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Evangeliumkommentar: “Hakuna matata – Fürchte dich nicht!”

02.03.2025 • 15:00 Uhr
Evangeliumkommentar: "Hakuna matata – Fürchte dich nicht!"

In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Jakob Geier, Kaplan im Seelsorgeraum Bludenz.

Sonntagsevangelium

In jener Zeit sprach Jesus in Gleichnissen zu seinen Jüngern: Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Ein Jünger steht nicht über dem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt. Denn jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem bösen das Böse hervor. Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund. Lukas 6,39-45

Hakuna matata – fürchte dich nicht!

Diese Woche habe ich den neuen Kinofilm „Mufasa“ gesehen. Er bildet die Vorgeschichte des Disney-Klassikers „König der Löwen“. Durch eine Freundin lernt der Löwe Mufasa einen afrikanischen Rotschnabel-Hornvogel namens Zazu kennen, der später am königlichen Hof für den täglichen Morgenreport und Kundschaftertätigkeiten zuständig ist. Der etwas tollpatschig wirkende Zazu erweist sich im Laufe der Erzählung als eine große, zuvor unterschätzte Hilfe. Zwar sind Löwen stark, aber als Vogel hat er einen weit besseren Überblick und kann herannahende Gefahren rechtzeitig erkennen. Gemeinsam meistern sie ihre Herausforderungen.

Evangeliumkommentar: "Hakuna matata – Fürchte dich nicht!"
Zazu entwickelt sich im Film Mufasa zu einer großen Hilfe für die Löwen. DISNEY

Warum dieser Seitenblick in den neuesten Disney-Film? Es ist ein Film voller christlicher Themen und Anspielungen. Auch zum heutigen Sonntagsevangelium findet sich eine Parallele: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Die rhetorische Frage Jesu kann rasch mit Nein beantwortet werden. Worauf Jesus anspielt und was im Film verarbeitet wird, ist ein wichtiger Impuls in Zeiten der Krise, in denen aufgrund von Unsicherheit leider oft nach Uniformität gerufen wird. Das gilt für die aktuellen Regierungsdebatten hierzulande und anderswo ebenso wie für unsere kleinen Gestaltungsspielräume in unseren Gemeinden, Pfarren, Vereinen und Familien. Es braucht das Engagement, den Einsatz und die Meinung vieler, damit wir als Gemeinschaften Menschen zusammenbringen und nicht auseinandertreiben. Ein Lob an die Vielfalt, die Fortschritt und sogar Sicherheit ermöglichen kann.

Doch damit ist es nicht getan. Wo Vielfalt lebt, wird Geduld und Barmherzigkeit abverlangt – eine lebenslange Einübung. Das zweite Bild des Evangeliums erinnert uns deshalb an unsere eigenen Schattenseiten. Nur wer von sich selbst ein realistisches Bild mit Licht und Schatten hat, der kann andere mit barmherzigen Augen anschauen, so wie Gott ihn sieht. Die Rede vom Balken im eigenen Auge erinnert mich an ein altes, überliefertes Gebet: „Herr, erwecke deine Kirche und fang bei mir an! Mache lebendig unsere Gemeinde und fang bei mir an! Lass Frieden und Gotteserkenntnis überall auf Erden kommen und fang bei mir an! Bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen und fange bei mir an!“ Wo ich Veränderung und Verbesserung herbeisehne, muss ich bei mir beginnen, um andere in diese Dynamik der Bewegung mitzunehmen.

Wer spürt, dass Gott im eigenen Leben einen Anfang gesetzt hat, wo man seine Nähe erfahren durfte, wo man über sich selbst mehr erfahren hat, der kann davon erzählen – heute nennt man das „Zeugnis geben“ – von Gott, vom Glauben, von der Veränderung, von einem berührten Herzen. Das übervolle Herz wird dann von selbst zu sprechen beginnen, wie bei König Simbas bekannten Zeitgenossen Timon und Pumba, die vor Freude zu singen beginnen: „Hakuna matata“, was so viel bedeutet wie „Sei nicht traurig!“ – oder biblisch gesprochen: „Fürchte dich nicht!“