die zündende Idee: „Frau Lederer hält Sprechstunde.“
Die Angst wich der Energie
Die Künstlerin will keine Kunstperson wie Marina Abramović abgeben und fürchtete erst, dass es eine banale Geschichte wird: „Aber ich habe es total unterschätzt. Es war mega spannend, da sich so viele Facetten auftaten. Damit habe ich nicht gerechnet. Dabei hat das Gespräch unter vier Augen eine ganz eigene Energie.“
Manche Teilnehmer waren scheu und trauten sich nicht, über Persönliches zu sprechen. Andere offenbarten Ängste oder Probleme, die sie im Berufsleben haben, berichtet die Bludenzerin.
Sprechstundengeberin hat Fragen an Sprechstundengeber
Um den Wert des Austausches für das Leben wissend, bietet Lederer auch erfahrene Sprechstundengeber an, ihnen zuzuhören. Konkret hat sie Politiker aller Parteien im Sinn. Eine spezielle Einladung aber richtet die Künstlerin an Landeshauptmann Markus Wallner. Denn in diesem Fall hätte die Künstlerin jetzt schon eigene Fragen parat. So möchte sie vom Landeshauptmann erfahren, wie es um die neue „blaue Freundschaft“ steht. Ferner will sie von Wallner wissen: „Warum erlauben Sie Kanzler Nehammer, am Tag der Befreiung vom Assad-Regime zu sagen, dass alle Syrer sofort zurückkehren müssen?“
Während ein Besuch von Landeshauptmann Wallner allein schon aufgrund der Kurzfristigkeit unwahrscheinlich ist, dürfen sich Besucher um ein Andenken freuen. Denn Lederer schenkt allen, die mit ihr ins Gespräch treten, die Zeichnung, die dabei entsteht.
Freitag, 13. Dezember, 19 – 22 Uhr
wgn_projects
Maurachgasse 1, Bregenz