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Schultaschen statt Waisenhäuser

10.12.2022 • 19:19 Uhr
Foto links: Pfarrer Georg (Bildmitte) und sein Bruder Pfarrer Francis bei der Übergabe der Schulutensilien. <span class="copyright">Dach überm Kopf</span>
Foto links: Pfarrer Georg (Bildmitte) und sein Bruder Pfarrer Francis bei der Übergabe der Schulutensilien. Dach überm Kopf

Der Verein „Dach überm Kopf“ baut mit Spenden aus Vorarlberg Häuser für Bedürftige in Indien.

Eine besondere Reise hat Pfarrer Varghese „Georg“ Thaniyath in diesem Sommer unternommen.

Nach drei Jahren konnte er im August endlich wieder in sein Geburtsland Indien reisen. Die Coronapandemie und vor allem gesundheitliche Probleme hatten dies in den Jahren zuvor verhindert. Der Leiter des Pfarrverbands Göfis-Satteins musste sich nicht nur einer Bandscheibenoperation unterziehen, sondern hatte zudem einen Herzinfarkt. Doch auch aus seiner alten Heimat erreichten den Geistlichen in den vergangenen drei Jahren immer wieder besorgniserregende Nachrichten. So litten einige seiner Brüder ebenfalls unter Problemen mit ihrem Herzen. Sein Bruder Francis – seines Zeichens auch Priester – musste nach einer Coronainfektion sogar auf der Intensivstation um sein Leben kämpfen.

Die Häuser sind einfach gestaltet, aber eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Familien. <span class="copyright">Dach überm Kopf (2)</span>
Die Häuser sind einfach gestaltet, aber eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Familien. Dach überm Kopf (2)

Umso größer war bei Pfarrer Georg diesen Sommer die Aufregung vor dem Abflug in Richtung alter Heimat. Ähnlich ging es dort seinen Brüdern, die natürlich gespannt waren, wie der Wahl-Vorarlberger seine gesundheitlichen Probleme überstanden hatte: „Sie haben sich gefragt, wie ich jetzt wohl ausschaue, und ich habe mich gefragt, wie sie nun ausschauen“, sagt der Geistliche und lacht.

Häuser eingeweiht

Doch Pfarrer Georg war nicht nur in der indischen Provinz Kerala, um seine Verwandten und Bekannten zu besuchen. Er hatte auch 25 Häuser einzuweihen. Diese wurden heuer durch den Verein „Dach überm Kopf“, den der Priester mit einigen Mitstreitern vor Jahren in Vorarl­berg gegründet hat, errichtet. Mittlerweile sind mit Unterstützung aus dem Ländle schon über 1800 Unterkünfte für bedürftige Familien entstanden.

Die Feiern zur Hausübergabe werden von den Familien individuell gestaltet. Freude herrscht aber überall. <span class="copyright">Dach überm Kopf (3)</span>
Die Feiern zur Hausübergabe werden von den Familien individuell gestaltet. Freude herrscht aber überall. Dach überm Kopf (3)

Umgerechnet 3200 Euro hat der Bau eines Hauses bisher gekostet. Allerdings machen die weltweiten Preissteigerungen auch den Verantwortlichen des Vereins zu schaffen. So müssen ab sofort 3600 Euro für die Errichtung veranschlagt werden. Ein Preis, der immer noch sehr niedrig liegt und auch nur dank des Entgegenkommens von Lieferanten und Handwerkern vor Ort möglich ist. Die Familien legen bei der Arbeit zudem selbst mit Hand an und bekommen Unterstützung von Verwandten, Bekannten und sogar Nachbarn.

Hochwasserkatastrophe

Die Hilfsbereitschaft vor Ort hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, berichtet der Pfarrer nach seinem Besuch. So könne es gut sein, dass Nachbarn übrig gebliebene Ziegel oder andere Baumaterialien auf die Baustelle bringen. In einem anderen Fall habe eine Familie ihre alte Haustüre spendiert, nachdem sie diese durch eine neue ersetzt hatte. Eine Rolle bei der steigenden Hilfsbereitschaft spielt nach Ansicht des Priesters auch die Hochwasserkatastrophe, welche 2018 die Provinz Kerala traf. 3,5 Millionen Menschen waren gezwungen, in Notunterkünften zu leben. „Gerade vielen Wohlhabenderen sind dadurch die Augen geöffnet worden“, ist sich der Geistliche sicher. Sie hätten gesehen, wie schnell man – trotz Geld und Besitz – auf die Hilfe anderer angewiesen sein kann. Vielen sei es daher nun ein Anliegen, den Bedürftigen zu helfen.

Unter anderem Rucksäcke und Fahrräder wurden an Mädchen und Buben für den Schulbesuch übergeben. <span class="copyright">Dach überm Kopf (3)</span>
Unter anderem Rucksäcke und Fahrräder wurden an Mädchen und Buben für den Schulbesuch übergeben. Dach überm Kopf (3)

Doch der Verein „Dach überm Kopf“ errichtet nicht nur Häuser für Bedürftige in der Region. So gibt es auch Arbeitsprojekte für bedürftige Frauen, und bis vor Kurzem wurden Waisenheime in der Region unterstützt. Die Heime wurden von Klosterschwestern betrieben, mussten allerdings aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen aufgelöst werden.

Schulutensilien und Räder

Als Alternative haben Pfarrer Georg und die Vereinsverantwortlichen eine neue Art des Engagements im Bereich der Bildung gesucht. Auf diese Weise wurde die Idee geboren, die Kinder von bedürftigen Familien bei der Anschaffung von Schulsachen zu unterstützen. Für 50 Schulkinder, welche zu Fuß einen mehr als einstündigen Schulweg zu absolvieren hatten, wurden zudem Fahrräder gekauft. Beim Besuch des Wahl-Vorarlbergers wurden die Schulrucksäcke, Räder und andere Schulutensilien übergeben.

Gruppenreise für 2024 geplant

Bereits im Jänner wird Pfarrer Georg erneut nach Indien reisen. 20 weitere Häuser wird er dann einweihen. Wieder wird er sich allein auf die Reise machen. Doch 2024 plant er – nach einer längeren coronabedingten Pause –, wieder mit einer Gruppe von Spendern nach Indien zu fliegen. Sie sollen sehen, was dort mit ihrer Unterstützung erreicht worden ist und welche Freude die bedürftigen Menschen in Indien in ihrem neuen Zuhause haben.

Weitere Informationen online auf: www.dachuebermkopf.com