Auf dem Geflügelhof Feldkirch werden viele kreative Ideen umgesetzt

Auf ihrem Hof hält Familie Bell Hühner, gestaltet kreative Geschenke und betreibt einen Hofladen. Und schon bald erfahren Besucherinnen und Besucher auf einem Hühnererlebnispfad alles rund ums Thema Huhn und darüber, was diese Tiere glücklich macht.
Von Christine Moosmann-Hämmerle
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In Feldkirch-Tisis liegt umgeben von Wiesen und Feldern der Geflügelhof von Familie Bell. Gemäß dem Motto: „Geht’s den Tieren gut, geht’s auch uns Menschen gut“ bewirtschaftet die Familie den Hof mit 2000 Hühnern in Freilandhaltung und vermarktet Produkte aus eigener Erzeugung. Daniel Bell entdeckte bereits als Kind seine Begeisterung für Hühner. „Ich habe schon mit sechs Jahren meine ersten Hühner bekommen“, erinnert sich der Landwirt. Aus seinen ursprünglich zehn bis 15 Hühnern wurde bald eine große Schar. „Und als ich etwa 16 Jahre alt war, hatte ich schon 150 Hühner zuhause“, erzählt der Feldkircher. Eine Verbindung zur Landwirtschaft hatte er schon immer. Er wuchs neben dem Hof seines Großvaters auf, der eine kleine Landwirtschaft mit wenigen Rindern, Schweinen und Geflügel hatte, die er zuerst haupt- und später nebenberuflich betrieb. Dennoch arbeitete der gelernte Einzelhandelskaufmann zunächst für 20 Jahre in einer Bank, bis er 2010 schließlich die Gelegenheit bekam, den Geflügelhof in Feldkirch zu kaufen.

Dabei spielte auch der Zufall eine Rolle. Die Familie hatte sich gerade dafür entschieden, die Hühnerhaltung professionell zu betreiben. „Mein Vater fuhr zum Geflügelhof, um Hühner für die eigene Haltung zu kaufen. Platz hatten wir ja genug. Der Vater kam zurück und sagte, Hühner verkaufen sie keine, aber den ganzen Hof“, erzählt Daniel Bell. Die Familie nutzte diese Chance und erwarb den Betrieb.
Der Hof wurde renoviert und ausgebaut, der Hofladen erweitert. Inzwischen hält Familie Bell 2000 Hühner. Sie werden gentechnikfrei gefüttert, leben in Freilandhaltung und verbringen den Tag auf dem Feld. Nachts sind sie in einem großen Stall untergebracht, der genügend Platz für die Tiere bietet. Die Arbeit auf dem Hof macht Daniel Bell gemeinsam mit seinem Sohn Dominik (24) der zu 50 Prozent auf dem Hof und zu 50 Prozent als Notfallsanitäter beim Roten Kreuz arbeitet. Darüber hinaus sind auf dem Hof die beiden vom IFS vermittelten integrativen Mitarbeiter Dominik und Kevin tätig, sowie eine Verkäuferin, die an zwei Tagen der Woche im Hofladen arbeitet. „Das Arbeiten mit den Tieren ist einfach schön und ich bin mein eigener Chef“, freut sich der Landwirt.

Arbeit mit viel Herzblut
Der Hofladen wird mit viel Engagement und Kreativität betrieben. Hier verkauft die Familie zwischen 15 und 20 landwirtschaftliche Produkte aus eigener Herstellung und von Bauern aus der Region. „Wir haben mehrere Standbeine: die Eierproduktion, unseren Eierlikör Wilde Engel, den Junghennenverkauf, Geschenkartikel, Nudeln aus eigenen Eiern und Dünger aus Hühnermistpellets“, erklärt der Feldkircher. Wichtig ist ihm, festzuhalten, dass der Dünger gentechnikfrei ist. Er wird nur aus Mist der hofeigenen Hühner hergestellt. Zusätzlich bietet der Laden Produkte von anderen Landwirten an, darunter Kartoffeln, Käse und Gemüse. Von Februar bis November findet monatlich eine Junghühnerverkauf statt. Zum Größten Teil gehen die Junghühner an Privatkunden, die zwischen drei und 20 Hühner kaufen, aber auch Landwirte gehören zur Kundschaft.

Besonders geschätzt wird von den Kunden die telefonische Beratung von Angelika Bell (58), die bei allen Fragen zum Thema Hühnerhaltung Rat weiß. Gemeinsam mit Sohn Dominik stellt Daniel Bell personalisierte Geschenkartikel her. Mit einem Laser werden Geschenkverpackungen dekoriert und Ostereier beschriftet. „Mein Sohn zeichnet, plant und richtet alles her, und ich darf das Material einlegen und die Maschine einschalten“, lacht der 54-Jährige. Auf dem Hof befindet sich außerdem ein 120 Quadratmeter großer, modern eingerichteter Seminarraum, der für Fortbildungen, Feiern und Meetings aller Art gemietet werden kann. Und das nächste Projekt ist bereits in Planung: die Einrichtung des Hühnerstalls wird erneuert und im Zuge dessen soll im kommenden Herbst ein Hühnererlebnispfad eröffnet werden. Der Erlebnispfad für Jung und Alt gibt Einblicke in die Hühnerhaltung. An mehreren Stationen erfahren die Besucherinnen und Besucher vieles über Hühner und ihre Bedürfnisse. „Die Leute sagen immer, ein Huhn muss glücklich sein. Hier lernen sie alles darüber, was es dazu braucht“, erzählt der erfinderische Landwirt.
Gutes Netzwerk
Bei der Vermarktung der Produkte steht dem Landwirt Gebhard Flatz zur Seite. Als Regionalkoordinator der Landwirtschaftskammer Vorarlberg kümmert sich der Wolfurter um die Vernetzung zwischen Landwirten und Sozialzentren, Lebensmittelhandel und Gastronomie. Auch die Direktvermarktung durch Hofläden soll gefördert werden. „Ich versuche den Landwirten zu helfen ihre Produkte zu vermarkten und Ideen zu entwickeln, wie mehr Produkte vermarktet werden können“, erklärt der Landwirtschaftsmeister. Dabei kann er als ehemaliger Geschäftsführer des Sennhof Rankweil auf viel Erfahrung zurückgreifen.

Gebhard Flatz engagiert sich auch im Verein „Regionalmarkt – Guats vo do“, der eine weitere Möglichkeit zur Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte bietet. Der Verein beliefert Küchen im Sozialbereich in Vorarlberg mit Produkten ihrer Mitglieder. „Der Küchenchef bestellt bei uns, wir holen die Produkte bei den Landwirten ab und stellen diese dann direkt zu“, erklärt er. Die Palette an Erzeugnissen ist breit gefächert und enthält unter anderem Obst, Gemüse, Käse und Eier, sowie Fleisch- und Wurstwaren.
Ganz kann der der 63-Jährige die Arbeit in der Landwirtschaft aber nicht lassen. „Ich könnte schon in Pension sein, und jetzt habe ich wieder etwas Neues angefangen“, lacht Gebhard Flatz. Gemeinsam mit Klaus Kramer bewirtschaftet er „Kramers Feld“ in der Gemeinde Doren. Seit zwei Jahren bauen die beiden auf einer Fläche von 0,25 Hektar Gemüse an. Auf 700 Metern Seehöhe werden Feldgemüse wie Salate, Fenchel, Kohlrabi, Lauch und vieles mehr produziert. Wichtig ist ihm auch hier die Regionalität der Erzeugnisse und die Vorarlberger Bevölkerung mit frischem, heimischem Gemüse zu versorgen.