Pina-Kongress in Dornbirn: Jonathan Sprungk über Verantwortung und Führung im Umbruch

„Widerstand schafft Verbindung“ – unter diesem Motto diskutiert der Pina-Kongress in Dornbirn, wie Veränderung gelingen kann. Leadership-Experte Jonathan Sprungk zeigt im Interview, warum Verantwortung keine Hierarchie braucht – sondern Haltung, Klarheit und Selbstführung.
Der Pina-Kongress in Dornbirn von 24. bis 26. September versammelt auch heuer wieder internationale Stimmen, diesmal zum Thema „Widerstand schafft Verbindung“. Auf dem Programm stehen Beiträge zu Zivilcourage, gewaltfreiem Widerstand, Suizidprävention und der Kunst des Streitens – unter anderem von Sonja Howard, Idan Amiel, Kathelijn van Dongen, Maarten Hemmen und Christiane Leiste.
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Einer der Speaker ist auch Jonathan Sprungk. Er gilt als einer der profiliertesten Experten für souveräne Verantwortung und spricht über Führung in Zeiten des Umbruchs. Für ihn ist Führung keine Frage von Macht, sondern der Haltung. Im Interview erklärt er, warum Verantwortung nicht verordnet werden kann, wie sie sich entwickeln lässt – und weshalb wir aus dem Drama-Dreieck aussteigen sollten.
Herr Sprungk, für Kinder sind in erster Linie die Eltern verantwortlich. Ist das in Unternehmen einfach der „Chef“?
Sprungk: Verantwortung im Unternehmen ist kein Einzelauftrag – sie entsteht im Zusammenspiel. Chefs sind für die Rahmenbedingungen und für eine Kultur der Eigenverantwortung zuständig. Mitarbeitende handeln innerhalb ihrer Rolle – getragen von Vertrauen, Klarheit und Integrität. Verantwortung ist ein kultureller Prozess, kein Top-down-Befehl – also das „von oben nach unten“ funktioniert nicht mehr.
Welche Rolle spielt dabei das Konzept der „Neuen Autorität“?
Sprungk: Es bringt einen wichtigen Aspekt ein: Netzwerkunterstützung. Verantwortung wird gemeinsam getragen – durch Transparenz, Kooperation und klare Prinzipien. Es gilt: „Es braucht ein ganzes Dorf“ – so wie wir es aus der Kindererziehung kennen – das macht es überall leichter.

„Verantwortung ist kein Solo, sondern Teamarbeit – getragen von gegenseitiger Unterstützung.“
Jonathan Sprungk
Wie lernen Führungskräfte, Verantwortung zu übernehmen?
Sprungk: Nicht durch Seminare – sondern durch Selbstführung. Wer sich fragt „Wer bin ich als Führungskraft?“ beginnt, Verantwortung zu entwickeln. Dazu braucht es Präsenz, Beharrlichkeit, Resilienz und Achtsamkeit. Führung ist kein Talent, sondern eine Haltung – erlernbar durch Reflexion, Feedback und den Willen, sich weiterzuentwickeln.
Was macht verantwortungsvolle Führung aus?
Sprungk: Klarheit. Integrität. Die Fähigkeit, Konflikte nicht zu eskalieren, sondern produktiv zu nutzen. Und: eine ganzheitliche Perspektive – über das eigene Team hinaus. Mindful-Leadership ist dafür zentral: bewusst führen, empathisch bleiben.
Wo endet Verpflichtung – und beginnt Verantwortung?
Sprungk: Verpflichtung ist fremdgesteuert: „Ich muss.“ Verantwortung kommt von innen: „Ich will.“ Sie beginnt, wenn Menschen aus Überzeugung handeln – nicht aus Angst. Letztlich sind alle verantwortlich. Führungskräfte für Strukturen und Haltung. Mitarbeitende für ihre Beiträge. Verantwortung ist kein Solo, sondern Teamarbeit – getragen von gegenseitiger Unterstützung.
Was tun, wenn Verantwortung zur Last wird?
Sprungk: Wichtig ist, negative Dynamiken zu vermeiden. Dazu braucht es Offenheit, eine Fehlerkultur – und den Mut, Konflikte anzusprechen. Statt Schuldzuweisungen hilft lösungsorientierte Kommunikation. Verantwortung darf nicht belasten, sondern ermächtigen.
5. Pina-kongress in Dornbirn
von 24. bis 26. September im Kulturhaus Dornbirn.
Anmeldung: pina.at/kongress
Jonathan Sprungk ist Coach, Autor und Berater für souveräne Verantwortung und transformative Führung. Seit über zwanzig Jahren begleitet er Führungskräfte, Teams und Organisationen im deutschsprachigen Raum. Er arbeitet an der Schnittstelle von Haltung, Kommunikation und systemischer Klarheit.