Vom Dorfclub zum Social-Media-Star
Wie ein argentinischer Influencer den FC Balzers aus dem benachbarten Liechtenstein zum viralen Hit machte.
Soziale Medien können nerven, manchmal sogar toxisch wirken. Doch ab und an schenken sie uns auch Geschichten, die einfach nur absurd, witzig und verblüffend sind. Genau das passiert gerade in der Gemeinde Balzers mit gut 4700 Einwohnern. Der dortige Fußballverein, der FC Balzers, spielt in der Schweizer Meisterschaft in der zweiten Liga interregional (fünfthöchste Spielklasse) – und hat plötzlich mehr Follower als der große FC Basel. Ein Blick auf die Zahlen zeigt das Phänomen: Stand Donnerstag hat der FC Balzers auf Instagram (@fcbalzers) beeindruckende 420.000 Follower. Zum Vergleich: Der FC Basel kommt auf 263.000, die Berner Young Boys, die in der Champions League spielen, auf 182.000. Und auf TikTok (@fcbalzers_liechtenstein) sind es über 300.000 Menschen, die die Clips aus Balzers verfolgen. Die Vorarlberger Klubs SCR Altach mit 20.600 und Austria Lustenau (11.700) hinken da bei den Instagram-Followern deutlich hinterher.
Wie kam es dazu? Den Stein ins Rollen brachte der argentinische Influencer Valen Scarsini, bekannt als „El Scarso“. Seine Idee? Den kleinen Fußballclub groß machen. Im Dezember hatte der FC Balzers gerade mal 1000 Instagram-Follower. Mit dem Hashtag #todossomosdelbalzers („Wir sind alle Balzers“) motivierte Scarsini seine eigene Community von 250.000 Followern, dem Verein zu folgen – und die machten begeistert mit. „Nun will er nicht aufhören, ehe die Millionenmarke des FC Balzers auf Instagram geknackt wurde“, berichtet der Liechtensteiner Club, der den argentinischen Influencer nach Liechtenstein eingeladen hat. Auch Liechtenstein Marketing ist mit von der Partie, weiß um die Bedeutung der Werbung für das Land. Nach diversen Aktionen in Liechtenstein und Umgebung, wie dem Besuch des Eishockeyspiels Davos – Rapperswil-Jona, wird «El Scarso» am Freitag um 18.45 Uhr persönlich am öffentlichen Auftakttraining des FC Balzers auf der Sportanlage Rheinau in Balzers teilnehmen. Da sind weitere Clips garantiert, der Hype um den FC Balzers wird wohl weitergehen.
Fakt ist, es gab schon Anfragen für Testspiele, unter anderem von einem mexikanischen Erstligisten. Auch Spieler meldeten sich beim Club bezüglich Probetrainings. „Das Telefon steht derzeit nicht still“, sagt Christoph Arpagaus, der für den Spielbetrieb des FCB zuständig ist. „Auch das Medieninteresse ist riesengroß. „Natürlich freuen wir uns über den über Nacht entstandenen weltweiten Bekanntheitsgrad.“ Aber: „Die Videos und Clips bringen in der Meisterschaft keine Punkte. Die Spieler genießen die derzeitige Aufmerksamkeit, wir müssen aber weiter trainieren.“ Rückrundenstart ist für den FC Balzers, der nach der Hinrunde auf Platz sechs liegt, am 15. März mit dem Heimspiel gegen Gossau. Man darf gespannt sein, ob die Begeisterung bis dahin anhält.