“Ich bin zwar noch jung, aber…

Altach tritt heute auswärts bei Austria Klagenfurt an.
Was waren für Sie die Beweggründe, von Sandhausen nach Altach zu wechseln?
Gianluca Gaudino: Man hört es zwar immer wieder, aber ich hatte einfach sehr gute Gespräche mit Werner Grabherr, dem Trainer und den Verantwortlichen. Nach der Situation bei Sandhausen, wo ich nach längerer Ausfallzeit zurück war und nicht mehr den Anschluss fand, ist es für mich eine Riesenchance, hier der Mannschaft zu helfen.
Sie und Ludovic Magnin kennen sich aus der gemeinsamen Zeit in der Schweizer Liga, wenn auch als Kontrahenten. Wie wichtig war diese Personalie für Ihre Entscheidung?
Gaudino: Das System, dass er spielen lässt, liegt mir. Deswegen war es schon ein großer Faktor für meine Entscheidung.
Beim Debüt gegen Austria Wien haben Sie als klassischer Zehner begonnen, im zweiten Abschnitt eher Linksaußen gespielt. Wo sehen Sie sich selbst?
Gaudino: Ich bin ein Spieler, der sich zwischen den Linien wohlfühlt. Auch auf der Position Linksaußen habe ich eher zwischen den Ketten gespielt. Ich sehe mich in der Rolle hinter den Spitzen, um unsere Stürmer bedienen und Vorlagen liefern zu können. Das ist die Rolle, die ich einnehmen möchte. Zudem möchte ich der Mannschaft mit Ball Sicherheit geben und meine Ideen und Kreativität in der Offensive einbringen.
Kreativität in der Offensive hat im Herbst sicherlich gefehlt. Wo sehen Sie weitere Stärken?
Gaudino: Meine Stärken sind auf jeden Fall, meine Mitspieler in Szene setzen zu können, gerade in der Offensivreihe die Bälle durchzustecken und auch selbst zum Abschluss zu kommen. Auch Standards liegen mir.
Die 0:2-Niederlage gegen Austria Wien konnte nicht zufrieden stimmen. Wie haben Sie Ihr Debüt empfunden?
Gaudino: Wir sind gut reingekommen, aber durch die Gegentore sind wir ins Schwanken geraten und haben das Vertrauen verloren, miteinander zu spielen. Für mich war es wichtig, weiterhin mit breiter Brust die Bälle zu fordern und der Mannschaft zu zeigen, dass noch etwas geht. In der zweiten Halbzeit sind wir noch ein paarmal gefährlich geworden und haben in Ballbesitz besser agiert.
Dem zweiten Gegentreffer ging ein Ballverlust Ihrerseits voraus. Haben Sie auch das bei Ihrer Antwort gemeint?
Gaudino: Nach dieser Aktion war es umso wichtiger für mich, der Mannschaft zu zeigen, dass ich mich nicht verstecke. Fehler passieren, das gehört dazu. Es ist bitter, dass daraus ein Tor gefallen ist. Ich wollte dem Team zeigen, ich will den Ball und will weiterhin nach vorne spielen.
Liegt darin auch Ihre Rolle als Führungsspieler? Schließlich sollte eine neue Achse verpflichtet werden, und in dieser nehmen Sie eine bedeutende Position ein.
Gaudino: Mit meinem Alter (25, Anm.), ich bin zwar noch jung, aber die Mannschaft ist auch sehr jung, gehöre ich zu den Älteren. Mit der Erfahrung, die ich bereits gesammelt habe, gehöre ich sicher zu den Spielern, die mit führen können. Wenn ich mich als Führungsperson beschreiben müsste, bin ich eher jemand, der versucht, der Mannschaft auf dem Platz zu helfen und zu zeigen, dass ich für die Mannschaft da bin. Das meine ich mit, Bälle fordern, präsent sein und der Mannschaft ein gutes Gefühl geben.
Die Ansätze in der Offensive waren erkennbar, auch wenn noch die letzte Präzision gefehlt hat. Wie haben Sie es gesehen?
Gaudino: Da ist definitiv noch Luft nach oben. Im Training kann man viel machen, aber den Wettkampf kann man nicht simulieren. Daher war das Spiel wichtig, um sich zu finden. Aufgrund der zweiten Halbzeit habe ich ein deutlich besseres Gefühl. Da waren Dinge dabei, auf denen man aufbauen kann. Aber das Gefühl füreinander zu finden, ist ein Prozess.
Heute folgt das Duell mit dem Aufsteiger Austria Klagenfurt. Was braucht es nun, damit Altach Punkte mitnehmen kann?
Gaudino: Es wird entscheidend sein, dass wir gegen den Ball ein anderes Gesicht zeigen. Am wichtigsten wird es sein, dass wir kompakt stehen, aggressiv sind und das den Gegner spüren lassen. Dadurch wird sich auch unser Offensivspiel verändern und verbessern. Wenn man aktiv gegen den Ball arbeitet, ist man auch offensiv aktiver und reagiert weniger, agiert dafür mehr. Es ist das Ziel, dass wir dominant auftreten.
Im Hinspiel gab es eine deutliche 0:4-Pleite. Wurde diese noch mal analysiert und aufgearbeitet?
Gaudino: In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert. Sicherlich wird es angesprochen, aber die Mannschaft kann es auch als Ansporn nehmen, um ein anderes Gesicht zu zeigen.
Ihnen haftet auch der Stempel des gescheiterten Bayern-Talentes an. Stört Sie das noch in irgendeiner Weise?
Gaudino: Ich war noch nie empfindlich deswegen und bin es auch jetzt nicht. Die Station Bayern München gehört zu meiner Vergangenheit dazu, so wie die anderen Vereine auch, wo ich gespielt habe. Ich gebe auch Auskunft dazu, weil es einfach zu meinem Werdegang gehört. Als gescheitert sehe ich mich aber nicht. Ich bin 25, immer noch jung und sehe mich auch mit dem Karriereverlauf, den ich bisher genommen habe, nicht als gescheitert an. Jetzt bin ich hier in Altach und möchte zeigen, was für ein Spieler ich geworden bin und wie ich mich entwickelt habe. Es freut mich, hier zu sein und der Mannschaft helfen zu dürfen.