Allgemein

„Eltern sollten klarer Informiert werden“

27.09.2020 • 12:00 Uhr
Vielen Eltern fehlen derzeit eindeutige Informationen, wohin der Weg der Schulen ihrer Kinder geht. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Vielen Eltern fehlen derzeit eindeutige Informationen, wohin der Weg der Schulen ihrer Kinder geht. Shutterstock

Von Eltern wurde zu Schulbeginn klarere Kommunikation gewünscht.

Selten hätten Eltern sich so viele konkrete Informationen gewünscht wie zu diesem Schulbeginn. Doch an den Schulen selbst herrscht mancherorts Verwirrung oder Unsicherheit, wie die Empfehlungen oder Vorschriften, die von Bildungsdirektion und Co. immer wieder neu eintreffen, am besten umzusetzen sind. Und es werden unterschiedliche Lösungen gefunden. Eine wichtige Möglichkeit, mit den Eltern in Kontakt zu treten und sie über alles Wesentliche zu informieren, ist normalerweise der Elternabend. Doch an vielen Schulen wurde er abgesagt. Ob etwas und was stattdessen erfolgen wird, darüber wurden manche Eltern nicht informiert. Diese Vorgehensweise irritiert und auch wenn diese Angaben in den nächsten Tagen eintrudeln, lässt sie in der Zwischenzeit viele Eltern verunsichert zurück. Besonders Eltern von Kindern, die gerade erst in die erste Klasse Volksschule gekommen sind oder deren Kind die Schule gewechselt hat, sitzen mit vielen offenen Fragen zu Hause. Manche können auch mit digitalen Kommunikationstools noch nicht richtig umgehen. Michael Tagger, Vorstandsmitglied des Landeselternverbandes, ist der Meinung, dass Schulen offensiver informieren sollten und erklärt, was Eltern in dieser Situation tun können.

Wie geht es den Eltern? Stellen Sie eine Verunsicherung fest?
Michael Tagger:
Ich habe die Unsicherheit sowohl bei anderen als auch in der eigenen Familiensituation erlebt. Ich habe drei schulpflichtige Söhne in der Volks- beziehungsweise Mittelschule. Bei uns hat es sich so abgespielt, dass entweder gar keine Informationen bezüglich des Elternabends – wie in der Mittelschule – kamen oder Informationen, die sich widersprechen – wie in der Volksschule. Das trägt natürlich sehr zur Verunsicherung bei. Gerade bei Kindern in der ersten Klasse oder der Vorschule, wo die Eltern auch neu an der Schule sind, sollte eigentlich eher das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt werden als von Unsicherheit. Das ist ein großes Problem.

Warum klappt das nicht?
Tagger:
Weil es vielen nicht bewusst ist, wie richtig mit den Eltern kommuniziert wird. Ich sage das nicht zum ersten Mal. Ich habe es in den letzten Wochen immer wieder betont. Es kommt auf die Kommunikation an. Sie sollte klar, sachlich und direkt sein. Nicht verschlüsselt oder über mehrere Seiten verteilt, sondern so, dass man sich auskennt. Dieser Wunsch der Eltern scheint in den Schulen noch nicht angekommen zu sein. Oder sie schaffen es nicht, sich in die Bedürfnisse der Eltern hineinzuversetzen, was letztendlich auf das Gleiche hinausläuft.

Michael Tagger vom Landeselternverband wünscht sich, eine klarere Kommunikation. <span class="copyright">Privat</span>
Michael Tagger vom Landeselternverband wünscht sich, eine klarere Kommunikation. Privat

Manche Schulen haben einen Elternabend abgehalten, andere haben ihn abgesagt. Manche haben ihn über Videokonferenzen abgewickelt oder planen, das zu tun. Bei wieder anderen wissen die Eltern noch gar nicht, was passieren wird.
Tagger:
Der Landeselternverband gibt die Empfehlung der Bildungsdirektion weiter, eher keine persönlichen Meetings abzuhalten. Also die Klassenelternabende nicht in Präsenzform durchzuführen, sondern stattdessen auf Videokonferenzen umzusteigen.

Es wäre aber schon wichtig, die eventuell neuen Klassenvorstände einmal von Angesicht zu Angesicht zu sehen.
Tagger
: Natürlich kann eine Videokonferenz ein persönliches Gespräch nicht ersetzen. Sie hilft aber auf alle Fälle, zu aktuellen Informationen zu kommen, zumindest die Lehrpersonen einmal über einen Bildschirm kennenzulernen. Der Landeselternverband bietet Hilfsmittel an, wie solche Seminare, Konferenzen oder Teammeetings abgehalten werden können.

Hilfsmittel für die Lehrpersonen oder die Eltern?
Tagger:
Sowohl als auch. Es macht natürlich Sinn, dass die Lehrpersonen wissen, wie eine Zoom-Konferenz einberufen wird oder mit SchoolFox oder Moodle gearbeitet wird. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten. Leider werden nicht einheitlich dieselben Tools verwendet. Das trägt auch nicht zu einer Klärung der Situation bei, aber das lässt sich nicht ändern. Zumindest wurde aus der Corona-Krise gelernt, dass digital kommuniziert werden kann. Das ist schon einmal eine Verbesserung des ursprünglichen Zustands.

Welche Corona-Maßnahmen gelten nun und welche nicht? Auch das Fragen sich viele Eltern. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Welche Corona-Maßnahmen gelten nun und welche nicht? Auch das Fragen sich viele Eltern. Shutterstock

Warum erhalten die Eltern so viele ungleiche Informationen, warum handeln Schulen unterschiedlich?
Tagger:
Das liegt an der Schulautonomie. Ob ein Elternabend und in welcher Form er abgehalten wird, liegt an der Entscheidung des Direktors. Oder besser gesagt des Kollegiums. Ich denke, wenige Direktoren werden das alleine entscheiden. Sie werden sich sicherlich mit den Lehrpersonen abstimmen. Man muss natürlich auch die Lehrpersonen verstehen. Sie möchten selbst gesund bleiben, und ihnen ist der Erhalt der Gesundheit der Eltern und Schüler wichtig. Aus dem Grund wird vielleicht auch über das Ziel hinausgeschossen. Sie sind übervorsichtig, und es wird etwas nicht durchgeführt, obwohl es möglich wäre. Es kursiert leider die Angst vor dem Virus, die Angst vor der Ansteckung. Das ist nicht gut. Angst ist immer schlecht. Tritt man dem Thema positiv und mit einer gesunden Grundhaltung gegenüber, bleibt man auch eher gesund.

Die Direktoren und Lehrpersonen gehen auf Nummer sicher, um ja keinen positiven Fall an der Schule zu haben?
Tagger:
Ja. Das kann ich als Vater sehr gut nachvollziehen. Wenn nur ein Kind separiert wird, ist es vielleicht nicht ganz so schlimm. Es ist bekannt, was dann zu tun ist, da gibt es klare Vorgaben. Wenn aber eine ganze Klasse in Quarantäne muss oder es noch ein paar Lehrpersonen betrifft, dann muss die Schule geschlossen werden. Und dann kommen alle Probleme mit dem Homeschooling oder der Kinderbetreuung, die wir schon kennen, wieder hoch. Ich glaube, ich muss nicht sagen, dass das nicht mehr geht. Das können sich viele Berufstätige, die in engen Wohnverhältnissen leben, die ihren Urlaub aufgebraucht haben, nicht mehr leisten. Daher ist es auch nachvollziehbar, dass vorsichtig gehandelt wird.

Eltern sollten die digitale Kommunikation zur Informationsgewinnung nutzen. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Eltern sollten die digitale Kommunikation zur Informationsgewinnung nutzen. Shutterstock

Was sollen Eltern tun, wenn sie Fragen haben?
Tagger:
Die digitale Kommunikation funktioniert ja in beide Richtungen. Über SchoolFox können ja nicht nur die Lehrpersonen Informationen schicken, sondern die Eltern können genauso mit Fragen auf die Lehrer zugehen. SchoolFox wurde so gut wie flächendeckend eingeführt. Mit dem Vorarlberger Gemeindeverband wurde dahingehend ein Abkommen geschlossen. Es handelt sich nicht mehr um die Gratisversion, die Beschränkungen hat, sondern die Vollversion, die alle Formen der Kommunikation inklusive Videokonferenzen ermöglicht.

Wenn es Fragen gibt, also direkt – digital – auf die Lehrpersonen zugehen oder sich an die Direktion wenden?
Tagger:
Ja. Denn die müssen Auskunft geben. Es sind ja sogar Krisenteams eingesetzt worden. Das war eine Vorgabe des Bildungsministeriums. Nicht still sein, sondern Antworten einfordern. Es ist das gute Recht jedes Elternteils, dass es Antworten bekommt.

Dürfen sich die Eltern auch direkt an den Landeselternverband wenden?
Tagger:
Natürlich. Auf unserer Website finden sich auch Informationen zu den Themen Corona, Ampelregelung und dergleichen. Sie werden täglich aktualisiert. Es ist auch möglich, beim Landeselternbüro in Dornbirn anzurufen. Wir sind in der Lage, auch zu Themen, über die noch nicht allzu viel bekannt ist, Auskunft zu geben, weil wir sehr eng mit der Bildungsdirektion und dem Ministerium vernetzt sind. Das ist wichtig. Wir halten aber auch regen Austausch mit Schüler- und Lehrervertretern. Wir kennen sozusagen die Lage im Land. Wir wissen auch, wie sich die Lehrer fühlen, wie sich die Schüler fühlen, und das können wir entsprechend kommunizieren.

Landeselternverband

Landeselternverband Vorarlberg (LEVV), Landeselternbüro

Der Landeselternverband ist die Dachorganisation aller Elternvereine an öffentlichen Schulen in Vorarlberg.

Das Landeselternbüro (Zusammenschluss aus Pflichtschulen und Höheren Schulen) berät in allen Fragen, die im Zusammenhang mit Schule und Bildung stehen.

Kontakt:

Steinebach 18

6850 Dornbirn

Tel. 05572/206767

www.levv.at

zur Person

Michael Tagger

Vorstandsmitglied des LEVV,

56 Jahre alt, verheiratet, vier Kinder, drei davon schulpflichtig,

Stammt ursprünglich aus Salzburg, ist ausgebildeter Produktdesigner und arbeitet seit 30 Jahren als Grafikdesigner.

Wohnt in Rankweil.