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Dynamik und Klangfülle in Kirchenakustik

17.10.2022 • 21:36 Uhr
Das Konzert in der Pfarrkirche St. Karl.<br><span class="copyright">Christoph Wallmannd</span>
Das Konzert in der Pfarrkirche St. Karl.
Christoph Wallmannd

Das Chorkonzert „O nata lux“ der 32. Hohenemser Chor- und Orgeltage.

Von Katharina von Glasenapp

Nach zwei spannenden Abenden mit Orgel vierhändig und einer Verbindung von Bläsern, Orgel und Jazz freuten sich Peter Amann und Christoph Wallmann, die Organisatoren der 32. Hohenemser Chor- und Orgeltage, über ein gut besuchtes und begeistert angenommenes Abschlusskonzert mit dem Kammerchor Choropax aus Wattens, unter der Leitung von Ewald Brandstätter.

Johannes Ötzbrugger und Domenico Cerasani an der Theorbe, Alexandra Lechner an der Violone und der kurzfristig eingesprungene Organist Manfred Novak stützten den Chor als Continuogruppe in den frühbarocken Motetten von Heinrich Schütz und Johann Hermann Schein. Unter der Überschrift „O nata lux“ verband der Chor Werke dieser Epoche mit den auf Grund ihrer Klanglichkeit bei Chören und Publikum so beliebten zeitgenössischen Stücken. Sie stammen von Komponisten aus Norwegen (Ola Gjeilo) und Litauen (Vytautas Miškinis) oder Amerikanern mit nordischen Wurzeln (Jacob Narverud, Morten Lauridsen) oder von chorerfahrenen Komponisten bzw. komponierenden Chorleitern (Daniel Elder, Eric Whitacre).

Schwebende Klänge

Lichterfüllte, obertonreiche, schwebende Klänge als Spiegel der spirituellen Texte, fließende Linien über pulsierenden Tonsilben oder strahlend helle Klänge bildeten denn auch die Grundstimmung in diesem Programm. Sie tun nicht nur in schwierigen Zeiten wie diesen gut, dank der Intonationssicherheit und Strahlkraft des mit 15 Frauen und zwölf Männern besetzten Chors konnten sie auch ihre Wirkung entfalten.

Mit klarer Zeichengebung und Temperament führte Ewald Brandstätter seinen Chor, differenzierte Dynamik, Klangfülle, die von der angenehmen Kirchenakustik in der Pfarrkirche St. Karl noch unterstützt wurde, und Sicherheit in den Übergängen zeugten von der wertvollen Probenarbeit und Stimmbildung der Tiroler Choropax-Gäste.

Hoffnungsvolle Bewegung

Die Motetten von Heinrich Schütz und Johann Hermann Schein sind während des 30-jährigen Kriegs in Zeiten großer Angst und Bedrängnis entstanden. Hier überzeugten Textdeutlichkeit und Deklamation, die Gegenüberstellung der Stimmgruppen und die festlich hoffnungsvolle Bewegung. Eine besondere Farbe brachten die Instrumente mit Theorben, Truhenorgel und Bass sowohl in der Begleitung der Chorstücke als auch in den schwingend zierlichen Figurationen des in Italien wirkenden Komponisten Johann Hieronymus Kapsberger.

Vor allem in der Passacaglia entfalteten sich die Oberstimmen über der Basslinie mit tänzerischer Anmut. An der großen Gollini-Orgel erkundete Manfred Novak in Improvisationen die Register und Möglichkeiten des Instruments und schuf damit stilvolle Ein- und Überleitungen zwischen den Stücken.
Mit der Zugabe verwandelten sich Theorben, Truhenorgel und Bassgambe sogar in eine Volksmusikgruppe zur Begleitung der warmen Stimmen in einem berührenden Volkslied.
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