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Ärzte für Impfung von Jugendlichen

15.06.2021 • 18:35 Uhr
In Israel wurde bereits Anfang Juni mit der Impfung von Jugendlichen begonnen. In Vorarlberg steht dieses Wochenende die erste Impfrunde an. <span class="copyright">Reuters</span>
In Israel wurde bereits Anfang Juni mit der Impfung von Jugendlichen begonnen. In Vorarlberg steht dieses Wochenende die erste Impfrunde an. Reuters

Primarärzte der Kinder- und Jugendabteilungen sprechen sich für Impfung aus.

In der Debatte um die Covid-Impfung für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren haben sich am Dienstag die Primarärzte der Kinder- und Jugendabteilungen in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern (LKH) zu Wort gemeldet. Burkhard Simma vom LKH Feldkirch und Chris­tian Huemer vom LKH Bregenz sprechen sich klar für eine Impfung der Heranwachsenden aus. Sie schließen sich der Position der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde an. Die Immunisierung sei sowohl im Sinne des persönlichen als auch des Gemeinschaftsschutzes sinnvoll.

Inzidenz deutlich über 200

„Covid-19 betrifft auch Kinder und Jugendliche und ist nicht harmlos“, betonte Simma. Während der dritten Welle habe die Sieben-Tage-Inzidenz in der Gruppe der 12- bis 18-Jährigen deutlich über 200 gelegen. „Das Risiko für einen schweren Verlauf oder Folgeerkrankungen besteht bei etwa einer von 1000 Infektionen.“ In den Vorarlberger Krankenhäusern mussten in den vergangenen 15 Monaten insgesamt 44 Minderjährige infolge ihrer Covid-19-Erkrankung behandelt werden. Experten gingen davon aus, dass ohne Impfschutz in Zukunft mit zahlreichen weiteren krankenhauspflichtigen Verläufen gerechnet werden müsse.

Christian Huemer ist Primararzt amn Landeskrankenhaus Bregenz. <span class="copyright">KHBG</span>
Christian Huemer ist Primararzt amn Landeskrankenhaus Bregenz. KHBG

Demgegenüber steht aus Sicht der Primarärzte, dass weder im Rahmen der Zulassungsstudie noch im Zuge der Impfprogramme in Kanada und den USA – mit bereits mehreren Millionen Geimpften in dieser Altersgruppe – schwerwiegende Impfkomplikationen aufgetreten sind. Die Impfung könne bei jungen Menschen, die noch fast ihr ganzes Leben vor sich haben, Schlimmeres verhindern, meinten die beiden Fachmänner. Dazu gehöre auch Long-Covid. Diese Langzeitfolgen seien bei Kindern und Jugendlichen mittlerweile ebenfalls zu beobachten, wenn auch nicht so häufig wie bei Erwachsenen.

Ist als Primar am Landeskrankenhaus Feldkirch tätig: Burkhard Simma.<span class="copyright"> KHBG</span>
Ist als Primar am Landeskrankenhaus Feldkirch tätig: Burkhard Simma. KHBG

Nicht zuletzt weisen die Pädiater darauf hin, dass die Impfung in der Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen auch eine wichtige Rolle bei der möglichen Erreichung des Gemeinschafts- beziehungsweise Herdenschutzes spielt. Ohne die Immunisierung von Kindern und Jugendlichen sei die erforderliche Durchimpfung von mindestens 70 Prozent der Bevölkerung kaum zu schaffen.

Jugendimpfung

Den offenen Diskurs zum Thema begrüßen die Mediziner. Zugleich betonten sie, dass im konkreten Fall von einer „Jugendimpfung“ gesprochen werden müsse. Schließlich habe die Europäische Arzneimittelbehörde – so wie auch die zuständigen Stellen in den USA und Kanada – die Impfung nur für 12- bis 15-Jährige zugelassen. Für jüngere Kinder stehe eine Immunisierung derzeit überhaupt nicht zur Debatte. Simma und Huemer empfehlen allen betroffenen Eltern, sich über Nutzen und Risiko der Impfung zu informieren: „Suchen Sie das Gespräch mit den Ärztinnen und Ärzten Ihres Vertrauens und lassen Sie sich – je nach Alter – gemeinsam mit Ihrem Kind darüber aufklären.“ Die Entscheidung über eine Impfung obliege letztlich den Erziehungsberechtigten. Jugendliche ab dem 15. Lebensjahr könnten mitentscheiden.

Fachgruppe der Ärztekammer

Neben den beiden Primar­ärzten aus den Spitälern befürwortet auch die Fachgruppe der Vorarlberger Kinderärzte und Kinderärztinnen in der Ärztekammer die Impfung von 12- bis 15-Jährigen, die einer Risikogruppe angehören oder sich immunisieren lassen wollen. Die Entscheidung über eine Impfung müsse aber jedem selbst überlassen sein. Die Kinderärzte hatten am Montagabend über ihre Position beraten.