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Es müssen „nur“ die Richtigen kommen

21.09.2020 • 20:00 Uhr
Verkaufsgespräch (r.), Martin Hagen mit der „Boesch“ (l.).<span class="copyright"> Anja Köhler</span><span class="copyright"> </span>
Verkaufsgespräch (r.), Martin Hagen mit der „Boesch“ (l.). Anja Köhler

Freude herrscht bei den Aus­stellern der 59. Interboot in Friedrichshafen vor.

Günter Ambrosi war die Vorfreude auf die am vergangenen Wochenende angelaufene 59. Interboot anzusehen. „Wenn einer im Corona-Jahr schon eine Messe veranstaltet, dann unterstützen wir ihn auch“, meinte der Verkäufer der Sunbeam Yachts OG vom Mattsee, als er die Sun­beam 22.1 ins rechte Licht rückte. Seit 1967 ist die Firma aus der Marktgemeinde im Flachgau auf der Wassersport-Ausstellung in Friedrichshafen präsent, das erste Mal ist es für den einzigen Vorarlberger Aussteller, die Offene Jugendarbeit Dornbirn, die mit ihrem Boot „Die Boesch“ direkt am Haupteingang im Foyer West steht. Der größte Wunsch von Ojad-Leiter Dr. Martin Hagen: Die Interboot am Sonntag ohne das Schiff zu verlassen. Gestrichen werden musste der Stand 401 der Sport Avant­garde Handels-GmbH in Halle A 5, die Wiener konnten aus dem Risikogebiet Bundeshauptstadt nicht mehr ausreisen.

Interboot 2020, Messe
Interboot 2020, Messe

Gute Stimmung

Was beim Messerundgang zu Beginn der Interboot, die mit einer Auswahl an Welt-, Europa- und Messepremieren der Wassersportsaison 2021 aufwartet, schnell klar wurde: Die rund 200 Aussteller, die zu dieser „Special Edition“ angereist waren, verbreiteten eine gute Stimmung und ließen sich diese auch von noch so vielen Maskenträgern nicht vermiesen. „Die, die kommen werden, interessieren sich auch“, war sich René Marcel Mureny sicher. Der Reifnitzer von der Fun Products Handels-GmbH hat die Mastercraft NXT 22 Electric auf seinem Messestand in Halle B 2 stehen, „aber die ist schon verkauft“, meinte Mureny mit einem breiten Grinsen. „Bis März, April waren wir bei null, jetzt ist’s der Wahnsinn. Das ist wie eine 70er-, 80er-Renaissance.“

Das 150-kW-Boot mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h sei freilich schon auf dem Wörthersee, aber auch auf dem Ammersee oder Chiemsee unterwegs und soll 2021 nun auch den Bodensee bevölkern.

“Job Ahoi!”

Dass bestimmte Jugendliche überhaupt über den See schippern können, ist das Verdienst von Martin Hagen. „Ich bin selbst Hobby-Kapitän. Und mir ist Chancengleichheit wichtig. Da war es logisch, dass wir am Bodensee etwas ins Leben rufen, was mit einem Boot zu tun hat. So haben 96 Jugendliche über sechs Jahre mit zwei Bootsbauern die ‚Boesch‘ restauriert, die nun einen Schätzwert von 95.000 Euro aufweist und hoffentlich einen Käufer findet“, so der Psychologe, der bei der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (Ojad) und dem Beschäftigungsprojekt „Job Ahoi!“ nach dem Leitsatz „Sofort arbeiten – sofort Geld verdienen“ verfährt. „Wir haben da einen Übergang von der Schule zum Beruf geschaffen, der oftmals dankbar angenommen wird. Wir schmeißen keinen raus, der nicht kommt, er bekommt eben kein Geld“, erklärt Martin Hagen.

Und was verspricht sich der Ojad-Leiter vom ersten Auftritt auf der Interboot, noch dazu einer sehr speziellen? „Dass wir trotz Corona schrittweise ein normales Leben zurückbekommen. Und wir mit unserem speziellen Projekt noch bekannter werden. Und vielleicht weitere Förderer und Sponsoren finden, die für die Teilhabe aller Menschen stehen.“

Stand-up-Paddeln

Stand-up-Paddeln (SUP) ist der Trendsport Nummer eins. Warum also nicht auch übers Wasser gleiten, ohne zu paddeln? Der Elektroantrieb des E-SRFR von F2 macht es möglich. Der in Deutschland gebaute Motor leistet 4,5 kW und zieht im Schlepp ein Kind auf einem Surffoiler sogar aus dem Wasser. Die Batteriekapazität reicht für eine halbe bis eine Stunde Spaß. Die erste Zielgruppe laut Bernd Flügel, Geschäftsführer von Marktführer Water Colors, nachdem dieser den Preis von 13.000 Euro genannt hat: „Für den, der alles braucht.“

Stand-up-Paddels (SUP). Ein Trend, der auch auf der Messe vertreten ist.
Stand-up-Paddels (SUP). Ein Trend, der auch auf der Messe vertreten ist.

Für die Messebesucher wurden ausreichend breite Wege und Gänge eingerichtet, der Preis für einen Messestand sei laut Messe-Geschäftsführer Klaus Wellmann gleich geblieben, „dafür haben wir genügend Platz zur Verfügung gestellt“. Für Günter Ambrosi ist die Besucherzahl zweitrangig. „Es müssen nur die Richtigen kommen. Für uns gilt es, die Kontakte zu halten, denn am Bodensee gibt es eine gute Klientel.“

Die einzige Tatsache, die Ambrosi sauer aufstößt: „Die Messe hält an ihrer Dauer von neun Tagen fest. In Cannes oder Genua sind es sechs Tage, neun sind nicht mehr zeitgemäß. Wir haben 60 Leute in der Firma, haben zwar auch Hotelkosten für diese Zeit, aber was machen kleinere Firmen mit vier Leuten? Die können sich das nicht mehr leisten.“

Jochen Dedeleit