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Ein naturverbundenes Leben auf dem Bergbauernhof

27.04.2025 • 10:00 Uhr
Ein naturverbundenes Leben auf dem Bergbauernhof
Für Landesbäuerin Esther ist Bäuerin zu sein ein „wunderschöner, erdender Beruf“. HARTINGER

In Bartholomäberg bewirtschaftet Esther Bitschnau mit ihrer Familie einen Bergbauernhof. Seit März engagiert sie sich als Landesbäuerin für die Vorarlberger Landwirtinnen und bringt mit „Schule am Bauernhof“ Kindern das Leben auf dem Bauernhof nahe.

Von Christine Moosmann-Hämmerle
neue-redaktion@neue.at

„Bäuerin zu sein ist ein schöner, verwurzelter Beruf, weil man im Jahreszeitenrhythmus mit den Tieren und der Natur arbeitet und auch auf die Natur Acht gibt“, ist Esther Bitschnau überzeugt. Umgeben von steilen Bergwiesen und dem Panorama des Rätikon liegt der Bergbauernhof von Familie Bitschnau auf 1100 Metern Seehöhe. Sie bewirtschaftet in Bartholomäberg im Montafon eine Fläche von 27 Hektar Grünland und 4 Hektar Wald. Derzeit versorgt die vierköpfige Familie 13 Mutterkühe mit 15 Stück Jungvieh sowie einige Kleintiere in biologischer Wirtschaftsweise. Ihre Landwirtschaft besteht aus zwei Höfen, die durch die Heirat von Andreas Bitschnaus Eltern zusammenkamen, und die etwa zwei Kilometer voneinander entfernt liegen. Früher ist man Mitte Winter mit Sack und Pack und dem gesamten Vieh in das niedriger gelegene Heimgut gezogen, wenn im oberen Stall das Heu zur Neige ging. Mittlerweile lebt Familie Bitschnau ganzjährig auf diesem Hof.

Ein naturverbundenes Leben auf dem Bergbauernhof
Der Bergbauernhof ist ein Familienbetrieb: Da packen auch die Kinder mit an. Hartinger

Es begann als Nebenerwerb

Als sich Esther und Andreas vor 25 Jahren kennenlernten, waren sie sich bald einig, dass sie den Hof von Andreas Eltern einmal übernehmen möchten. Da beide jedoch noch in anderen Berufen tätig waren, beschlossen sie, die Landwirtschaft vorerst im Nebenerwerb zu betreiben. Außerdem entschieden sie sich dafür, von der Milchwirtschaft auf Mutterkühe umzusteigen, was sich besser mit ihren Berufen vereinbaren ließ. 2005 wurde schließlich nahe dem Wohngebäude ein Freilaufstall errichtet. Mit Hilfe von Esther Bitschnaus Schwiegereltern konnten sie ihren Auswärtsberufen als Kindergartenpädagogin und Lkw-Fahrer sowie der Landwirtschaft nachgehen. Mit der Geburt der älteren Tochter Valentina (15) reduzierte Andreas Bitschnau (43) seine Arbeit als Lkw-Fahrer zunehmend und ist seit 2011 Vollerwerbslandwirt. Nach der Geburt der zweiten Tochter Raphaela (9) wechselte auch Esther Bitschnau in den landwirtschaftlichen Vollerwerb. Gemeinsam produzieren sie Fleischprodukte, die durch Direktvermarktung an private Haushalte in ganz Vorarlberg verkauft werden.

Ein naturverbundenes Leben auf dem Bergbauernhof
Auch Hasen zählen zu den vielen Tieren am Hof. HARTINGER

Leben und Arbeiten im Rhythmus der Natur

Die gebürtige Schrunserin ist Bäuerin aus Leidenschaft. Mitunter am schönsten an ihrem Beruf ist für sie, dass sie mit der Natur und mit den Tieren arbeiten kann. „Ich mache jede Arbeit zu ihrer Zeit gerne, die Abwechslung ist das, was mir am besten gefällt“, erklärt sie begeistert. Mit derselben Energie und Leidenschaft widmet sie sich auch ihrer neu übernommenen Funktion als Landesbäuerin, die sie im März dieses Jahres von Andrea Schwarzmann übernahm. Was hat sie dazu bewogen, diese Verantwortung zu übernehmen? „Bäuerin zu sein ist für mich so ein erdender, wunderschöner Beruf, dass ich finde, es ist wertvoll dafür zu kämpfen und dafür einzustehen. Ich habe so viele motivierte, engagierte und starke Frauen kennengelernt, die es verdient haben, dass man für sie einsteht und sie auch sichtbar macht“, meint die Landwirtin. Sie möchte die Bäuerinnen in allen Lebensbereichen unterstützen. Dabei sind ihr soziale Themen, wie etwa Lebensqualität auf dem Bauernhof, genauso wichtig, wie Information und Unterstützung für die Bäuerinnen zur Absicherung durch die Sozialversicherung bereitzustellen.

Ein naturverbundenes Leben auf dem Bergbauernhof
Esther ist überglücklich mit ihrem Beruf als Bäuerin, die ganze Familie hilft fleißig mit. HARTINGER

Weitere Anliegen sind ihr die Arbeit der Land- und Forstwirtinnen sichtbarer zu machen, die Wertigkeit von bäuerlichen, regionalen Produkten zu stärken und in Dialog mit Konsumentinnen zu treten. Auch auf dem eigenen Hof ist es Familie Bitschnau wichtig, dass alles einen gesunden Kreislauf hat.

„Bäuerin zu sein ist ein schöner, verwurzelter Beruf, weil man im Jahreszeitenrhythmus mit den
Tieren und der Natur arbeitet und auch auf
die Natur Acht gibt.“

Esther Bitschnau, Landesbäuerin

„Wir haben nur so viele Tiere, wie unser Betrieb und unsere Flächen vertragen und wie wir als Familie bewerkstelligen können“, erklärt die 43-Jährige. „Es war allen immer wichtig, dass es ein gutes Maß, ein gesundes Mittelmaß hat.“ In Zeiten, in denen besonders viel zu tun ist, ist jede helfende Hand gefragt. Unterstützung bekommen sie dabei von Andreas Mutter Waltraud, seinem Taufpaten Quido, Esthers Vater Manfred sowie von Philipp und Lukas, zwei jungen Männern aus der Nachbarschaft. Sie helfen beim Viehzügeln, beim Vertrieb der Produkte, dem Heuen und wo immer sonst gerade Not am Mann ist.

Ein naturverbundenes Leben auf dem Bergbauernhof
Im Sommer kommen die Kühe auf die Alpe Almein, wo sie bis in den Herbst bleiben. HARTINGER

Auf dem etwas höhergelegenen Hof kümmert sich Waltraud Bitschnau um die Fütterung der Rinder. Im Mai kommen die Kühe auf die umliegenden Weiden und ziehen Anfang Juni auf die an die Landwirtschaft angrenzende Gemeinschaftsalpe Almein, wo sie bis September bleiben. Hier kümmert sich ein Hirte mit seiner Familie um das Vieh. Danach geht es langsam wieder zurück in Richtung Bauernhof und solange es die Vegetation zulässt, sind Kühe und Kälber im Freien. Etwa ab November kommen sie wieder in den Stall. Der Freilaufstall ermöglicht es ihnen, auch im Winter hinauszugehen.

Ein naturverbundenes Leben auf dem Bergbauernhof
Valentina ist schon geübt mit dem Traktor – das macht ihr viel Spaß. HARTINGER

Dem Nachwuchs die Landwirtschaft näherbringen

Landwirtschaft näherbringen. Eine weitere Herzenssache ist für Esther Bitschnau das Projekt „Schule am Bauernhof“. Dabei kommen Kinder aus Kindergarten und Volksschule für drei Unterrichtsstunden auf ihren Hof, wo sie den Alltag und das Leben auf dem Bauernhof kennenlernen. Es geht darum, den Kindern Wissen darüber zu vermitteln, wie die Arbeit auf dem Bauernhof aussieht, die Tiere kennenzulernen und auch über mögliche Gefahren zu sprechen. „Mir ist es als gelernte Kindergartenpädagogin wichtig, dass die Kinder den Bauernhof mit allen Sinnen wahrnehmen“, erklärt sie. Dabei gibt es auch immer eine Bauernhofjause, die bei den Kindern besonders beliebt ist. Sie werden mit Produkten vom Hof, selbstgebackenem Brot, eigener Marmelade und Wurstwaren verköstigt. Ebenso dabei sind Käse von der Alpe Latons, Eier aus der Region und Äpfel eines Apfelbauern aus Schlins. Die Kindergruppen auf dem Hof zu haben, ist eine gute Kombination aus Esther Bitschnaus früherem und jetzigem Beruf. „Es ist unheimlich schön, zu sehen, wie die Kinder darauf reagieren und was sie selbstverständlich lernen mit der Natur und den Tieren“, freut sie sich.

Bitschnau Bärgland

Der Biohof Bitschnau liegt auf etwa 1100 Metern Höhe in Bartholomäberg. Esther und Andreas Bitschnau bewirtschaften hier mit ihren Töchtern rund 27 Hektar Grünland – naturnah, nachhaltig und biologisch zertifiziert. Die Mutterkühe leben im Sommer auf Weiden und Almen, im Winter in einem Laufstall mit Zugang ins Freie.

„Schule am Bauernhof“: Im Rahmen des Projekts wird der Biohof zum lebendigen Lernort. Kinder erleben Landwirtschaft direkt vor Ort, erforschen die Natur und lernen den bäuerlichen Alltag kennen.

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