Museumsbesuch mit Freundin: Kultur gemeinsam erleben

Tandem im Museum (TiM) soll mehr Menschen ins Museum bringen – der Eintritt ist sogar frei. Das Wichtigste in Kürze.
Von Miriam Jaeneke
neue-redaktion@neue.at
Tandem im Museum, kurz TiM, ist einfach erklärt: Ein TiMer nimmt jemanden aus Familie, Freundes- oder Bekanntenkreis mit in ein beteiligtes Museum. Die beiden gehen durch die Ausstellung und sprechen über die Exponate. Eines suchen sie sich aus und schreiben ein Gedicht oder einen anderen kurzen Text darüber. Dieser wird mit Fotos auf ein Internetportal geladen. Jemand anderes sieht das, ist angetan und wird vielleicht ebenfalls Mitglied, nimmt jemand aus Familie oder Bekanntenkreis mit ins Museum, und so zieht das Ganze weitere Kreise.
Jüngst gab es ein Treffen regionaler Beteiligter in der neu zur Initiative dazugekommenen inatura in Dornbirn. Auch hier ging es darum, die Initiative vorzustellen, auszuweiten und so mehr Menschen ins Museum zu bringen. Mitgenommen werden sollen nämlich Leute, die sonst nicht oft ins Museum gehen.

Schweizer Modell
Gegründet wurde das Modell vor fünf Jahren, es kommt aus der Schweiz. Dort sind bereits über 100 Museen dabei. In Vorarlberg sind es immerhin acht, darunter das Kunsthaus in Bregenz, die Frastanzer Museumswelten und seit Neuestem die inatura. Finanziert wird das Ganze in Vorarlberg vom Land und von der Bodenseekonferenz. Vorgesehen ist, dass man zu zweit in die Ausstellung geht, der gemeinsame Rundgang sei mit nur einem Gegenüber intensiver.
Museum im Dialog entdecken
TiM heißt Tandem im Museum. Es soll ein Türöffner für Kultur sein und der Vereinzelung positive Begegnungen entgegenstellen. Die NEUE war bei einem TiM-Treffen dabei und hat mit einem Tandem durch die inatura die Probe aufs Exempel gemacht.
Das Gute vorweg: Als Tandem im Museum ist der Eintritt frei. Wie oft man als Mitglied jemanden ins Museum mitnimmt, wird nicht vorgegeben. Empfohlen werden vier Mal im Jahr. Barbara Schröder und Birgit Vanheiden sind als TiMerinnen zum Treffen gekommen. „Für die mitmachenden Museen sind die Geschichten Geschenke, eine Wertschätzung ihrer Arbeit“, berichtet Gabi Hampson, zusammen mit Michaela Müller Regionalverantwortliche für Vorarlberg. Dreimal im Jahr finden Vernetzungstreffen statt, die Teilnahme ist freiwillig. Gekommen sind dieses Mal auch ein paar Damen aus Rohrschach in der Schweiz, sie finden den Weg nicht zu weit für die gute Sache. „Falls jemand, der oder die mit euch mitkommt, nicht fotografiert werden will für das Foto im Netz, könnt ihr kreativ werden und zum Beispiel die Füße oder Hände fotografieren“, beschreibt Gabi Hampson.

Dann ist der offizielle Part zu Ende, jetzt darf nach Herzenslust „geTiMt“ werden. Barbara Schröder und Birgit Vanheiden haben sich schnell gefunden. Für Schröder war die inatura eine naheliegende Entscheidung: Sie erreicht das Museum in fünf Minuten zu Fuß. „Ich bin Birgit. Warst du schon mal hier?“, fragt Vanheiden. „Als meine Kinder klein waren, oft“, erwidert Schröder. „Die aktuelle Ausstellung kenne ich aber nicht.“ Die beiden gehen an ausgestopften Waldtieren vorbei. „Das Spannende ist für mich jetzt, ich weiß wenig über die Natur. Es gibt Vorarlberger, die sehen auf dem Berg eine Blume und sagen ,das ist die und die Blume’ oder sie sehen einen Berg und wissen, welcher das ist. Das finde ich schön“, schwärmt Schröder. Die beiden laufen weiter und unterhalten sich darüber, dass es früher mehr Echsen, Schmetterlinge und Vögel gegeben hat.

„Für die Natur ist in der Stadt leider kein Platz“, bemerkt Schröder. Die beiden sind in einem dunklen Raum angelangt. Hier ist Nacht, verschiedene Tiergeräusche werden abgespielt, das Bellen eines Rehs, der Ruf eines Uhus, das helle Zirpen der Fledermäuse auf Jagd. Ein präparierter Dachs ist ausgestellt. Schröder erzählt, dass sie vor vielen Jahren einmal auf einer Nachtfahrt einen Dachs angefahren haben, der aber auch vom Förster nicht gefunden wurde. Vanheiden steuert zu den Fledermäusen den Spruch bei, den sie als Mädchen gehört hat: dass die Tiere sich in langen Haaren verfangen können. Die beiden lachen, erst jetzt realisiert Vanheiden, dass das wahrscheinlich gar nicht stimmt. Schröder sagt: „Ich liebe Eulen. Ich finde es faszinierend, dass sie ihren Kopf so weit drehen können.“ Die Museumsgängerinnen stellen fest, dass Eulen und andere Vögel heute weniger alte Kirchtürme und ähnliche Stellen zum Brüten finden. Aber auch andere Wildtiere wie Bären und Wölfe hätten es schwer: Einerseits wollen wir Menschen sie zurück, mit den Konsequenzen wollen wir aber andererseits nicht leben. Schröder und Vanheiden kommen an einer ausgestopften Elster vorbei. „Elstern bauen mehrere Nester und bebrüten dann nur eins“, weiß Schröder. „Damit verwirren sie wahrscheinlich die Jäger, die hinter den Eiern her sind.“ „Dafür, dass du nichts weißt, weißt du ziemlich viel“, sagt Vanheiden trocken.

Als Textgrundlage entscheiden sie sich für ein Marderpräparat. „Wir stehen vor einem Glaskasten und bewundern einen Marder“, spricht Schröder in ihr Handy. Zu dritt – mit dem Marder – machen sie ein Foto und laden den Text hoch. Ob ihr Eintrag Menschen für TiM interessieren kann? Fest steht: „Man geht anders ins Museum rein und macht sich viel mehr Gedanken über die Exponate. Wir beide haben uns jetzt auch viele Geschichten aus unserer Kindheit erzählt. Das fand ich schön“, stellt Vanderheiden fest.
Tandem im museum
Teilnehmende Museen:
Hohenems: Jüdisches Museum
Dornbirn: inatura, Flatz Museum, Stadtmuseum, Stadtmuseum Dornbirn
Bregenz: Vorarlberg Museum, Kunsthaus Bregenz
Frastanz: Vorarberger
Museumswelt
Hittisau: Frauenmuseum
Alle Informationen zu Tandem im Museum: www.tim-tam.ch