“In der kommenden Saison spiele ich in…”

Der Schweizer Torjäger spricht über sein Idol Ibrahimovic.
Vor wenigen Tagen haben Robert Lewandowski und Karim Benzema jeweils dreifach in der Champions League getroffen. Ist die Zeit der klassischen Mittelstürmer wie Sie einer sind zurück im Fußball?
Haris Tabakovic: Ich glaube, die Zeit der klassischen Mittelstürmer war nie vorbei. In fast jedem Kader gab es eine typische Nummer neun. Stürmer sind für Tore gut, deshalb muss man auf sie zählen.
Lewandowski und Benzema sind schon lange dabei. Sind das Spieler, die für Sie Vorbilder sind?
Tabakovic: Mein größtes Vorbild war immer Ibrahimovic. Aber ich schaue Spielern wie Lewandowski, Lukaku oder Haaland einfach gerne zu.
Sie halten in dieser Saison bereits bei 22 Toren aus 17 Spielen. Ist es die beste Saison ihrer bisherigen Karriere?
Tabakovic: Was die Anzahl der Tore betrifft, garantiert.
Sie haben aber auch schon auf höherem Niveau gespielt. Haben Sie sich im Vergleich zur Vergangenheit nochmals gesteigert?
Tabakovic: Ja, ich bin klüger geworden. Ich weiß, wie ich spielen und auf was ich achten muss. Und vor allem, ich bin topfit. Das merkt man auf dem Platz.
Am Montag gegen den FAC Wien ist Ihnen der Führungstreffer gelungen. Wie haben Sie das Tor erlebt?
Tabakovic: Ich habe gesehen, dass Brandon Baiye auf der Seite durchgekommen ist und wusste, ich muss zum ersten Pfosten. Natürlich war dann ein bisschen Glück dabei, dass Bubalovic der Ball verspringt. Aber es ist nicht nur Glück, sondern auch der Wille, dass ich dort reingehe und ihn über die Linie drücke.
Warum hat es anschließend trotzdem nicht zu einem Sieg gegen die Wiener gereicht?
Tabakovic: Wir haben ihre Standardsituationen ein bisschen unterschätzt. Der FAC hatte aus dem Spiel eigentlich keine Chancen, aber sie haben große Spieler, die bei Standards gefährlich sind. Sie sind hinten erfahren und arbeiten gut in der Defensive. Wir hätten aber schon die Möglichkeiten gehabt, sie zu „killen“. Nach einem 2:0 von Grabher und einem 3:0 durch Baiye wären sie nicht mehr zurückgekommen.
Austria Lustenau hat in dieser Saison häufig begeisternden Offensivfußball geboten. Sind gegen den FAC die Schwächen der Mannschaft offensichtlich geworden? Ihre Elf hat sich von der harten Gangart und Cleverness der Wiener rausbringen lassen?
Tabakovic: Wir sind eine junge Mannschaft, das ist ein Lernprozess. Es gibt Matches, bei denen man nicht die Nerven verlieren und deshalb das Spiel aus der Hand geben darf. Denn in der ersten Hälfte hatte der FAC überhaupt keine Chance. Ich hatte stets das Gefühl, dass wir sie total im Griff haben. Wenn man nicht so viel Erfahrung hat, dann kann es schnell gehen. Und nach dem 2:1 war es nicht mehr so einfach.
Es ist Ihre zweite Saison in der 2. Liga. Davor werden Sie nicht allzu viele in Österreich gekannt haben. Haben Sie das Gefühl, dass inzwischen anders gegen Sie verteidigt wird als zu Beginn?
Tabakovic: Ja, das merke ich. Inzwischen ist es nicht mehr nur ein Innenverteidiger, der sich um mich kümmert, sondern auch der zweite oder ein Sechser. Ich habe dadurch weniger Eins-gegen-eins-Situationen, das ist aber für mich kein Problem.
Sie sind wie auch Ihr Teamkollege Muhammed Cham einer der meistgefoulten Spieler der Liga. Würden Sie sich wünschen, dass Offensivspieler in der Liga besser geschützt werden?
Tabakovic: (überlegt) Ich glaube, die Schiedsrichter pfeifen in der 2. Liga schon sehr viel, in der Bundesliga geht es härter zu. Es gibt aber schon einige Situationen, bei den ich mir denke, das ist ein klares Foul, wie wenn mir der Gegenspieler mit den Knien in den Rücken springt und der Schiedsrichter nicht pfeift. Bei Cham ist es anders. Wenn ein Spieler so viel am Ball ist und so viele Dribblings macht wie er, ist er oft nur durch ein Foul zu stoppen.
In den ersten beiden Saisonspielen haben sie nicht nur sechs Tore erzielt, sondern auch zwei Gelbe Karten wegen Unsportlichkeit bekommen. Danach war es nur noch eine weitere wegen eines Fouls. Ist das Zufall oder haben Sie bewusst Emotionen herausgenommen?
Tabakovic: Es war Zufall, denn ich bin immer noch derselbe, ich bin hochimpulsiv. Vor ein paar Wochen habe ich mal auf „Transfermarkt.at“ nachgeschaut und da stand, ich hätte schon vier Gelbe Karten bekommen, was nicht stimmt. Ich habe das lange nicht gewusst und habe mir gesagt, ich will in den wichtigen Spielen nicht fehlen und sollte jetzt die Fresse halten. Aber auf dem Platz kann ich meine Emotionen nicht steuern, ich bin ein Typ, der davon lebt.
Am Sonntag spielen Sie gegen Wacker Innsbruck, das sich aktuell in der Krise befindet. Was erwarten Sie von der Partie?
Tabakovic: Sie haben ein paar Spieler im Winter verloren, aber sie haben noch einige Akteure mit hoher Qualität wie Ronivaldo oder der Sechser Dennis Grote, der schon in der Bundesliga gespielt hat. Ich kann die Stimmung dort nicht einschätzen, habe die Unruhe nur am Rande mitbekommen. Es wird aber sicher ein schwieriges Spiel.
Sie haben in einem Interview gesagt, sie wären kein Zweitligaspieler. Macht es für Sie einen Unterschied, ob sie in einem EM-Stadion wie in Innsbruck spielen oder auf einem „Dorfplatz“ wie in Lafnitz?
Tabakovic: In einem „geileren“ Stadion zu spielen macht für mich schon einen Unterschied. Die Motivation ist vielleicht noch ein bisschen größer. Das ganze Rundherum – auch wenn Zuschauer da sind – pusht zusätzlich. Ich freue mich auf das Spiel in Innsbruck.
Im Sommer haben sie offensiv mit einem Wechsel kokettiert. War es schwierig, neue Motivation für die Aufgabe in Lustenau zu finden?
Tabakovic: Am Anfang schon. Als die Transferperiode noch offen war und die Saison schon begonnen hatte, war es schon schwierig. Als das Transferfenster dann geschlossen war, musste ich das Ganze einfach vergessen und nach vorne schauen. Ich habe mich darauf fokussiert, auf dem Platz meine Tore zu machen und fit zu bleiben.
Im Sommer sind sie ablösefrei, wo sehen Sie sich in der kommenden Saison?
Tabakovic: (überlegt) In der ersten Liga. Wo es sein wird, das kann ich jetzt noch nicht sagen.