Verdacht auf Nötigung

“Es geht in die Richtung, dass wegen des Verdachts der Nötigung ermittelt wird“, teilte gestern ein Polizeisprecher auf Anfrage mit. Ermittlungen wegen anderer strafrechtlicher Delikte gebe es in diesem Fall nicht, sagte er. Ermittelt wird gegen den mittlerweile ehemaligen Geschäftsführer des Sozialzentrums Josefsheim in Hörbranz. Für den Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

Der Mann, der erst seit März 2020 die Geschäftsführung der Einrichtung inne hatte, war am Samstag „mit sofortiger Wirkung suspendiert“ worden, wie der Hörbranzer Bürgermeister Andreas Kresser am Sonntag in einer Aussendung bekanntgab. Die Gemeinde ist Eigentümer bzw. Träger des Sozialzentrums.
Gegen den Geschäftsführer der Sozialzentrums Josefsheim Betriebs-GmbH seien schwerwiegende Anschuldigungen von Seiten mehrerer Mitarbeitenden erhoben worden, hieß es in der Aussendung. „Aufgrund dieser Anschuldigungen mit teilweise strafrechtlicher Relevanz“ sei die Suspendierung erfolgt. Die strafrechtlich relevanten Sachverhalte seien bei der Polizei zur Anzeige gebracht worden, teilte Kresser mit.

Volle Unterstützung

„Sobald uns die Vorwürfe bekannt wurden, haben wir umgehend die nötigen Maßnahmen gesetzt und den Geschäftsführer vom Dienst suspendiert. Wir bedauern die mutmaßlichen Vorkommnisse sehr“, erklärte Kresser. „Als Träger des Sozialzentrums sagen wir den betroffenen Mitarbeitenden und den ermittelnden Behörden unsere volle Unterstützung zu“.

Den Bewohnerinnen und Bewohnern des Sozialzentrums gehe es gut, versicherte der Bürgermeister. Nach aktuellem Wissensstand sei niemand von ihnen betroffen bzw. in irgendeiner Form zu Schaden gekommen sei. Auch der reibungslose Betrieb des Seniorenheims sei sichergestellt, betonte der Ortschef. Man stehe einerseits in Kontakt mit der zuständigen Fachabteilung des Landes. Zudem wurde als interimistische Geschäftsführung ein Zweier-Team installiert. Dieses besteht aus dem Gemeinderat und ehemaligen, pensionierten Geschäftsführer des Sozialzentrums Josef Berkmann und der Gemeinderätin und studierten Betriebswirtin Katrin Flatz. Sie hätten „in dieser Situation keine Minute gezögert, Verantwortung für unser Sozialzentrum zu übernehmen“, zeigte sich Bürgermeister Kresser dankbar.

Kritik vom Rechnungshof

Das Josefsheim in Hörbranz war schon vor rund eineinhalb Jahren in die Schlagzeilen gekommen, als der Landesrechnungshof bei einer Prüfung mangelhafte Kontrolle auf mehreren Ebenen feststellte. Im Bericht wurde zudem unter anderem die Einstellung des damaligen Geschäftsführers des Sozialzentrums – der mit dem jetzt suspendierten nicht ident ist – bezüglich des Umgangs mit öffentlichen Geldern kritisiert.

Handlungsbedarf sah der Rechnungshof 2019 in seinem Bericht insbesondere im Bereich des finanziellen Kontrollsystems, in der Pflegepersonalplanung sowie in der Kontrolle durch die Gemeinde. Die Gemeinde hatte damals angekündigt, die die Empfehlungen rasch umzusetzen.