Paradise Lost: Gothic Metal in Reinkultur

Paradise Lost präsentierte am Donnerstag im Conrad Sohm einen abwechslungsreichen Auszug aus ihrer Geschichte.
Bei einigen Bands ist es wie bei gutem Wein. Je älter desto besser. Die Engländer von Paradise Lost gehören wohl zu dieser Sorte und sind mit ihren über 30 Jahren Banderfahrung bei Gott keine Newcomer mehr. Sie haben in ihrer Geschichte viele Stile entscheidend mitgeprägt, am meisten wohl den Gothic Metal. Als Sisters of Mercy für Metal-Freunde verrufen, sind sie jedoch viel mehr als das: Nämlich eine Doom Metal Band mit vielen Hardcore Einflüssen.
Melodischer Metal
Diese Bandbreite spielten sie an diesem Abend vollkommen aus. Auf dem aktuellen Album „Obsidian“ von 2020 kehren sie deutlich hörbar wieder zum melodischen Metal zurück. Gerade Stücke wie „Forsaken“ oder auch der Opener „Dark Thoughts“ präsentierte der Sänger Nick Holmes mit einer sehr feinen Melodieführung, die dann in einen richtigen Kracher mündete.
Obwohl die neuen Stücke erwartungsgemäß ordentlich zur Geltung kamen, schafften sie es gleichzeitig, Songs von zehn verschiedenen Alben zu spielen und so ein Best-of ihrer Bandgeschichte rauszuhauen. Krachende Gitarren, Growle-Gesang kombiniert mit düsterer Stimmung und schweren Rockgitarrensoli: Das können die Jungs von der Insel wie kaum eine andere Band. Ein Detail ist dabei bemerkenswert. Bis auf den Schlagzeuger sind alle aus der Gründungsformation noch mit dabei. A propos Schlagzeuger: Kurz vor der Europatour stieg Schlagzeuger Waltteri Väyrynen aus der Band aus, für ihn sprang vorerst Strigoi-Schlagzeuger Guido Montanarini ein, der einen guten Job ablieferte.
Keyboardklänge
Mit dem Klassiker „Say Just Words“ bedienten sie gegen Ende des Sets auch die Fans, die auf signifikante Keyboardklänge und Gothic in Reinkultur stehen. Nur den Bandausflug in die Electronic ließen sie aus, was aber auch kein Schaden war. Mit dem fetten Brett „Ghosts“ vom aktuellen Album verabschiedete sich Paradise Lost nach einer Stunde 30 Minuten gebührend von ihren Fans.
Die französische Doom-Metal Band „Hangmans Chair“ boten mit melodischem Sound einen guten Einheizer für Paradise Lost. Das Conrad Sohm hat an diesem Abend wieder eindeutig bewiesen, dass es im Ländle nach wie vor die beste Adresse für alle ernsthaften Metalfans ist.
von Daniel Furxer