Designer Claus Tyler: „Mode soll Spaß machen“

Mit seinem neuen Pop-up-Store bei Hoferhecht bringt Designer Claus Tyler moderne, nachhaltig produzierte Mode nach Lustenau – tief verwurzelt in Vorarlbergs Sticktradition.
Die Lustenauer Stickerei Hoferhecht hat den neugestalteten Sticksaal in eine Boutique verwandelt. Freitags und samstags wird die historische Räumlichkeit zur Bühne für moderne Mode mit tiefen Wurzeln. Claus Tyler Edition HOH nennt sich der Pop-up-Store, den Modedesigner Claus Tyler dort eingerichtet hat. Der 40-jährige gebürtige Wiener steht für nachhaltige und sozial verantwortliche Luxusmode aus Europa für Europa. Design, Fertigung, aber auch Materialbezug erfolgen ausschließlich in Mitteleuropa – mit starkem Fokus auf Deutschland und Österreich. Bei den aufwendigen Entwürfen wird nichts dem Zufall überlassen: In enger Zusammenarbeit mit Webereien und Stickereien entstehen Saison für Saison aufregende Stoffdessins.

Aktuelle Kollektion
Die Idee für den Pop-up-Store reifte über Jahre. Als bei Hoferhecht die Räumlichkeiten in eine Boutique umgebaut wurden, stand für Tyler fest: „Das ist die Gelegenheit.“ Entstanden ist ein Ort, der Industriecharme mit schlichter Eleganz verbindet – und ein Ort, der zeigt, was passiert, wenn man Handwerk nicht nur bewahrt, sondern weiterdenkt. Im Fokus stehen die aktuellen Kollektionen: sportlich, tragbar, mit raffinierten Stickereien. Aber auch Einzelstücke aus dem Archiv, Unikate für besondere Anlässe und Stoffe, die Geschichten erzählen. „Ich wollte Kleider entwerfen, die am Bodensee genauso funktionieren wie bei den Bregenzer Festspielen – elegant und bequem.“ Er weiß, dass „Lustenau nicht der Nabel der Modewelt ist“, aber es funktioniert. Die Kundinnen und Kunden kommen nicht nur aus Lustenau, sondern aus ganz Vorarlberg sowie dem benachbarten Liechtenstein und der Schweiz. „Das zeigt, dass hier Interesse da ist“, so Tyler.

Die Anfänge
Doch der neue Pop-up-Store ist weit mehr als ein Geschäft mit schönen Kleidern und Stoffen, er ist ein Statement. Und die Geschichte dahinter beginnt – wie so viele gute Geschichten – mit Neugier und einem offenen Ohr. Claus Tyler war kein jugendliches Modetalent, das schon früh wusste, wohin der Weg führt. Zwar faszinieren ihn Farben, Formen und Stoffe seit jeher, doch es dauerte eine Weile, bis er den Entschluss fasste, diese Faszination zum Beruf zu machen. „Nach der Matura habe ich mir Zeit gelassen. Erst als Erwachsener habe ich mich für ein Modekolleg entschieden – und das war gut so“, sagt er heute. Mit Erfahrung im Gepäck sei man einfach zielgerichteter unterwegs.

Schnelllebige Branche
Erste Entwürfe, technische Zeichnungen, Prototypen, Schnittarbeit, Vertrieb, Planung – Tyler kennt alle Ebenen der Modeproduktion. Und: Er kennt den Markt. „In dieser Branche lernt man schnell, oder man ist nach drei Saisonen wieder weg.“ Doch anstatt sich in der Schnelllebigkeit zu verlieren, suchte Tyler Tiefe – die er nun in Lustenau präsentiert. Die Zusammenarbeit mit Hoferhecht besteht bereits seit fast einem Jahrzehnt. „Uns verbindet ein gemeinsames Verständnis für Stil, Innovation und Zeitgeist“, so der Designer. „Die Chemie stimmt.“ Mit dem Stickerball und der Vorarlberger Misswahl wurden auch bereits Projekte umgesetzt. Aktuell ist er beim „Model-Me-Wettbewerb“ involviert.

Zurück in Lustenau
Seinen Lebensmittelpunkt hat der 40-Jährige nach einer kurzen Zwischenstation in Salzburg inzwischen wieder nach Lustenau verlegt und wohnt in der Marktgemeinde. „Es ist meine persönliche Liebeserklärung an die Bodenseeregion“, sagt er. „Hier gibt es Textilindustrie, Wein und Wasser – was will ich mehr?“ Die Nähe zu kreativen Orten wie München oder Zürich tut ihr Übriges: Termine tagsüber, Heimkehr am Abend – so funktioniert moderne Mobilität für Kreative.

Zukunftspläne
Für Claus Tyler ist die Stickerei nicht bloß Verzierung – sie ist Kulturgut. Doch nur wer wagt, gewinnt: „Tradition ist kein Problem, solange sie Innovation nicht verhindert. Ich sehe sie als Basis.“ Dass bei Hoferhecht die nächste Generation bereits mitarbeitet, begeistert ihn. „Hier wird das Feuer weitergegeben, nicht nur die Asche bewahrt.“

Wie sehen die weiteren Zukunftspläne aus? „Wir sind aktuell gut in der Schweiz und Lombardei positioniert, führen Gespräche mit einem größeren Schweizer Modeanbieter. Die geografische Nähe hilft uns sehr. Natürlich ist die allgemeine wirtschaftliche Stimmung herausfordernd, aber wir blicken optimistisch nach vorne.“ Und das nicht nur geschäftlich, sondern auch ganz persönlich. „Mode ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Ich finde es schade, wenn Menschen sich aus Angst vor Aufmerksamkeit uniformieren.“ Für Claus Tyler darf Mode auffallen, darf Farbe haben – und soll Spaß machen. „Und wer sich lieber zurücknimmt, soll das genauso tun dürfen. Hauptsache, man bleibt sich selbst treu.“
Hommage an Waltraut Haas

Die österreichische Schauspiel-Ikone Waltraut Haas ist im April im Alter von 97 Jahren verstorben. Ihre Rolle als „Mariandl“ bleibt unvergessen – und auch Designer Claus Tyler hat mit einer besonderen Geste an die beliebte Künstlerin erinnert. In seinem aktuellen Pop-up-Store bei Hoferhecht Stickereien in Lustenau stellte der Austro-Designer ein besonderes Kleid, das er 2017 eigens für Haas entworfen hat, aus. Die Schauspielerin trug das elegante Stück bei einem ihrer Fernsehauftritte – stilvoll und charmant, wie man sie kannte. An gemeinsame Anproben erinnert sich Tyler gerne zurück: „Sie hat dabei oft aus ihrem Leben erzählt. Unter anderem ihre Erlebnisse mit Hans Moser und Johannes „Jopi“ Heesters. Das waren immer unterhaltsame und herzliche Nachmittage.“
Öffnungszeiten
Hoferhecht Boutique
Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 und 13.30 bis 17.30 Uhr. Freitag von 8 bis 12 Uhr
Claus Tyler Edition HOH
Freitag von 12 bis 18 Uhr und Samstag von 10.30 bis 15.30 Uhr.
Reichsstraße 68a, Lustenau