Symbol für Menschlichkeit, Würde und Inklusion

Der Engel mit dem gebrochenen Flügel ist mehr als nur eine Skulptur. Das Kunstwerk ist ein kraftvolles Symbol für die Wertschätzung von Menschen mit Behinderungen und leuchtet nun in Lauterach.
Die Arbeit von RollOn Austria konzentriert sich in erster Linie auf die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir verleihen Menschen mit Behinderungen eine Stimme und ein Gesicht. Und wir werden laut, wenn Ausgrenzung und Diskriminierung geschehen“, sagt Obfrau Marianne Hengl. Seit 1989 ist der Verein eine starke Lobbygruppe für beeinträchtigte Menschen.

Engel Natascha
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von RollOn Austria im Jahr 2014 entstand ein außergewöhnliches Symbol der Hoffnung: der Engel Natasha. Diese besondere Halskette, gefertigt von Swarovski, wurde geschaffen, um die Würde von Menschen mit Behinderungen zu verkörpern. Der Engel Natasha hat nur einen Flügel – dort, wo der zweite fehlt, glitzern funkelnde Kristalle. „Denn Natasha steht dafür, dass Menschen mit Behinderung ebenso kostbar und wertvoll sind wie alle anderen“, erklärt Hengl. Inzwischen tragen weltweit über 11.000 Menschen das Schmuckstück. „Jeder, der diesen Engel trägt, setzt ein Zeichen für Inklusion und wird zum Botschafter für ein würdevolles Leben mit Behinderung.“ Der Erlös aus dem Verkauf der Kette unterstützt die österreichweite Behindertenarbeit von RollOn Austria.

Eine bewegende Geschichte
Die Inspiration für Natasha entstand aus einer tief bewegenden Geschichte. „Es war das Schicksal des kleinen Emil, das die Herzen vieler Menschen berührte“, berichtet Hengl. Emils Eltern gingen 2008 an die Öffentlichkeit. Schon vor der Geburt ihres Kindes war klar, dass Emil mit einer Behinderung zur Welt kommen würde. Doch der Oberste Gerichtshof hatte zuvor ein behindertes Kind als „Schaden“ bezeichnet. Das Vorarlberger Ehepaar reichte daraufhin im Namen ihres ungeborenen Sohnes eine Feststellungsklage gegen die Republik Österreich ein – ein mutiger Schritt, um darauf aufmerksam zu machen, dass ein Kind niemals ein Schaden sein kann. Sie forderten Achtung der Menschenwürde, Gleichbehandlung und das Recht auf ein diskriminierungsfreies Leben.

Segnung von Papst Franziskus
Im Juni 2019 reisten 90 Pilger des Vereins RollOn Austria nach Rom und wurden von Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz persönlich begrüßt. Als Zeichen für den Schutz und die Wertschätzung von Menschen mit Behinderung brachte die Gruppe eine 2,30 Meter große Engelsskulptur mit gebrochenem Flügel mit. Der Papst segnete sie feierlich – und seitdem trägt der leuchtende Engel eine tiefgreifende Botschaft in die Welt hinaus. „Dieses Denkmal steht für Menschlichkeit, Würde und Inklusion“, so Hengl. „Der gebrochene Flügel symbolisiert Verletzlichkeit – aber zugleich auch die Vielfalt und Einzigartigkeit jedes Menschen.“

In Lauterach angekommen
Seit Donnerstag strahlt dieses Symbol der Wertschätzung auf dem Firmengelände von Pfanner in Lauterach. Die Ankunft wurde mit einem feierlichen Festakt begangen. Zuvor stand die Skulptur in Schaan, im benachbarten Liechtenstein. „Mit der Station bei der Firma Pfanner setzen wir erneut ein wichtiges Zeichen“, betont Marianne Hengl. „Die Firma Pfanner, die im November 2024 mit dem renommierten RollOn-Ehrenzeichen ausgezeichnet wurde, unterstützt seit vielen Jahren mit großem Engagement die Behindertenarbeit unseres Vereins“, fügte die Obfrau von RollOn Austria hinzu. „Ich kenne Marianne schon lange und danke ihr für ihren unermüdlichen und großartigen Einsatz“, sagte Gastgeber Peter Pfanner. Anschließend erzählte Hengl von ihrem Leben und ihrer Arbeit als Obfrau von RollOn Austria und zog damit alle Anwesenden in ihren Bann. Auch geistlichen Beistand gab es: Der Lauteracher Pfarrer Virgiliu Demsa-Crainicu und Abt Vinzenz Wohlwend vom Kloster Mehrerau segneten den Engel gemeinsam. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Bürgermusik Lauterach.
Der Engel mit dem gebrochenen Flügel wird noch bis zum 10. Juni in Lauterach bleiben. „Danach geht die Reise weiter nach Deutschland“, so Marianne Hengl abschließend