Windkraft sorgt für Wirbel: Vorarlberger zeigen sich uneins

Vorarlberg ist beim Thema Windkraft im Österreich-Vergleich Schlusslicht. Jetzt werden drei mögliche Standorte für Windräder im Land geprüft. Die NEUE hat sich dazu in Vorarlberg umgehört.
von Johanna Fußenegger und Paulina Summer
Gründe warum es im Westen Österreichs keine Windkraft gibt, sind der starke Fokus auf Wasserkraft, die geographischen und naturschutzrechtlichen Einschränkungen sowie ein bislang geringes politisches Engagement.
Dennoch steht Vorarlberg vor der Herausforderung, seinen Beitrag zur nationalen Energiewende zu leisten.
Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Auch Vorarlberg muss daher zusätzliche Potenziale erschließen und diese ausbauen. Derzeit prüfen die Illwerke vkw gemeinsam mit der EVN-Naturkraft drei mögliche Standorte für Windräder: das Gebiet Schuttannen in Hohenems, die Region Bödele in Dornbirn und Schwarzenberg sowie den Klaratsberg in Egg im Bregenzerwald.
Geplant sind Anlagen, die moderne Technik nutzen und möglichst umweltfreundlich den größtmöglichen Energiegewinn zu verzeichnen.
Natur- und Landschaftsschutz.
Aufgrund verschiedener Aspekte stoßen diese Überlegungen in der Bevölkerung auf Diskussionen. Einerseits geht es um die Förderung des Klimaschutzes und die Unabhängigkeit von fossiler Energie. Auf der anderen Seite stehen der Natur- und Landschaftsschutz und der Artenschutz. Auch die Akzeptanz der Nachbarn und Nachbarinnen der Windräder an den Standorten wird diskutiert.
Bis 2030 sollen österreichweit jährlich rund 120 Windkraftanlagen gebaut werden. Dieser Ausbau kommt derzeit allerdings nicht so schnell voran, da die Planungen der Projekte und Genehmigungsverfahren sehr zeitintensiv und komplex sind. Ende 2024 hat es in Österreich bereits 1451 Windkraftanlagen gegeben. Diese versorgen rund 2,65 Millionen Haushalte mit Strom.
Die NEUE hat sich in Dornbirn und Rankweil umgehört:
Wie die Bevölkerung zum Ausbau der Windkraftanlagen in Vorarlberg steht und welche Alternativen sie sieht, hat die NEUE nachgefragt.

Man gewöhnt sich daran
Irgendwas müssen wir ja machen. Wir haben zwar schon viel Wasserkraft, aber bei der Windkraft sehe ich noch viel Ausbaupotenzial. In der Schweiz und in Niederösterreich stehen auch schon viele Windräder. Erneuerbare Energie finde ich wichtig, sie ist viel besser als Atomkraft, die es in der Schweiz ja teilweise noch gibt. Windräder sind daher eine gute Alternative, man muss sich einfach daran gewöhnen. Auch wenn sie optisch nicht so schön sind und Nachbarn das anfangs stören kann, erfüllen sie doch einen guten Zweck.
Brigitte, 75, Feldkirch
Den Lärm stelle ich mir schlimm vor, aber er soll gar nicht so laut sein, habe ich gehört. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich auch an den Anblick. Bei uns vor dem Fenster hat man sich auch mal überlegt, Windräder zu bauen, mich hätte das nicht gestört. Ansonsten wäre eine weitere Möglichkeit, die Sonnenenergie stärker auszubauen. Ich bin für mehr Förderungen für Photovoltaik-Anlagen und Sonnenkollektoren. Aber auch die Windkraft sollte auf jeden Fall weiter ausgebaut und stärker gefördert werden.

Wir müssen unseren Verbrauch reduzieren
Ich finde, dass Windkraft sehr hohes Potenzial hat, da wir ja ressourcentechnisch nicht wirklich gut aufgestellt sind. Immerhin könnte die Windkraft dann zwischen zwei und fünf Prozent zur Energieversorgung in Vorarlberg beitragen. Das finde ich persönlich schon einen sehr wichtigen Schritt, der unserer Region im Hinblick auf Energiegewinnung wirklich helfen könnte.
Günther, 62, Hörbranz
Allerdings verschandeln sie unsere schöne Landschaft schon. In Städten, wie zum Beispiel Hamburg, wo die Windräder auf dem Wasser stehen, finde ich es weniger störend und eingreifend in die Natur. Wenn man alternative Bauarten, die unauffälliger sind, nutzen würde, wäre es jedoch eine gute Idee. Deswegen heiße ich große Windräder im Unterland weniger willkommen. Das ist allerdings auch dem geschuldet, dass ich selbst aus dem Unterland komme. Alternativ würde ich weiterhin stark auf Wasserkraft setzen. Ansonsten würde ich die Sache noch nachhaltiger angehen. Also, mehr Energie generell einsparen und unseren Verbrauch reduzieren.

Störend in der Landschaft
Grundsätzlich finde ich Windkraft eine tolle Sache, besonders weil sie keine negativen und gravierende Folgen, wie beispielsweise die Atomkraft mit sich bringt. Ehrlich muss ich aber sagen, dass ich sie als störend in unserer schönen Landschaft empfinde. Deswegen würde ich mir Windräder in anderen Bauformen oder Designs wünschen, die weniger auffallen. Wenn es eine solche Möglichkeit gäbe, wäre es für mich viel leichter vorstellbar, auf Windkraft zu setzen. Eine Präferenz für einen der drei diskutierten Standorte habe ich nicht, in der Nähe meines eigenen Wohnorts hätte ich aber keine Freude.
Michaela, 57, Hohenems
Zudem finde ich, dass man bei allen Projekten zuerst ganz genau prüfen sollte, welche Auswirkungen auf die Umwelt möglich wären. Solange wir genügend Ressourcen für die Wasserkraft haben, würde ich stärker auf diese Art Energie setzen. Solange erneuerbare Energie der Umwelt und dem Umfeld aber nicht schadet, finde ich es wichtig, sie weiter auszubauen und bin deshalb auch Windkraftwerken gegenüber positiv eingestellt.

Windkraft ist ein kontroverses Thema
Beim Thema Windräder hat es schon immer Kontroversen gegeben, vor allem darüber, wie sie in die Landschaft passen. Ich finde, man muss da Kompromisse finden und nicht zu sehr auf einen Ort konzentriert sein. Eine Balance zwischen Wind-, Wasser- und Sonnenenergie halte ich für sinnvoll. Natürlich will man Windräder nicht direkt vor der Haustür haben, das verstehe ich. Manche bringen auch den Artenschutz der Vögel ins Spiel, das sehe ich persönlich aber weniger als Problem.
Mike, 47, Bludenz
Ich finde es gut, wenn Vorarlberg die Windkraft weiter ausbaut. Wir haben zwar den Vorteil, stark auf Wasserkraft setzen zu können, aber breit aufgestellt zu sein und verschiedene erneuerbare Energien zu nutzen, macht aus meiner Sicht sehr viel Sinn.

Ein “Schandfleck” in der Natur
Den Bau der Windräder finde ich ehrlich gesagt vollkommen unsinnig. In Vorarlberg braucht es das wirklich nicht. Wir haben sehr gute Wasserkraft und produzieren sogar so viel, dass wir unsere Energie ins Ausland verkaufen können. Warum also noch zusätzlich Windräder bauen? Wir verfügen hier im Land bereits über eine gute Versorgung, die funktioniert. Außerdem haben wir hier eine große Vielfalt an Vogelarten. Die Vogelschützer dürften über den Bau bestimmt auch nicht erfreut sein.
Claudia, 60, Dornbirn
Für mich sind Windräder ein Schandfleck in der Natur, sie schauen einfach nicht schön aus. Vorarlberg sollte besser unsere bewährte Wasserkraft weiterhin fördern.

Schauen sehr schön aus
Erneuerbare Energie finde ich wichtig. Es schützt immerhin die Umwelt und auf diese müssen wir viel mehr achten. Als Verschandelung der Landschaft sehe ich Windräder gar nicht. Ich muss zugeben, dass Windräder sogar teilweise sehr schön in Landschaften ausschauen. Sie verleihen eine gewisse Modernität und repräsentieren Fortschritt und Nachhaltigkeit. Das sieht wahrscheinlich nicht jeder so, aber mir gefallen sie irgendwie.
Noah, 18, Rankweil Brederis
Allerdings habe ich gehört, dass die Herstellung von Windrädern sich im Verhältnis zu der Stromgewinnung nicht wirklich lohnt. Denn die Herstellung ist sehr schädlich für die Umwelt und liefert im Vergleich leider später zu wenig Strom. Deswegen bin ich eher zwiegespalten und vorsichtig gegenüber dem Einsatz von Windkraft eingestellt.
Stören würden mich Windräder auf keinen Fall, allerdings sollte die Herstellung umweltfreundlicher gestaltet werden. Ich persönlich würde noch mehr auf Wasserkraft setzen und an der Produktion von Windkraftwerken noch stärker arbeiten und sie verbessern.