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Elektromobilität: Europa holt auf

11.10.2025 • 09:00 Uhr
Elektromobilität: Europa holt auf

Der europäische Automarkt zeigt sich im Sommer leicht erholt – doch die Herausforderungen für die Branche bleiben groß. Während heimische Hersteller bei der Elektromobilität langsam Boden gutmachen, drängen neue Player wie BYD mit Macht nach Europa. Gleichzeitig sorgen Zölle, Absatzprobleme in China und das bevorstehende Verbrenner-Aus für Unsicherheit.

Von Christof Flatz
neue-redaktion@neue.at

Im Juli konnte der europäische Automarkt den Rückgang des Vormonats ausgleichen und legte im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 Prozent zu. Dennoch trübt ein leichtes Minus von 0,7 Prozent seit Jahresbeginn – das entspricht rund 6,5 Millionen verkauften Neuwagen – die Zuversicht ein wenig. Hohe Produktionskosten, mangelnde Investitionen in die Elektromobilität und eine langsamere als erwartete Anpassung an neue CO₂-Ziele setzen der Branche zu. Besonders besorgniserregend ist laut Erste Asset Management und APA Science der Blick auf die großen Märkte China und USA: Denn in den Vereinigten Staaten müssen Hersteller und Zulieferer künftig mit einem Einfuhrzoll von 15  Prozent rechnen – sechsmal so viel wie bisher. In China kämpfen viele Marken mit Absatzproblemen, während chinesische Hersteller zunehmend auf den europäischen Markt drängen.

Wie sieht es nun bei den einzelnen Traditionsmarken im Detail aus: Volkswagen verzeichnete in den ersten sieben Monaten ein Absatzplus von 3,8 Prozent, musste jedoch im ersten Halbjahr 2025 einen Gewinneinbruch hinnehmen: Das operative Ergebnis sank um 33 Prozent. Gründe sind unter anderem die US-Zölle, Rückgänge in China, Konzernrestrukturierungen und die Produktion margenärmerer E-Modelle. BMW, Mercedes-Benz und Renault konnten ihre Verkaufszahlen ebenfalls steigern. BMW punktete besonders mit vollelektrischen Fahrzeugen und blickt in Österreich auf ein Rekordjahr 2024 zurück. Mercedes-Benz kämpft mit Nachfrageschwäche in China und hat bereits umfangreiche Sparmaßnahmen eingeleitet. Allein Renault zeigt sich derzeit robust und überzeugt vor allem mit seiner Hybridpalette.

Die deutschen Hersteller befinden sich endlich im Aufholmodus im Bereich Elektromobilität. Laut einer aktuellen Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) ist Europas Autoindustrie auf einem guten Weg: Die Hersteller müssten ihre Flottenemissionen nur noch um wenige Gramm CO₂ senken, um das nächste EU-Zwischenziel für 2027 zu erreichen. Allerdings sorgt das geplante Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2035 für Diskussionen. Politiker und Branchenvertreter fordern bereits Lockerungen und mehr Flexibilität beim eingeschlagenen Elektrifizierungspfad.

Inzwischen verkündet der chinesischen Autobauer BYD „nach Europa gekommen zu sein, um zu bleiben“. Der Elektroauto-Riese will künftig den europäischen Markt für Elektroautos aus seinen Fabriken in Europa bedienen. So soll die Produktion in einem neuen Werk in Ungarn bis Jahresende starten.

Christoph Flatz
Christoph Flatz ist Veranlagungsspezialist in der Sparkasse.