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Stummer Protest gegen Ausgrenzung

06.01.2025 • 16:18 Uhr
Stummer Protest gegen Ausgrenzung
Stummer Prodest auf den mit Querbalken versehenen Bänken am Dornbirner Busbahnhof: George Nussbaumer, Wolfgang Verocai, Robert Schneider, Jutta Soraperra und Nicole Nussbaumer (v.l.).paulitsch

Am Dreikönigstag hat eine Gruppe von Kulturschaffenden am Dornbirner Busbahnhof gegen das Sicherheitskonzept der Stadt Dornbirn demonstriert. Dazu zählen auch die neu mit Querbalken versehenen Bänke. Geleitet wurde die Aktion von Schriftsteller Robert Schneider.

Die Künstler saßen eine halbe Stunde lang stumm auf den Bänken am Busbahnhof, die vor kurzem von der Stadt Dornbirn mit Querbalken versehen wurden und demonstrierten damit für ein würdevolles Gesicht der Armut sowie gegen Ausgrenzung.

Nachfolgend ein Interview mit Schriftsteller Robert Schneider, der die Aktion leitete.

Stummer Protest gegen Ausgrenzung
Robert Schneider im Interview mit der NEUE. Paulitsch

Herr Schneider, worum geht es bei Ihrer Demonstration genau?

Robert Schneider: Es geht um das neue Sicherheitskonzept der Stadt Dornbirn, das meiner Meinung nach eine Symbolik der Kälte und Ausgrenzung vermittelt. Dinge wie Videoüberwachung oder die mit Querbalken versehenen Bänke am Dornbirner Bahnhof stehen für eine Gesellschaft, die Armut und Obdachlosigkeit verdrängen will, statt würdevoll damit umzugehen.

Also kritisieren Sie nicht nur das Konzept hier am Bahnhof, sondern auch eine allgemeinere Haltung?

Schneider: Genau. Das, was hier passiert, steht stellvertretend für einen Umgang mit Armut, der auf Abschreckung und Vertreibung abzielt. Statt diese Menschen zu unterstützen, werden sie an den Rand gedrängt. Wir müssen lernen, mit Armut und Obdachlosigkeit menschlich umzugehen, anstatt sie zu ignorieren oder gar zu bekämpfen.

Wie kam es zur Idee dieser Demonstration?

Schneider: Das war eine spontane Entscheidung. Mich hat diese Entwicklung so tief berührt, dass ich handeln musste. Es ist tatsächlich meine allererste Demonstration. Gemeinsam mit Freunden und Bekannten wie George Nussbaumer und Wolfgang Verocai haben wir beschlossen, etwas zu tun. Und selbst wenn niemand gekommen wäre, hätte ich allein protestiert – für die Menschlichkeit macht man sich niemals lächerlich.

Wie steht die Stadt Dornbirn zu Ihrer Aktion?

Schneider: Ich hatte ein Gespräch mit Stadträtin Mari Louise Hinterauer, die einige ihrer Argumente nachvollziehbar darlegte. Sie sprach über die Verantwortung der Behörden, die oft handeln müssen, wenn es an Zivilcourage fehlt. Ich denke, dass es besser gewesen wäre, das in das Sicherheitskonzept investierte Geld für Kampagnen in Schulen und Bildungsinstituten zu nutzen, um Zivilcourage zu fördern. Es ist wichtig, dass wir alle Verantwortung übernehmen und gegen Unrecht aufstehen.

Stummer Protest gegen Ausgrenzung

Was genau stört Sie am stärksten an der neuen Gestaltung?

Schneider: Es sind die Symbole der Kälte, wie die Balken auf den Bänken. Sie senden das falsche Signal, dass diese Menschen hier nicht willkommen sind. Das ermutigt zur Ausgrenzung, löst aber das Problem nicht. Wohin sollen diese Menschen gehen, wenn sie überall vertrieben werden? Es ist absehbar, dass es mehr Armut und Obdachlosigkeit geben wird.

Was erhoffen Sie sich von der Aktion?

Schneider: Jede große Idee beginnt klein. Wir hoffen, dass unser Signal die Menschen sensibilisiert.

Sind weitere Aktionen geplant?

Schneider: Vorläufig nicht, aber wir wollten mit dieser Demonstration zeigen, wofür wir stehen: Der Menschlichkeit und der Armut ein Gesicht geben. Es geht darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wir mit diesen Themen umgehen.