Der große Deal – Netflix oder Paramount

Die Übernahmeschlacht um Warner Bros. Discovery spitzt sich weiter zu. Zunächst einigte sich Netflix mit Warner auf den Kauf des Studio- und Streaming-Geschäfts für 72 Milliarden US-Dollar in Bargeld und Aktien. Kurz darauf konterte Paramount mit einem Gegenangebot über 108,4 Milliarden Dollar in bar für das gesamte Unternehmen.
Von Christof Flatz
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Die Anleger profitieren vom Wettbieten: Seit Jahresbeginn hat sich die Warner-Aktie verdreifacht. Laut Experten von Erste Asset Management und APA Finance folgt diese Entwicklung einem typischen Muster.
Der Medien- und Unterhaltungskonzern gilt als begehrtes Übernahmeziel: Eine riesige Bibliothek an Film- und Serien-Franchises wie Harry Potter und Batman, der profitable Streaming-Dienst HBO Max sowie die enorme Produktionskraft des klassischen Hollywood-Studios machen ihn einzigartig. Wer Warner kauft, sichert sich Inhalte und Plattformen – und damit die Chance auf Marktdominanz.
Sogar US-Präsident Donald Trump mischt sich ein. Sein Augenmerk liegt auf dem Nachrichtensender CNN, der ebenfalls zum Portfolio gehört. Trump wirft dem Sender regelmäßig Falschmeldungen und voreingenommene Berichterstattung vor und fordert öffentlich: „CNN sollte verkauft werden“ – am liebsten wohl an Paramount, zu dessen Investoren bis vor Kurzem auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner zählte. Dessen Investmentfirma Affinity Partners wollte ursprünglich rund 200 Millionen Dollar zum Paramount-Gebot beisteuern, zog sich jedoch nach öffentlicher Kritik zurück.
Insider erwarten den endgültigen Zuschlag noch diese Woche – vermutlich zugunsten von Netflix. Trump kündigte bereits an, sich persönlich in die Wettbewerbsprüfung einzuschalten, da er Bedenken hinsichtlich der Freigabe des Deals sieht. Auch in Hollywood würde ein Netflix-Deal auf negative Reaktionen stoßen. Netflix hatte im eigenen Geschäft auch bei aufwendigen Produktionen stets Streaming statt Kinos priorisiert und damit einige Filmemacher verärgert.
Mehrere Studien belegen die Dynamik bei Unternehmensübergaben: Nach Bekanntwerden eines Übernahmeangebots steigen die Aktien des Übernahmekandidaten typischerweise an, während die Titel der Bieterfirma sich statistisch gesehen schwächer entwickeln oder sogar fallen – so auch im aktuellen Bieterstreit. Die Aussicht auf positive Synergieeffekte, größere Marktanteile und effizientere Konzernstrukturen durch die Übernahmen stehen oft Sorgen gegenüber, dass das Angebot zu teuer für den Übernehmer werden könnte.