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LehreUp: Jugend stärken, Perspektiven schaffen

14.12.2024 • 10:00 Uhr
LehreUp: Jugend stärken, Perspektiven schaffen
Projektleiter Achim Kirschner mit Lehrling/Schüler Abdul Khastaev. Stiplovsek

Das Projekt LehreUp der Offenen Jugendarbeit Dornbirn bietet Lehrlingen seit 2019 gezielte Unterstützung und neue Perspektiven. Ein Erfolgsmodell, das laut Projektleiter Achim Kirschner auf Eigeninitiative beruht.

Am lebendigen Treffpunkt der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD) wird an der Zukunft gearbeitet. Hier, wo Jugendliche Unterstützung und Orientierung finden, nimmt das Projekt LehreUp eine besondere Rolle ein. Es bietet Lehrlingen nicht nur Nachhilfe, sondern auch Perspektiven – und hat sich seit seinem Start 2019 zu einer viel frequentierten Anlaufstelle entwickelt.

Gemeinsame Initiative

„Das Projekt LehreUp entstand 2018 aus einer gemeinsamen Initiative vom damaligen Geschäftsführer Martin Hagen und mir“, erinnert sich Projektleiter Achim Kirschner, der seit 15 Jahren bei der OJAD ist. Der offizielle Startschuss fiel 2019. „Die Idee kam ursprünglich durch die Zusammenarbeit mit dem Bauträger I&R Wohnbau. Afghanische Jugendliche, die kaum Deutsch konnten, hatten enorme Schwierigkeiten in der Berufsschule. Trotz widriger Umstände haben sie sich durch die Schule gekämpft. Das hat uns beeindruckt und dazu motiviert, ein unterstützendes Programm zu entwickeln“, so Kirschner.

Lernen in Kleingruppen

Das Herzstück von LehreUp ist die Nachhilfe in Mathematik (16 Gruppen), Deutsch (2 Gruppen) und Englisch (1 Gruppe). „Die Lehrlinge kommen einmal pro Woche für zwei Stunden zu uns – manche sogar für mehrere Fächer“, erklärt Kirschner. In Kleingruppen von vier bis sechs Personen wird gezielt gearbeitet. Jährlich profitieren zwischen 70 und 80 Jugendliche von diesem Angebot, das auch viele einheimische Lehrlinge in Anspruch nehmen. „Bunt gemischt“, nennt es Kirschner.

LehreUp: Jugend stärken, Perspektiven schaffen
Stadträtin Elisabeth Edler und Projektleiter Achim Kirschner. Stiplovsek

Zusätzlich läuft ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit Dornbirner Pflegeheimen, das sich speziell auf Deutschkurse für die Nostrifizierung konzentriert. Dieses Vorhaben zeigt, dass die Offene Jugendarbeit Dornbirn nicht nur auf die Herausforderungen der Lehrlinge reagiert, sondern auch auf die Bedürfnisse des regionalen Arbeitsmarktes.

Hürden und Erfolge

Die Nachfrage nach dem Angebot ist groß, aber die räumlichen Kapazitäten sind begrenzt. „Wir könnten deutlich mehr Lehrlinge aufnehmen, wenn wir mehr Platz hätten“, gibt der gebürtige Bregenzer zu bedenken. Dennoch kann sich die Erfolgsquote sehen lassen: Über 90 Prozent der Jugendlichen bestehen die Fächer, in denen sie Unterstützung erhalten. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Motivation der Teilnehmer. „Eigenmotivation ist eine wichtige Voraussetzung. Wir können niemanden zum Lernen zwingen, aber die meisten bringen den nötigen Fleiß mit – und das zahlt sich aus.“

Positive Dynamik

Die Reaktionen der Lehrlinge auf das Programm sind durchweg positiv. Anfangs skeptische Jugendliche finden schnell Gefallen an der Unterstützung, sobald erste Fortschritte sichtbar werden. „Es ist schön zu sehen, wie sie an Selbstbewusstsein gewinnen und oft über Jahre im Programm bleiben“, sagt der 44-jährige Projektleiter.

LehreUp: Jugend stärken, Perspektiven schaffen
Achim Kirschner: “Wir können niemanden zum Lernen zwingen, aber die meisten bringen den nötigen Fleiß mit und das zahlt sich aus.” Stiplovsek

Doch die Herausforderungen bleiben: Neben dem Platzmangel ist auch die Suche nach geeigneten Lehrkräften anspruchsvoll. „Unsere Lehrkräfte müssen nicht nur fachlich exzellent sein, sondern auch die Fähigkeit haben, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen.“

Blick in die Zukunft

Finanziert wird das Projekt seit 2024 vom Land Vorarlberg über das Ressort Wirtschaft und durch Unternehmen, die ihre Lehrlinge zu LehreUp schicken. Zuvor wurde es durch Bildungsinitiativen wie die MEGA Bildungsstiftung unterstützt. Eine besondere Anerkennung erhielt das Programm 2019, als es zu den besten zehn Initiativen eines renommierten Bildungswettbewerbs gewählt wurde.

Für die Zukunft hat Kirschner weitere Pläne: „Wir möchten LehreUp weiter ausbauen. Die Nachfrage ist da, und unser Ziel ist es, langfristig noch mehr Lehrlinge zu erreichen. Dabei steht die Qualität unserer Arbeit immer an erster Stelle.“

Ein Sprungbrett

LehreUp ist mehr als nur Nachhilfe – es ist ein Sprungbrett für Jugendliche, um ihre Zukunft aktiv zu gestalten. Mit Herz, Engagement und einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Lehrlinge hat das Projekt in Dornbirn eine neue Dimension der Jugendarbeit geschaffen. „Unser Erfolg zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und wir sind bereit, noch mehr zu tun, um junge Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen“, fasst Achim Kirschner zusammen.

Stadträtin begeistert

Begeistert zeigt sich Stadträtin Elisabeth Edler (Grüne), die in Dornbirn für Jugend, Jugendbeteiligung sowie interkulturelles Zusammenleben zuständig ist: „Mit LehreUp hat es die Offene Jugendarbeit ein weiteres Mal geschafft, am Puls der Zeit ein Projekt auf die Beine zu stellen, das Betriebe auf der Suche nach Lehrlingen und Jugendliche bei einer Ausbildung zusammenbringt.“ Für die 39-Jährige ist auch klar: „Die OJAD stärkt damit den Wirtschaftsstandort Vorarlberg. LehreUp ist eine Antwort auf Lehrlings- und Fachkräftemangel.“

Edler ist stolz auf die innovative Dornbirner Jugendarbeit, die mit immer wieder neuen kreativen Projekten hohe Standards setzt. „Viele Jugendliche erfahren dort die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die ihnen in herausfordernden Zeiten Orientierung und Halt geben.“

LehreUp: Jugend stärken, Perspektiven schaffen
Abdul Khastaev ist überzeugt vom Projekt LehreUp. Stiplovsek

“Meine Noten haben sich deutlich verbessert”

Abdul Khastaev, 18 Jahre alt und im ersten Lehrjahr bei der Pircher Elektrotechnik GmbH in Bregenz, zeigt sich begeistert von seiner Ausbildung. Der gebürtige Tschetschene besucht neben der Berufsschule auch das Projekt LehreUp und lobt dessen positiven Einfluss: „Meine Noten haben sich deutlich verbessert, seit ich hier unterrichtet werde. Für mich ist das eine sehr gute Sache“, erklärt er. Besonders im Fach Mathematik profitiert der angehende Elektrotechniker von der gezielten Förderung. „Ich kann LehreUp auf jeden Fall weiterempfehlen“, sagt Khastaev überzeugt. Auch mit seiner Lehrstelle und seinem Arbeitgeber ist er rundum zufrieden: „Es passt alles super.“