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Wartelisten bei Grippeimpfungen

07.11.2020 • 19:21 Uhr
Eine Grippeimpfung ist schnell erledigt. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Eine Grippeimpfung ist schnell erledigt. Klaus Hartinger

Trotz Corona-Maßnahmen macht es Sinn, sich Grippeimpfen zu lassen

Ab dem Moment des Lockdowns im vergangenen Frühjahr und den damit verbundenen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen war die Grippesaison dann auch recht schnell vorbei. Somit stellt sich die Frage, inwieweit eine Grippe­impfung in Zeiten von neuerlichen Corona-Maßnahmen überhaupt Sinn macht. „Man muss dazusagen, dass die Grippewelle im Frühjahr bereits am absteigenden Ast gewesen ist. Es kommen dann meistens noch so ein paar Nachzügler. Und die hat es praktisch nicht mehr gegeben“, betont Gabriele Hartmann, Fachärztin am LKH Feldkirch. Ob sich generell eine Grippewelle ausbreiten kann, hängt natürlich von der Disziplin der Bevölkerung ab. „Man kann das nicht voraussagen. Ich kann nur vermuten, wenn sich alle brav an die Maskenpflicht und anderen Schutzmaßnahmen halten, dass sie schwächer und kürzer ausfallen wird. Aber gleich Null wird sie nicht sein“, ergänzt Hartmann. In Australien habe man bereits gesehen, dass sie schwächer war.

Automatisiert

Auch Familienangehörige von Risikopatienten sollten sich impfen lassen. Das verringert das Risiko und schützt den jeweiligen Angehörigen. „In manchen Ländern passiert das automatisch. Wenn da zum Beispiel ein Dialysepatient ins Spital kommt, fragen sie gleich nach den Angehörigen und lasse alle durchimpfen“, ergänzt Hartmann. Da gibt es laut Hartmann bei uns noch Nachholbedarf.

Objekte der Begierde: Grippe-Impfstoffe sind rar derzeit. <span class="copyright">Klaus Hartinger (2)</span>
Objekte der Begierde: Grippe-Impfstoffe sind rar derzeit. Klaus Hartinger (2)

Grippe kann tödlich sein

„Die Grippeimpfung macht für alle Sinn, die sich vor der Influenza schützen wollen. Und Personengruppen, die gefährdet sind, an einer Grippeinfektion schwerer zu erkranken, können daran auch sterben“, betont Alexandra Rümmele-Waibel. Sie ist Kinderärztin und Schulmedizinerin in Mäder. Vor allem kleine Kinder unter vier Jahren oder ältere Personen über 65 und solche, die eine Grunderkrankung haben, sollten sich schützen. Das sind vor allem Herz- und Lungenkrankheiten, starkes Übergewicht und auch pflegebedürftige Menschen.
„Die Grippewelle wird auch heuer kommen. Sie kommt wahrscheinlich verspätet und nicht so intensiv wie in den Jahren zuvor. Genau weiß man es nicht. Aber wir Ärzte sind vorbereitet“, so Rümmele-Waibel. „Natürlich helfen die Corona-Schutzmaßnahmen auch gegen die Grippe. Aber sie müssen strikt eingehalten werden, und das ist nicht immer der Fall“, wie die Kinderärztin betont.
Die Grippeimpfung wird Anfang November empfohlen. Man rechnet damit, dass die Welle meist im Dezember kommt. Aber die Impfung ist auch zu jedem späteren Zeitpunkt auch noch möglich und mache dann auch noch Sinn. Allerdings gibt es keinen 100-prozentigen Schutz: „Man kann trotz Grippeimpfung an der Influenza erkranken. Aber dann ist zumindest der Verlauf viel milder. Sowohl was die Länge der Erkrankung betrifft, als auch den Schweregrad.“

Wartelisten

Die Impfraten in Vorarlberg lagen in den letzten Jahren immer zwischen sechs und neun Prozent. „Der Grundbedarf an Impfstoff liegt unter 40.000 Einheiten. Aber in diesem Jahr ist die Nachfrage sehr viel höher als in den Jahren davor“, erklärt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Genaue Zahlen dazu gibt es nicht. Denn die Apotheken im Land führen Wartelisten. Und es kann leicht sein, dass sich Menschen auf mehrere Wartelisten schreiben lassen, um die Chancen zu erhöhen, einen Impfstoff zu ergattern.

Die Grippeimpfung ist unbedenklich

Im LKH Feldkirch gibt es ausreichend Impfstoffe für Risikopatienten und Mitarbeiter. „Wir zwingen sie nicht. Aber wir legen es allen nahe. Heuer haben sich bereits viele gemeldet“, erzählt Gabriele Hartmann, Leiterin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge am LKH Feldkirch. „Die Grippeimpfung wird generell gut vertragen. Da gibt es viele Studien dazu, die das belegen. Es kann zu leichten Nebenwirkungen kommen. Die sind aber meist am nächs­ten Tag wieder vorbei. Fakt ist, dass die Grippeimpfung eine der am besten verträglichen und der am besten untersuchten Impfungen ist, die es am Markt gibt. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass sie so heftig diskutiert und umstritten ist“, weiß die Fachärztin zu berichten.

Dass das Impfen in manchen Kreisen einen schlechten Ruf hat, kann Hartmann nicht nachvollziehen. Impfgegner wehren sich ihrer Meinung nach vor allem gegen die Bevormundung. „Ich lasse mich jährlich gegen Grippe impfen. Das hat natürlich mit meiner Arbeit zu tun. Aber ich würde es auch sonst machen und kann es nur jedem empfehlen. Ich bin Medizinerin und Naturwissenschaftlerin und lasse mich gegen alles impfen, was es gibt.“

Lunge

„Auch die Influenza greift wie das Coronavirus die Lunge an. Deshalb ist auch die Impfung gegen Lungenentzündung bei Risikopatienten empfohlen und wird bei Kindern unter fünf Jahren gratis durchgeführt“, ergänzt Rümmele-Waibel. Die Pneumokokken-Impfung ist keine jährliche Impfung, wie die Grippeimpfung. Für Risikogruppen wird alle sechs Jahre eine Auffrischung empfohlen. Je mehr Menschen gegen Grippe geimpft sind, desto geringer ist die Streuung. So könnte man auch indirekt eine Art Herdenschutz erreichen. Zudem gehen die Hospitalisierungen zurück. „Gegen die Influenza haben wir halt schon was in der Hand. Gegen das Coronavirus leider noch nicht.“

In diesem Jahr sind die Kinderimpfstoffe vom Bund ins Gratisimpfprogramm aufgenommen worden. <span class="copyright">Symbolbild/Shutterstock</span>
In diesem Jahr sind die Kinderimpfstoffe vom Bund ins Gratisimpfprogramm aufgenommen worden. Symbolbild/Shutterstock

Gratis-Grippeimpfung für Kinder bis 15 Jahre

Die Nachfrage an Grippe­impfungen ist heuer definitiv höher als in den Jahren zuvor. Landessanitätsdirektor Wolfang Grabher betont, dass das Land mit der Grippeimpfung generell nichts zu tun hat. In den letzten 20 Jahren wurde das ausschließlich über die Apotheken und die niedergelassenen Ärzte abgewickelt. Aber in diesem Jahr ist vieles anders: „Die Leute rufen vermehrt bei uns an und beschweren sich, dass es in den Apotheken keinen Impfstoff mehr gibt. Deshalb sind wir das erste Mal aktiv geworden.“

Kinderimpfstoff

Heuer sind die Kinderimpfstoffe vom Bund ins Gratisimpfprogramm aufgenommen worden. „Und da liefern wir auch schon Impfstoffe aus“, so Grabher. Kinder bis zum 15. Lebensjahr können das beim Kinderarzt oder Hausarzt gratis in Anspruch nehmen. Der Kinderimpfstoff wird nasal verabreicht. „Somit ersparen sich die Kinder den Stich mit der Nadel. Das schreckt ja oft ab.“ Parallel dazu hat sich das Land bemüht zusätzlichen Impfstoff vom Bund zu bekommen. „Da bekommen wir etwa 3000 bis 4000 Einheiten. Der ist nur für Personen über 65 Jahren zugelassen“, so Grabher. Dieser Impfstoff hat die vierfache Menge an Antigen in sich. Deshalb ist er besonders für Menschen geeignet, die ein schlechtes Immunsystem haben. „Mit diesem speziellen Impfstoff werden wir Personen im Pflegeheim impfen. Auch Menschen in Hauskrankenpflege können diesen Impfstoff kostenfrei bekommen.“ Die Impfstoffe werden an die niedergelassenen Ärzte verteilt.
Zudem habe man die Zusage von der Bundesbeschaffungsgesellschaft, dass eine größere Menge vom allgemeinen Impfstoff nachkommt. „Diese wird dann aber erst Anfang Jänner geliefert, was für eine Grippe­impfung schon relativ spät ist“, ergänzt Grabher. Dabei handle es sich noch einmal um etwas mehr als 6000 Dosen. So die Planung. Generell denkt man an eine Impfstraße oder an eine Inpfung über die Apotheken.