Zwei HTL-Schüler forschten in den USA an Quantenalgorithmen

Wie die NEUE berichtete, waren die beiden HTL-Schüler, Jonas Stadelmann und Julian Übelher, dank ihrer Begabung im Sommer an der weltbekannten „Virginia Tech“-Universität, um für ihre Diplomarbeit zu forschen. Nun berichten sie über Ihre Erfahrungen im Sommer in den USA.
Von Kurt Bereuter
neue-redaktion@neue.at
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Jonas Stadelmann und Julian Übelher, zuerst nach dem pragmatischen Ergebnis an der Uni gefragt: Wart ihr erfolgreich mit euren Forschungen und der Entwicklung an einem neuen Code, um einen Quantenalgorithmus zu optimieren?
Julian Übelher: Ja, wir haben Lösungswege gefunden und werden daran weiterarbeiten. Es gilt jetzt die Lösungswege zu verifizieren, abzusichern und zu testen. Dann muss das alles noch verschriftlicht werden, einerseits für unsere Diplomarbeit und zum anderen für ein Forschungspapier, das unsere betreuende Professorin mit uns gemeinsam in einem Fachmagazin publizieren wird.

Wie war denn die Zusammenarbeit mit den anderen Forschenden an der Uni, die ja schon einen akademischen Grad haben?
Jonas Stadelmann: Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten – von der Professorin über den Post-Doc-Betreuer und den anderen Ph.D-Studierenden war sehr unkompliziert. Wir saßen gemeinsam in einem Großraumbüro wie die Ph.D-Studierenden und hatten jeder einen eigenen Arbeitsplatz. Wir konnten auch an den wöchentlichen Meetings teilnehmen und bekamen ein begleitendes Mentoring, durch das wir laufend wertvolle Anregungen erhielten. Die Strukturen sind schon großzügiger im Vergleich zu unseren Universitäten, die technische Ausstattung aber vergleichbar, wie ich sie vom „Institute for Technology“ in Karlsruhe kenne.
Welchen Eindruck habt ihr von den Studierenden und dem Studieren in den USA?
Übelher und Stadelmann: Es war auffallend, dass relativ wenige US-amerikanische Studierende am Institut waren, dafür Kommilitonen aus der ganzen Welt, sehr viele aus Asien, aber auch aus Afrika oder Europa. Der Umgang ist sehr offen und unkompliziert, man kommt sehr schnell ins Gespräch und es herrscht eine sehr freundliche Kommunikation vor.

Habt ihr am Campus, oder in der Freizeit außerhalb, die politische Situation in den USA kennenlernen können?
Übelher und Stadelmann: Der Uni-Campus ist relativ abgelegen und wir wohnten in einer WG mit einem Ghanesen, was schon interessant war. Aber Nachrichten haben wir fast keine verfolgt. Bei der Anreise war alles sehr ruhig, am Flughafen, in den Städten und auch an der Uni. Es gab auch keine nennenswerten Security-Maßnahmen am Campus. In New-York schon und vor allem bei der Heimreise sahen wir in Washington die gepanzerten Fahrzeuge und das militärische Personal. Aber die Menschen waren durchwegs sehr nett und man kann sehr ungezwungen in ein Gespräch kommen. Bei den Studierenden war schon eher eine Anti-Trump-Stimmung bemerkbar, aber politische Konflikte oder Formen von Diskriminierung haben wir an der „Virginia Tech“ nicht erlebt. Das kann an anderen Universitäten oder in anderen Städten schon anders sein.
Gibt es von euch eine Empfehlung für einen Forschungsaufenthalt im Ausland?
Übelher und Stadelmann: Es war eine sehr schöne und wertvolle Erfahrung und wir möchten allen, die so eine Chance erhalten, den Mut wünschen, es einfach zu tun. Klar darf man sich vom Papierkram nicht abschrecken lassen, aber wir hatten eine enorme Unterstützung von unserer Schule, vom Erasmus-Programm und von der Begabtenförderung. Zudem ist es eine wertvolle Lebenserfahrung, wenn man in diesem Alter im Ausland auf eigenen Beinen stehen darf und aus dem „Hotel Mama“ für eine Zeitlang auszieht. Es war eine Super-Zeit und wir konnten sehr viel lernen und sind extrem dankbar für diese Chance.
Und wie geht es nun mit euch weiter?
Julian Übelher: Ich werde nach der Matura zuerst meinen Präsenzdienst bei der Militärmusik ableisten und mich für ein Studium an der „Virginia Tech“ bewerben. Als Alternative sehe ich ein Studium der Mechatronik an der ETH Zürich oder an der Technischen Universität München.
Jonas Stadelmann: Ich bewerbe mich auch an mehreren Universitäten in den USA und sollte das nicht klappen, möchte ich in Bonn oder München Theoretische Mathematik studieren.
Herr Gerhard Mayr, Sie haben die beiden Schüler besucht, was waren denn Ihre Eindrücke?
Gerhard Mayr: Ich war schon überrascht, wie offen die Uni und die Lehrenden mit unseren Schülern umgegangen sind. Dass man sich für uns viel Zeit nahm, uns alles zeigte und eine sehr gute und großzügige Ausstattung vorhanden ist. Interessant waren auch die nach wie vor vorhandenen Tafeln mit Kreide in den Räumen, auf denen etwas geschrieben war und jeder etwas ergänzen oder abändern konnte. Das war wie ein kleiner Think-Tank, der sich fortlaufend entwickeln kann. Politisch ist mir aufgefallen, dass sich Hotelpersonal fast für Trump entschuldigte, wenn sie uns als Österreicher identifizierten.