Innenstadt Dornbirn: Mehr Leerstand, mehr Sorgen

Geschäftsschließungen machen auch vor Dornbirns Innenstadt nicht halt. Das Problem ist bekannt: Es gibt zu viel Leerstand. Wie kann die Stadt dagegen steuern, welche Maßnahmen werden ergriffen? Die NEUE fragte nach.
Ein aktuelles Beispiel ist das Bekleidungsgeschäft Ulla Popken in der Bahnhofstraße, das am 15. März seinen letzten Verkaufstag hat. Damit entsteht ein weiterer Leerstand im Zentrum, was der angestrebten Belebung nicht zuträglich ist. Auch der für die Stadtentwicklung zuständige Stadtrat und Bürgermeisterkandidat Julian Fässler (ÖVP) sieht die Entwicklung mit Sorge: „Leerstand ist für die Innenstadt natürlich problematisch. Mit einer Leerstandsquote von 5,5 Prozent liegen wir im österreichweiten Vergleich zwar nicht schlecht, dennoch bereitet uns die Situation Sorgen.“

Die Stadt bemüht sich aktiv um eine Nachmietersuche für das Lokal in der Bahnhofstraße 3. „Das von der Stadt beauftragte Standort- und Gründerzentrum hat bereits mehrere Interessierte kontaktiert. Das Interesse an dieser Fläche ist jedenfalls vorhanden“, so Fässler. Gleichzeitig gibt es positive Entwicklungen: „Es stehen Neueröffnungen bevor, darunter eine Bäckerei und ein Fahrrad-Pop-up-Store. Auch bei anderen Leerständen stehen wir kurz vor dem Vertragsabschluss.“
Hohe Mietvorstellungen
Die Stadt sei dennoch intensiv darum bemüht, Eigentümer und potenzielle Mieter zusammenzubringen. „Allerdings sind wir dabei von den Eigentümern abhängig. Es gibt genügend interessierte Mieter, doch oft scheitert es an den Mietvorstellungen der Eigentümer“, weiß Fässler. Deshalb sei ein gemeinsames Vorgehen erforderlich: „Nur gemeinsam können wir die Innenstadt weiterentwickeln.“

Die kurzfristigen Ziele
Ein wichtiges Instrument dafür ist der „Masterplan Innenstadt“, der kurz vor der Finalisierung steht. „Wir werden ihn im Frühjahr beschließen, danach werden zahlreiche Projekte schrittweise umgesetzt“, erklärt Fässler. Als kurzfristige Ziele hat er sich bessere Angebote für Familien im öffentlichen Raum, ein aktiveres Flächenmanagement in Zusammenarbeit mit den Eigentümern, um Geschäfte, Dienstleister und Gastronomen nach Dornbirn zu bringen und eine klimafite Innenstadt gesetzt. Zusätzlich stehen ab April die nächsten Schritte zur Marktplatzsanierung und im kommenden Jahr die Erweiterung der Fußgängerzone in die Viehmarktstraße an.
Auch in der Stadtvertretung sieht man die hohe Leerstandsquote über alle Parteien hinweg mit Sorge. Die Hauptgründe: hohe Mieten und der wachsende Onlinehandel.

Genau beobachten
„Der Leerstand ist gefährlich hoch und muss genau beobachtet werden“, warnt Stadtrat und Bürgermeisterkandidat Markus Fäßler (SPÖ). „Die Innenstadt muss sicher und attraktiv für Besucher sein. Dazu braucht es einen gesunden Mix aus Geschäften, Gastronomie und Wohnraum.“ Für ein nachhaltiges Konzept sei es wichtig, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten. „Die Stadt muss dazu die richtigen Rahmenbedingungen schaffen“, so Fäßler. Als mögliche Maßnahmen nennt er etwa Parkmünzen für Einkäufe. Auch eine Teilüberdachung des Marktplatzes kann er sich vorstellen. Den Masterplan begrüßt er, betont aber: „Die geplanten Maßnahmen müssen rasch umgesetzt werden.“

Zwischennutzungen
„In Dornbirn gibt es viel Leerstand. Das Ziel sollte sein, dass wir höchstens drei bis vier Prozent nicht vermietete Geschäfte haben“, sagt Stadträtin und Bürgermeisterkandidatin Juliane Alton (Grüne). Auch sie hakt in Sachen Mietpreise ein. „Viele Vermieter haben zu hohe Preisvorstellungen. Es handelt sich oft um relativ kleine Geschäftslokale, die einem erheblichen Konkurrenzdruck ausgesetzt sind. Junge Unternehmer benötigen für einen erfolgreichen Start niedrige Fixkosten, sonst können sie sich oft nicht etablieren.“ Aus Altons Sicht wäre es wichtig, dass Vermieter sich mit niedrigeren Mieteinnahmen zufriedengeben und auch Zwischennutzungen durch Künstler oder Vereine zulassen. „Das geschieht in Dornbirn zu wenig. Solche Gespräche sollten im Sinne aller geführt werden, damit die Innenstadt an Attraktivität gewinnt. Letztlich haben davon auch die Eigentümer etwas. Denn wo die Nachfrage nach Gewerberäumen steigt, steigen auch die Mieten wieder.“

“ÖVP muss in die Gänge kommen”
Das Thema sei angesichts des Onlinehandels prinzipiell schwierig, sagt Stadtrat und Bürgermeisterkandidat Christoph Waibel (FPÖ). „Dazu kommen in Dornbirn noch die hohen Mietpreise.“ Da spiele natürlich eine Rolle, dass viele Gebäude in Privatbesitz seien. Aktiv könne die Stadt jedoch beispielsweise bei den Parkgebühren eingreifen. „Damit kann die Frequenz in der Innenstadt erhöht werden. Und mehr Frequenz bringt auch neue Geschäfte.“ Auch das Angebot müsse attraktiver werden. „Ideen sind vorhanden, diese müssen aber auch umgesetzt werden – und zwar sofort und nicht wieder unzählige Male diskutiert werden“, fordert Waibel. „Da muss die ÖVP endlich in die Gänge kommen.“

“Wir rocken die Stadt”
„Ich habe in der Stadtvertretung schon vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass etwas passieren muss. Die Umsätze in der Innenstadt sind rückläufig“, sagt Bürgermeisterkandidatin Martina Hladik (Neos). „Darum haben wir uns auch für den Masterplan eingesetzt, bei dem die Bevölkerung super mitmacht.“ Die Innenstadt sei „das pulsierende Herz einer Stadt – wenn das ins Stocken gerät, gibt es Probleme“. Für das Geschäftesterben gebe es mehrere Ursachen, darunter hohe Mieten und mangelnde Investitionen der Vermieter. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, sieht Hladik ein Gremium mit Fachleuten als notwendig, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Auch die Stadt müsse aktiver werden, „zugkräftige Marken ansprechen sowie einen Branchenmix erreichen“.
Ein weiteres Thema sei die Kreditvergabe. „Junge Leute brauchen finanzielle Unterstützung für ein neues Geschäft.“ Man könne sie zudem auf anderen Wegen aktiv unterstützen und begleiten. Insgesamt sieht sie die Zukunft der Innenstadt Dornbirn positiv: „Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen – und zwar gemeinsam. Wir rocken die Stadt.“