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In Feldkirch entsteht ein neues Wohnviertel

19.10.2022 • 22:50 Uhr
Im Südwesten des Feldkircher Stadtteils Tosters soll auf 50.000 Quadratmetern (orange Fläche) ein neues Wohnviertel entstehen.<span class="copyright">Rhomberg</span>
Im Südwesten des Feldkircher Stadtteils Tosters soll auf 50.000 Quadratmetern (orange Fläche) ein neues Wohnviertel entstehen.Rhomberg

Fläche ist 50.000 Quadratmeter groß. Bewohnerzuwachs wird Stadt vor große Herausforderungen stellen.

In keinem anderen Stadtteil von Feldkirch wurde in den letzten Jahrzehnten so viel gebaut und nachverdichtet wie in Tosters. In den 50er-Jahren zählte die einstige Bauernsiedlung noch nicht einmal 1000 Einwohner, vor 20 Jahren lebten dann schon knapp 5000 Menschen in Tosters, heute zählt der Stadtteil – Nebenwohnsitze inklusive – bereits mehr als 6500 Bewohner.

Auch in den nächsten Jahren wird die Einwohnerzahl weiter kräftig ansteigen. Denn mit der nun abgeschlossenen Umlegung am Kapellenweg unmittelbar an der Grenze zum Tostner Ried werden noch einmal rund 50.000 Quadratmeter Bauland erschlossen. 20.000 Quadratmeter, sprich knapp 40 Prozent der Fläche, stehen im Eigentum der Stadt. Was und wie dort gebaut werden soll, steht bis auf einen Stadtteilpark im Ausmaß von 1800 Quadratmetern noch nicht fest. Der städtebauliche Rahmenplan für das neue Quartier soll in einem kooperativen Planungsverfahren erarbeitet werden.

Peter Ulmer äußerte bedenken. <span class="copyright">NEUE/STadler</span>
Peter Ulmer äußerte bedenken. NEUE/STadler

Informationsveranstaltung

Am Dienstagabend lud man die Tostner Bevölkerung im Rahmen einer Informationsveranstaltung ein, Ideen und Wünsche zur zukünftigen Gestaltung und Nutzung des Quartiers kundzutun. Etwa 120 Bürger nahmen die Möglichkeit wahr. Auch die NEUE war vor Ort.
Einige Teilnehmer äußerten gleich zu Beginn ihre Zweifel an dem Beteiligungsprozess. Bei der Höhe der Gebäude könne man ohnehin nicht mitreden, meinte etwa Peter Ulmer, der direkt neben dem Umlegungsgebiet wohnt. Zudem befürchtet er, dass der Verkehr in Tosters weiter zunimmt. Ein anderer Zuhörer stellte fest, dass die Volksschule und Kindergärten bereits jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen würden. Nach ein paar weiteren kritischen Fragen wurde dann rasch klar, dass die Stadtverantwortlichen keine öffentliche Diskussion aufkommen lassen wollten. Stattdessen bat man die Tostner, ihre Bedenken und Anregungen an den vorbereiteten und von Stadtbediens­teten und Fachleuten betreuten Thema-Tischen zu artikulieren. Dort wurde dann durchaus konstruktiv debattiert.

Bürger artiekulierten ihre Anregungen, Wünsche und Sorgen. <span class="copyright">NEUE/Stadler</span>
Bürger artiekulierten ihre Anregungen, Wünsche und Sorgen. NEUE/Stadler

Bedenken der Bürger

„Wichtig wäre ein guter Mix aus Eigentums- und Mietwohnungen“, meinte etwa Barbara Bitschi. Als Argument führt sie an, dass Menschen, die sich dauerhaft in Tosters niederlassen, sich stärker mit dem Dorf verbunden fühlen. Zudem würde sie sich freuen, wenn es im neuen Quartier ein Kaffeehaus mit angeschlossenem Kinderspielplatz geben würde. Weitere Anregungen und Wünsche betrafen unter anderem das ÖPNV-Angebot, die ärztliche Versorgung und Betreutes Wohnen.
Grundsätzlich gibt es unter den Tostnern Bedenken, dass die Bebauung zu dicht und zu hoch ausfallen könnte. Ein weiteres großes Thema war der zusätzliche Verkehr, den ein neues Wohnviertel wie jenes am Kapellenweg naturgemäß mit sich bringen wird.

BAm Dienstagabend fand eine Bürgerinformationsveranstaltung statt. <span class="copyright">Stadler</span>
BAm Dienstagabend fand eine Bürgerinformationsveranstaltung statt. Stadler

Bauland-Umlegung

Warum kam es überhaupt zu einer Umlegung? Das betreffende Gebiet am Rand der Landesgrünzone ist bereits seit den 1970er-Jahren als Bauerwartungsland gewidmet, allerdings waren die Grundstücke aufgrund ihres Zuschnitts allesamt für eine Bebauung ungeeignet. Wie Brigitte Noack von der Abteilung Stadtplanung den Tostnern erklärte, waren vor zehn Jahren die ersten Eigentümer mit Bauvorhaben an die Stadt herangetreten, worauf eine Umfrage zu einer allfälligen Umlegung durchgeführt wurde. 70 Prozent der Grundstückseigentümer sprachen sich damals für eine Umlegung aus. Die Gemeinde war somit verpflichtet, ein entsprechendes Verfahren in die Wege zu leiten. Dieses wurde im Sommer des letzten Jahres abgeschlossen. Knapp 50 Grundstücke kleineren und größeren Zuschnitts sind dabei entstanden.
Ende Oktober werden die Bauarbeiten für die Erschließungsstraßen sowie für den Kanal- und Leitungsbau in Angriff genommen. Diese sollen in rund einem Jahr abgeschlossen sein. Wie Noack weiter ausführte, gibt es bereits erste Bauabsichten. Im März 2023 soll ein Siebtel der Fläche in Bauland umgewidmet werden.

Luftbildaufnahmen von Tosters im Jahr 1970 und 2022 zeigen die rege Bautätigkeit. <span class="copyright">Vogis</span>
Luftbildaufnahmen von Tosters im Jahr 1970 und 2022 zeigen die rege Bautätigkeit. Vogis



An den Bürgerbeteiligungsprozess angeschlossen hat sich auch die BWS-Gruppe, in deren Eigentum drei große Wohngebäude – unter anderem das Hochhaus – am nahegelegenen Riedteilweg stehen. Die BWS-Gruppe beabsichtigt, die Siedlung nachzuverdichten. Die Flächen, auf welchen sich derzeit unter anderem ein Spielplatz und eine Kleingartensiedlung befinden, hat die BWS-Gruppe von der ÖBB-Landwirtschaft im Baurecht erworben. BWS-Regionalleiter Helmut Habitzel stellte sich am Dienstagabend den Fragen mehrerer besorgter Mieter.

Helmut Habitzel, regionalleiter Immobilienmanagement der BWS-Gruppe. <span class="copyright">Stadler</span>
Helmut Habitzel, regionalleiter Immobilienmanagement der BWS-Gruppe. Stadler

Mehr Einwohner

Laut eines von der NEUE befragten Experten werden am Kapellenweg und Riedteilweg schätzungsweise 500 neue Haushalte entstehen. Zieht man die durchschnittliche Personenanzahl je Haushalt in Vorarlberg heran (2,29), wird der Stadtteil Tosters um mehr als 1100 Einwohner wachsen.