Kraftwerk soll alle Dimensionen sprengen

Illwerke vkw wälzen milliardenschwere Pläne im Raum Brandnertal/Bürs.
Der Vorarlberger Energieversorger Illwerke vkw will angesichts der angestrebten Energiewende seine Kapazitäten massiv ausbauen. Gemeinsam mit Landeshauptmann und Eigentümervertreter Markus Wallner sowie Landesrat Johannes Rauch stellte das landeseigene Unternehmen in Bregenz seine Projektidee für ein „Lünerseewerk II“ im Großraum Brandnertal/Bürs vor. Das angedachte Pumpspeicherkraftwerk würde mit einem Investitionsvolumen von etwa zwei Milliarden Euro und einer Leistung von 1000 Megawatt alle bisherigen Dimensionen in Vorarlberg und zum Teil auch in Österreich sprengen. Denn in dieser Größenordnung wäre es bei einer Umsetzung das größte Pumpspeicherkraftwerk Österreichs. Die bestehende Pump- und Turbinenleistung der gesamten Illwerke-vkw-Gruppe würde sich um 50 Prozent auf 6000 Megawatt steigern. Die Zahl der Mitarbeiter in der Gruppe würde um bis zu 200 Beschäftigte wachsen.
Konkret sehen die Pläne die Errichtung einer rund zehn Kilometer langen unterirdischen Leitung im ostseitigen Bergkamm vom bestehenden Staubecken Lünersee zu einem neu zu errichtenden Kraftwerkshaus bei Bürs vor. Der für ein Pumpspeicherkraftwerk ebenfalls entscheidende Höhenunterschied würde bei rund 1300 Meter liegen. Im Kavernenkrafthaus bei Bürs sollen drei Maschinensätze installiert werden. Wie schon beim Obervermuntwerk II und beim Kopswerk II befindet sich der allergrößte Teil der Anlage im Berg beziehungsweise im Untergrund. Neben dem Lünersee sollen auch die bestehenden Speicherbecken Rodund in den Leitungsverbund integriert werden.
Von Machbarkeit überzeugt
Die Illwerke-Vorstände zeigten sich am Donnerstag von technischer Machbarkeit, Bewilligungsfähigkeit und Rentabilität eines solchen Riesenkraftwerks überzeugt. Hintergrund ist die Energiewende, die vor allem in Deutschland rasch voranschreitet – Stichwort Kohle- und Kernkraftausstieg. Da sich Wind und Sonne nicht steuern lassen, ergeben sich Schwankungen, eine Herausforderung in der Grundversorgung mit Strom. Das System werde sehr volatil, es brauche daher Speicherung. „Ein Hunger nach Flexibilität ist absehbar“, so Illwerke-Vorstand Helmut Mennel.
Bis Ende 2024 soll die Idee nun zu einem UVP genehmigungsfähigen Projekt weiterentwickelt werden. Ein möglicher Baubeginn könnte 2031 anstehen, eine Inbetriebnahme dann 2037/38.
Finanzierung
In Bezug auf die Finanzierung verwies Illwerke-Vorstandsvorsitzender Christof Germann auf eine Eigenkapitalquote von rund 70 Prozent, die auf die Dividendenpolitik des Eigentümers – die Illwerke stehen zu über 95 Prozent im Eigentum des Landes Vorarlberg – zurückzuführen sei. Man könne die zwei Milliarden Euro bis 2030 „grundsätzlich selbst finanzieren“, so habe man das Obervermuntwerk II je zur Hälfte aus eigener Liquidität und aus einem Darlehen finanziert. Ein Beitrag zum Landesbudget sei dennoch auch in Zukunft möglich. Vor dem UVP-Verfahren habe man „hohen Respekt“, man werde aber alle Betroffenen einbinden, so Germann. Für die Illwerke vkw bedeute das Projekt eine große Wachstumschance. Zudem brauche man bis 2030 rund 200 neue Mitarbeiter, davon wären 100 mit der Realisierung des Projekts beschäftigt.
„Wir können die zwei Milliarden Euro bis 2030 grundsätzlich selbst finanzieren.“
Christoph Germann, Vorstandsvorsitzender Illwerke vkw
Positive Grundhaltung
Landeshauptmann Wallner sprach vom „größten Infrastrukturprojekt Vorarlbergs“. Er sah einen „echten Beitrag zum Klimaschutz, der weit über das hinaus gehe, was Vorarlberg sonst leisten kann“. Er strebe einen möglichst einstimmigen Beschluss im Landtag für das Projekt an, in ersten Gesprächen mit den Landtagsparteien gebe es eine positive Grundhaltung, sagte der Landeshauptmann.
„Das Projekt ist ein echter Beitrag zum Klimaschutz, der weit über das hinausgeht, was Vorarlberg sonst leisten kann.“
Markus Wallner, Landeshauptmann