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„Ziel des Virus ist, sich zu vermehren“

11.02.2021 • 20:05 Uhr
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Hartinger

Bis jetzt ist die Südafrika-Variante noch nicht im Land.

Die Covid-19-Mutationen bestimmen derzeit die Themenlage in Bezug auf Corona. Der Nachbar Tirol steht dabei im Fokus. Die dortige Südafrika-Variante gilt derzeit als größtes Cluster der Mutation in Europa. Vorsichtsmaßnahmen folgen zögerlich und nicht ohne Proteste aus Politik und Wirtschaft.
Die gute Nachricht: In Vorarl­berg ist diese Mutation noch nicht angekommen. „Aber alle Prognosen sagen uns, dass Mutationen das Infektionsgeschehen übernehmen werden. Da bereiten wir uns bereits intensiv darauf vor“, warnt Landesrätin Martina Rüscher. Wichtig werde es sein, dass alle Bereiche der Pandemiebekämpfung zusammenarbeiten. Nur so könne man den Mutationen entgegenwirken. „Wird ein Test positiv getestet, dann haben wir seit Kurzem die Möglichkeit, in der Pathologie in Feldkirch den spezifischen PCR-Test durchzuführen, um eine mögliche Mutation zu erkennen“, ergänzt Rüscher.

Falsche Sicherheit

Die Tatsache, dass sich die Infektionszahlen derzeit konstant auf einem tiefen Niveau einpendeln, vermittelt eine falsche Sicherheit. „Denn die Zahlen aus den Bundesländern und dem angrenzenden Ausland sagen etwas ganz anderes“, betont Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Ein Randeffekt der Maßnahmen ist die Tatsache, dass die Grippe in diesem Jahr praktisch nicht stattfindet. „Denn das, was wir gerade machen, schützt auch gegen die Tröpfchen-Infektion des Grippe-Virus. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir derzeit alles richtig machen“, ergänzt der Sanitätsdirektor.

„Das Wort Mutante birgt so was Gefährliches. Man denkt da an einen Horror-Film. Ich verwende lieber das Wort Virus-Variante.“

Felix Offner, Leiter der Pathologie in Feldkirch

Das Mutationsscreening zeigt, dass bis jetzt nur die britische Mutation im Land nachgewiesen werden konnte. „Mit Stand-Donnerstagmittag haben wir derzeit 54 Personen, die positiv getestet worden sind.“ Weder die südafrikanische noch die brasilianische Variante konnte im Land bisher nachgewiesen werden. Generell sind die Krankheitsverläufe ident zu den herkömmlichen Covid-19-Erkrankungen. „Wenn wir die Mutationen hochrechnen, kommen wir auf eine Zahl von 6,9 Prozent der positiv Getesteten, die die britische Variante in sich tragen“, so Grabher. Dieser Prozentsatz wird in den kommenden Tagen zunehmen. Davon ist der Sanitätsdirektor überzeugt.

Landesrätin Rüscher warnt vor Mutationen.<span class="copyright"> VLK/Serra</span>
Landesrätin Rüscher warnt vor Mutationen. VLK/Serra

„Das Wort Mutante birgt so was Gefährliches. Man denkt da an einen Horror-Film. Ich verwende lieber das Wort Virus-Variante. Viren neigen dazu, Mutationen durchzumachen. Und zwar laufend. Das ist nichts Besonderes“, erklärt Felix Offner, Institutsvorstand der Pathologie in Feldkirch. „Das Ziel dieses Virus ist, sich zu vermehren. Es wird alles tun, um zu überleben. Und in diesem Kontext muss man auch die Mutationen sehen. Das ist nichts anderes als ein biologisches Grundgesetz“, so Offner. Deshalb sei es ein Wettlauf zwischen den Impfstoffen und möglichen Mutationen. „Das ist nichts anderes als ein Wettkampf, aber wir liegen gut. Und ich bin überzeugt davon, dass wir gewinnen werden“, ergänzt der Pathologe.

Pathologe Offner will den Kampf gegen das Virus gewinnen.<span class="copyright"> VLK/Serra</span>
Pathologe Offner will den Kampf gegen das Virus gewinnen. VLK/Serra

In Großbritannien gehe man davon aus, dass mittlerweile 90 Prozent aller Infektionen auf die Mutation zurückgehen. „Mithilfe von Gen-Sequenzierungen lassen sich solche Mutationen aufdecken. Das ist allerdings sehr aufwendig“, betont Offner. Dänemark ist in dieser Technik führend in Europa. Sobald eine derartige Mutation anhand von Sequenzierungen festgestellt wird, bringt die Industrie PCR-Tests auf den Markt. „Da ist schon einiges im Gange. Auch eine Firma aus Salzburg ist da aktiv.“
Und mithilfe dieser spezifischen PCR-Tests können dann die Mutationen aufgedeckt werden. „Das klingt nicht nur sehr aufwendig, sondern ist es auch.Mittlerweile funktioniert das aber sehr gut. Jede Probe, die zu uns ins Labor kommt, wird mit der PCR-Standardvariante erfasst. Dann sucht man nach den jeweiligen Mutationen. Das betrifft ein gewisses Protein. Und das haben alle Mutationen gemeinsam. Sie könne sich sicher sein, dass uns nichts entgeht. Wir sind da sehr genau.“