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Den guten Teil wählen dürfen

20.07.2025 • 09:00 Uhr
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In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Erich Baldauf, Pfarrer in Hard und Bibelreferent der Diözese.

Sonntagsevangelium

In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden. Lukas 10,38-42

Den guten Teil wählen dürfen

Es zieht sich bei Lukas durch das ganze Evangelium, die sogenannte Parallelerzählungen. Neben einer Geschichte, die Männer betrifft, gibt es eine Geschichte aus Frauensicht. In den meisten Fällen tragen sie zugleich zum gegenseitigen Verständnis bei. Letzten Sonntag war die Begegnung Jesu mit einem Gesetzeslehrer an der Reihe und der anschließenden Erzählung vom barmherzigen Samariter. Ein Priester und Levit gehen an dem unter die Räuber gefallenen, halbtoten Mann vorbei. Ein Samariter, dem kein wahrer Glaube zugestanden wurde, hatte Mitleid und versorgte den Verletzten. Er brachte ihn schließlich in eine Herberge und bezahlte für die weitere Versorgung. Zwei wichtige Fragen stehen im Hintergrund: Was ist wahrer Gottesdienst? – Es ist die gelebte Nächstenliebe. Und: Nicht wer ist mein Nächster, sondern wem werde ich zum Nächsten? – Durch barmherziges Handeln.

Es zieht sich bei Lukas durch das ganze Evangelium, die sogenannte Parallelerzählungen. Neben einer Geschichte, die Männer betrifft, gibt es eine Geschichte aus Frauensicht. In den meisten Fällen tragen sie zugleich zum gegenseitigen Verständnis bei. Letzten Sonntag war die Begegnung Jesu mit einem Gesetzeslehrer an der Reihe und der anschließenden Erzählung vom barmherzigen Samariter. Ein Priester und Levit gehen an dem unter die Räuber gefallenen, halbtoten Mann vorbei. Ein Samariter, dem kein wahrer Glaube zugestanden wurde, hatte Mitleid und versorgte den Verletzten. Er brachte ihn schließlich in eine Herberge und bezahlte für die weitere Versorgung. Zwei wichtige Fragen stehen im Hintergrund: Was ist wahrer Gottesdienst? – Es ist die gelebte Nächstenliebe. Und: Nicht wer ist mein Nächster, sondern wem werde ich zum Nächsten? Durch barmherziges Handeln.

Ein erster Punkt steht im Zusammenhang mit der Vorgeschichte, der Begegnung Jesu mit dem Gesetzeslehrer: Im Dasein für andere gibt es die Gefahr des Ausgepowert werden, des Aktionismus oder des sich Verlierens im Dienst am Nächsten. Martha dient und bedient Jesus und wird bitter gegenüber ihrer Schwester. Maria sitzt dagegen zu Füßen Jesu und hört ihm zu. Sie gönnt sich Ruhe, hört auf das Wort Gottes und sammelt sich. Es soll ihr nicht genommen werden, sagt Jesus. Aktion (Nächstenliebe) und Kontemplation (Besinnung, Ruhe) brauchen einander.

Ein zweiter Punkt betrifft die Konfliktlösung: Martha wünscht sich, dass die Schwester sie bei der Arbeit unterstützt. Sie deponiert diesen Wunsch bei Jesus. Die Frage: Warum spricht Martha nicht selbst die Schwester an? Die Bibel nennt keine Motive. Hat Martha einschlägige Erfahrungen, dass sie bei Maria nichts erreicht? Will sie gut dastehen und Maria demütigen? Es können auch andere Motive sein. Fakt ist: Jesus erfüllt Martha nicht den Wunsch, für sie das Problem zu lösen. Maria hat den guten Teil gewählt, hält Jesus fest. Es ist ein dritter Punkt, der an Aktualität nichts verloren hat. Es war damals alles andere als selbstverständlich, dass ein Rabbi sich mit einer Frau über die Tora (Gottes Wort) unterhält. Jesus sagt – nochmals – sie hat den guten Teil gewählt. Das Thema ist für manche schon ermüdend und längst überfällig und doch gilt es daran zu erinnern: Die Frauen sollen wie die Männer wählen können, was Ämter, Aufgaben und Dienste in der Kirche betrifft. Das Wählen wäre und ist ihr gutes Recht.

Pfarrer Erich Baldauf mit Aschegefäß oder so in der Kirche
Erich Baldauf ist Pfarrer in Hard und Bibelreferent der Diözese.