„Appell wurde nicht berücksichtigt“

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher zum Kinderärztemangel.
In Vorarlberg gibt es unter anderem zu wenig Kinderärzte. Besonders drastisch ist es in Feldkirch. Ist die Situation bekannt?
Martina Rüscher: Ja. Es ist eine Angelegenheit der Gesamtvertragspartner, Sozialversicherung und Ärztekammer, im niedergelassenen Bereich die Versorgung sicherzustellen. Selbstverständlich unterstützen wir als Land, falls möglich. So wurde vor kurzem gemeinsam ein Modell einer Ausbildungskooperation Pädiatrie für Dornbirn entwickelt. Sollte die Versorgung im niedergelassenen Bereich nicht sichergestellt werden können, können auch alternative Versorgungsmodelle überlegt werden, z.B. eine vom Spital ausgelagerte Kinderambulanz unter der Betriebsführung der KHBG mit angestellten Kinderärzten. Voraussetzung dafür ist, dass die Sozialversicherung die dafür nötige Finanzierung sicherstellt.
Dass die flächendeckende Versorgung mit fachärztlichem Personal zunehmend schwieriger wird, weiß man nicht erst seit gestern. Was hat das Land hier unternommen?
Rüscher: Das Land Vorarlberg kann hier einerseits über die Ausbildung und andererseits über die Versorgung in Spitälern einen Beitrag leisten, diese Verantwortung wurde auch wahrgenommen. In den Fondskrankenanstalten sind im Jahr 2019 gegenüber dem Jahr 2008 bei den Kinderärzten in Ausbildung um 38 Prozent mehr Vollzeitäquivalente sowie bei den ausgebildeten Kinderärzten um 43 Prozent mehr Vollzeitäquivalente beschäftigt. Wir bilden die Fachärzte aus, sind aber an die Anzahl der Ausbildungsstellen, die die ÖAK bewilligt, gebunden. Ein stark limitierender Faktor ist das sogenannte 1:1-Prinzip. Wir dürfen also pro Kinderfacharzt nicht mehr als einen Kinderarzt ausbilden. Diese Vorgabe schränkt die mögliche Anzahl der auszubildenden Fachärzte ein. Wir würden uns hier mehr Flexibilität der ÖÄK und der Bundesgesetzgeber wünschen, was die Anzahl der auszubildenden Stellen betrifft. Uns als Land sind hier die Hände gebunden.
Mehr Studienplätze wären gefragt. Ist der Ruf der Landesgesundheitsreferenten verhallt?
Rüscher: Der Appell wurde bislang vom Bundesministerium nicht berücksichtigt. Neben dieser Maßnahme wird es auch notwendig sein, dass die Absolventen nach ihrem Studium in Österreich bzw. Vorarlberg bleiben. Dafür braucht es attraktive Rahmenbedingungen in der praktischen Ausbildung sowie attraktive Arbeitsbedingungen. Das Land ist für die Arbeitsbedingungen in Spitälern verantwortlich.