Das Heimrennen kam eine Woche zu früh

Alessandro Hämmerle verpasst als Fünfter beim SBX-Weltcuprennen am Grasjoch seinen sechsten Heimsieg. Und doch macht das Rennen Mut für die WM kommende Woche in St. Moritz.
Der sechste Heimsieg wäre gestern möglich gewesen für Alessandro „Izzi“ Hämmerle. Das ist die gute Nachricht eine Woche vor der WM in St. Moritz: Hämmerle präsentierte sich am Grasjoch nahezu in Top-Form. Und das, obwohl er in dieser Saison mit Rückenproblemen den Saisonauftakt verpasste und sich zuletzt Anfang März beim Weltcuprennen in Erzurum einen hartnäckigen Virus einfing, der ihn gleich drei Rennstarts kostete und ihn körperlich enorm schwächte. Trotzdem war es wohl nur ein kleiner Fehler beim Start im Halbfinale, der zwischen Hämmerle und dem nächsten Sieg im Montafon stand, nachdem der 31-Jährige 2015, 2019, 2021 sowie zwei Mal im Vorjahr hoch oben über St. Gallenkirch gewinnen konnte.

Windschatten
„Izzi“ war im Halbfinale bei den ersten beiden Elementen auf der Startgeraden etwas zu kurz, verlor dadurch Schwung und konnte sich deshalb nicht wie im Achtel- und Viertelfinale sofort absetzen. Stattdessen war es der Franzose Merlin Surget, der das Rennen kontrollierte.
Hämmerle fuhr nach dem Detailfehler ein starkes Rennen, bewies in der technisch anspruchsvollen Kurve drei, die zuvor Eliot Grondin und Jakob Dusek zum Verhängnis wurde, seine große Klasse. Auf der Zielgeraden wurde der Gaschurner Olympiasieger dann allerdings ein Opfer des Windschattens: Der Australier Adam Lambert, der bis dahin Dritter war, nutzte perfekt aus, dass vor ihm Surget und Hämmerle eine Windböe für ihn auffingen, und setzte auf den Schlussmetern zu einem Überholmanöver ein, das aufging: Der Australier schob sich an Hämmerle vorbei, was dann auch das Zielfoto bestätigte. Damit hatte der Lokalmatador an seinem Hausberg erstmals seit 2016 das große Finale verpasst. Im kleinen Finale gelang Hämmerle dann jedoch ein Ausrufezeichen, und er ließ als Laufsieger seinen neuen Dauerrivalen Eliot Grondin klar hinter sich.

Fokus auf die WM
Letztendlich belegte Hämmerle also Platz fünf, dass er das halbe Dutzend an Siegen im Montafon nicht klarmachte, lag aber wohl auch daran, dass nach der Viruserkrankung das Rennen eine Woche zu früh für ihn kam: Im Halbfinale wirkte es, bei allem Windschatten-Pech, auf den Schlussmetern auch etwas so, als ob ihm die letzten Kraftreserven fehlten. „Darauf will ich es nicht schieben“, sagte ein doch etwas enttäuschter Hämmerle nach dem Rennen, gestand aber auch, dass er etwas platt war.

Doch gerade auch die Schlussfolgerung, dass das Heimrennen für Hämmerle etwas zu früh gekommen ist, macht für die WM kommende Woche großen Mut: Bis dahin wird der Olympiasieger und Vizeweltmeister körperlich noch einen Schritt nach vorne machen – und dann ist mit „Izzi“ bei der WM im Engadin zu rechnen, der Weltmeistertitel fehlt dem SBX-Giganten ja noch.
Den Sieg holte sich gestern bei den Herren der Franzose Loan Bozzolo, der 21-jährige Montafoner Elias Leitner wurde 30. Auch bei den Damen ging mit dem Triumph von Lea Casta der Sieg nach Frankreich. Heute findet am Grasjoch ab 14.45 Uhr der Teambewerb statt – ohne Hämmerle. Kommende Woche bei der WM im Engadin der Snowboardcross-Bewerb findet in Corviglia bei St. Moritz statt, steht nämlich schon am Donnerstag die Qualifikation und am Freitag das Einzelrennen an.

„Mein Fokus liegt auf der WM, deshalb spare ich mir meine Energie“, erklärte Hämmerle seinen Teambewerb-Verzicht und sagt: „Ich will mir in St. Moritz nichts vorwerfen können und fahre ganz klar mit dem Ziel zur WM, eine Medaille zu holen. Bei der WM würde mich ein fünfter Platz viel mehr ärgern als hier.“
SBX-Weltcup Montafon
Herren: 1. Loan Bozzolo (FRA); 2. Adam Lambert (AUS); 3. Aidan Chollet (FRA); 4. Merlin Surget (FRA); 5. Alessandro Hämmerle (AUT/V); 6. Eliot Grondin (CAN)
Weiters: 11. David Pickl (AUT), 14. Lukas Pachner (AUT), 25. Jakob Dusek (AUT), 30. Elias Leitner (AUT/V)
Weltcupstand: 1. Eliot Grondin (CAN) 504 Pkt.; 2. Loan Bozzolo (FRA) 363; 3. Jakob Dusek (AUT) 327;
Damen: 1. Lea Casta (FRA); 2. Julia Pereira De Sousa Mabileau (FRA); 3. Charlotte Bankes (GBR); 4. Josie Baff (AUS); 5. Michela Moioli (ITA); 6. Manon Petit Lenoir (FRA);
Weltcupstand: 1. Charlotte Bankes (GBR) 622 Pkt.; 2. Lea Casta (FRA) 605; 3. Julia Pereira De Sousa Mabileau (FRA) 400;
Heute: Teambewerb, Start 14.45 Uhr